THEMA DER WOCHE: KÖNIGINBESUCH
Königin: Minderheit eine besondere Dimension
Königin: Minderheit eine besondere Dimension
Königin: Minderheit eine besondere Dimension

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Der 24. Juli 1986 wird in die Geschichte der deutschen Minderheit eingehen, als Königin Margrethe II. als erstes dänisches Staatsoberhaupt offiziell die deutsche Minderheit besuchte.
Die deutsche Minderheit als sei eine besondere Dimension im deutsch-dänischen Grenzland würdigte. Der Hauptvorsitzende Gerhard Schmidt hatte bei der Begrüssung in der Apenrader Zentralbücherei erklärt: „Es ist das erste Mal seit der Volksabstimmung von 1920, dass ein dänisches Staatsoberhaupt die deutsche Volksgruppe in Nordschleswig offiziell besucht. Das erfüllt uns mit grosser Freude und mit grossem Stolz.“
Er wertete den Besuch als „grosse Anerkennung als einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur endgültigen kulturellen Gleichberechtigung“. Den Auftrag als Minderheit definierte Schmidt damit, „dass wir uns zu unserer Geschichte mit ihren Höhen und Tiefen bekennen müssen und in unserem Alltag in Nordschleswig die deutsche Sprache und Kultur pflegen“.
„In diesem Selbstverständnis als deutsche Nordschleswiger befinden wir uns heute nicht mehr im Gegensatz zum Dänentum.
Wir sind loyale Staatsbürger in Dänemark mit dem Anspruch und der Bereitschaft, im dänischen Alltag als gleichberechtigte Partner mit allen Pflichten und Rechten mitzuwirken.
Schatten der Vergangenheit
In der voll besetzten Tingleffer Sporthalle ging der Hauptvorsitzende auch auf die Schatten der Vergangenheit ein, die mit folgenden Worten be- und umschrieb:
... ja schwere Stürme und Unwetter haben auch Wellen der Not mit sich geführt, die Unglück über dieses Land brachten.
Dafür tragen wir als deutsche Minderheit eine Mitverantwortung vor der Geschichte, der wir uns als Deutsche auch künftig stellen.“
Schmidt im Sinne von Grundtvig:
„Freiheit sei unsere Losung im Norden/
Freiheit für Loke und Thor/
Freiheit für alles, was stammet vom Geist.“
Verweis auf den Besuch von Christian X.
Als Beispiel für das Verhältnis zum Königshaus nannte Schmidt den Grossvater der Königin, Christian X., der bei seinem Besuch auf dem Haderslebener Klosterfriedhof 1928 auch einen Kranz am deutschen Gefallenendenkmal niederlegte.
Das „Apenrader Tageblatt“ schrieb damals „über den pietätvollen Entschluss des Königs, weil er auch an den deutschen Steinen Rosen niederlegte“, für die man auf dänischer Seite gar keinen Blumenschmuck vorgesehen hatte.
Er erinnerte an die Worte von Königin Margrethe. „Wenn man bei Flensburg einen Eisernen Vorhang herablassen würde, würde viel verloren gehen.“
Wir danken dem dänischen Königshaus, das auch unser Königshaus ist, für manch Worte, Taten, die uns diese Achtung bezeugen, nicht zuletzt die Erklärung ihrer Majestät über das Verhalten gegenüber volklichen Minderheiten in ihrer Neujahrsansprache 1985.
Wir können darauf nur mit Adelma in Schillers Turandot antworten: „Ein königliches Herz fühlt königlich“, schloss Schmidt seinem mit grossem Beifall bedachte Rede.
„Lebenswillen und Zusammengehörigkeit“
Königin Margrethe II. verwies in ihrer Ansprache in der Tingleffer Sporthalle darauf, südlich der Grenze sei sie schon gewesen, „es ist aber das erste Mal, dass ich den deutschen Volksteil in unserem eigenen Lande besuche und etwas von dem sehe, woraus sein besonderes Dasein besteht.“
Was sie gesehen habe, zeuge nach ihren Worten „von Lebenswillen und von Zusammengehörigkeit“. „Es ist ebenfalls erfreulich zu sehen, wie deutsche und dänische Institutionen nebeneinander leben können.
Die Mehrheitsbevölkerung hat ihre Wurzeln und die Minderheit die ihrigen, aber einige Wurzeln sind gemeinsam. Alle sind der gemeinsamen Heimat eng verbunden.“
Minderheit macht Grenzgebiet reizvoll
Eingehend auf die Errichtung des deutschen Sekretariats Kopenhagen 1983, die „als eine besondere Erneuerung und Ermunterung“ aufgefasst werde und die einen engen Kontakt zu Folketing und Regierung herstellen solle, meinte die Monarchin:
„Kontakt und Zusammenarbeit sind für die Minderheit eine Notwendigkeit – genauso notwendig wie die innere Stärke, um die Identität zu bewahren.
Dass dieses der deutschen Minderheit bisher gelungen ist, verleiht dem Leben in diesen Gegenden eine besondere Dimension und macht unser Grenzgebiet reizvoll.“
Vorabdruck / Artikel aus einem von S. Matlok für 2021 geplanten Buch über Zeitung und deutsche Minderheit.
