Deutsche Minderheit

Namhafte Historiker geben Einblick in Geschichte der Minderheit

Konferenz: Einblick in Minderheitengeschichte auf Knivsberg

Konferenz: Einblick in Minderheitengeschichte auf Knivsberg

Knivsberg/Knivsbjerg  
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Jon Thulstrup hat die Tagung auf dem Knivsberg vorbereitet. Er hat bereits mehrfach Einblick in seine Forschungsarbeit, die Aufarbeitung der eigenen Geschichte der deutschen Nordschleswiger, gegeben. Foto: Archivfoto Dominik Dose

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75 Jahre nach dem Krieg haben die Deutsche Minderheit und die Süddänische Universität den Historiker Jon Thulstrup beauftragt, die eigene Aufarbeitung der Vergangenheit der Nordschleswiger zu erforschen. Mit dem BDN, der Bildungsstätte sowie Archiv und Museum der deutschen Nordschleswiger lädt er am 9. Oktober zur Geschichtskonferenz.

„Eine öffentliche Veranstaltung wie die Geschichtskonferenz ist Teil meines Vermittlungsauftrags“, berichtet Jon Thulstrup, der seit dem vorigen Jahr mit finanzieller Unterstützung der Süddänischen Universität und des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN) an der Erforschung bisher nicht beleuchteter Aspekte der Geschichte und Vergangenheitsbewältigung der deutschen Minderheit arbeitet. Dabei geht es um Aspekte wie die Kollaboration der deutschen Minderheit mit der deutschen Besatzungsmacht von 1940 bis 1945 und deren „Aufarbeitung“, indem man sich in der Minderheit in Verbindung mit der juristischen Aufarbeitung des Geschehens als Opfer einer zu harten Behandlung durch den dänischen Herbergsstaat nach 1945 sehen wollte. Die Geschichtskonferenz am Sonnabend, 9. Oktober, bei der sich die Historikerinnen und Historiker der Diskussion stellen, ist für alle Interessierten offen.  

In Wahlplakaten der deutschen Minderheit aus den 1950er Jahren ist das Selbstverständnis der der deutschen Nordchleswiger in der Nachkriegszeit dokumentiert. Nach der Kollaboration mit der deutschen Besatzungsmacht sahen sich viele in der Minderheit in einer Rolle als Opfer einer zu harten dänischen Justiz. Foto: Volker Heesch

 

 Bei einer Teilnahmegebühr von 150 Kronen umfasst die Teilnahme an der Konferenz auch ein Frühstück um 9.30 Uhr und ein Mittagessen gegen 12 Uhr. Um 9 Uhr beginnt die Veranstaltung unter dem Titel „Neuanfang, Mehrheit und Minderheiten sowie Minderheitenpolitik“ mit einer von Hans Schultz Hansen, Forschungsleiter des dänischen Reichsarchivs in Apenrade (Aabenraa), geleiteten Diskussionsrunde. Bevor die Diskussion eröffnet wird, hält Henrik Skov Kristensen, bis zum Sommer Leiter des Museums Frøslevlejrens Museum, einen Kurzvortrag über „Die deutsche Minderheit und das Fårhuslager von 1945 bis heute“.

 

Henrik Skov Kristensen hat in zahlreichen Werken die Geschichte der deutschen Minderheit im und nach dem Zweiten Weltkrieg beleuchtet. Foto: Volker Heesch

 

Anschließend spricht Thomas Wegener Friis, Süddänische Universität Odense, über die „Überwachung der deutschen Minderheit nach 1945“ und Mogens Rostgaard, Forschungsabteilung der Dänischen Zentralbibliothek Flensburg, informiert über „Zusammenarbeit zwischen den Minderheiten im deutsch-dänischen Grenzland“. Die Reihe der Kurzvorträge schließt mit Jon Thulstrups Beitrag „Tingleff als Kerngebiet der Minderheit nach 1945“. 

Konferenzsprachen Deutsch und Dänisch

Jon Thulstrup berichtet, dass Beiträge und Fragen in deutscher und dänischer Sprache geliefert bzw. gestellt werden können. „Es sind hochkarätige Fachleute gewonnen worden. Ich hoffe, dass auch jüngere Nordschleswiger, die sich für einen selbstkritischen Umgang mit der Geschichte der deutschen Nordschleswiger interessieren, an der Geschichtskonferenz teilnehmen“, so Jon Thulstrup, der vor seinem Studium am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig Abitur gemacht hat.

Identität und Erinnerungskultur

Während des zweiten Teils der Konferenz steht das Thema „Identität und Erinnerungskultur in der Minderheit“ auf dem Programm. Nach weiteren Kurzvorträgen wird unter Leitung von Hauke Grella, Leiter des Deutschen Museums Nordschleswig in Sonderburg (Sønderborg) im Veranstaltungsplenum diskutiert. Hans Schultz Hansen beleuchtet das Thema „Kopenhagener Protokoll 1949 – erste Schritte Richtung Normalisierung“. Anschließend spricht Tobias de Fønss Wung-Sung, Universität Kopenhagen, über „Identitätenbildung durch das Schulsystem“. Der Historiker untersucht seit Jahren wissenschaftlich das Thema deutsche Minderheit. Die Historikerin Caroline Elisabeth Weber von der Süddänischen Universität in Sonderburg liefert einen Beitrag unter dem Titel „Die Minderheit und der Knivsberg und Düppel als aktuelle Erinnerungsorte Nordschleswigs“.

Nach Schlussbeiträgen in dem Ergebnisse der Konferenz zusammengefasst werden dürften, endet die Veranstaltung um 15.30 Uhr. Anmeldungen sind bei der Bildungsstätte Knivsberg per Mail unter info@Knivsberg.dk möglich. 

 

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