Krieg in der Ukraine

Nach Sondergesetz: Kaum noch Betrieb im Empfangscenter in Bau

Nach Sondergesetz: Kaum noch Betrieb im Empfangscenter

Nach Sondergesetz: Kaum noch Betrieb im Empfangscenter

Bau/Bov  
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Mitunter herrscht gähnende Leere am Registrierungscenter in Bau, das wegen des Ukrainekrieges eingerichtet wurde. Vor dem Sondergesetz war das noch ganz anders. Foto: kjt

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Das Rote Kreuz ist mit ehrenamtlichen Kräften nicht mehr vor Ort, und auch das Personal der Polizei ist erheblich weniger gefordert: Im Center in Bau zur Registrierung von Ukraineflüchtlingen ist nicht mehr viel los. Der Grund liegt auf der Hand.

Wo vor einigen Wochen noch rund um die Uhr ein hektisches Kommen und Gehen herrschte und immer wieder Busse mit Flüchtlingen aus der kriegsgebeutelten Ukraine eintrafen, herrscht zurzeit kaum noch Betrieb.

Am Registrierungscenter, das auf dem Parkplatz sowie vor und im Gebäude des ehemaligen Rathauses in Bau (Bov) eingerichtet wurde, um Flüchtlinge ohne biometrischen Pass zu erfassen, ist es ruhig geworden.

Seit Inkrafttreten des Sondergesetzes Mitte März können ukrainische Flüchtlinge auch ohne biometrischen Pass nach Dänemark einreisen und sich hier laut Sonderregel vorläufig zwei Jahre aufhalten. Sie müssen lediglich einen entsprechenden Antrag stellen.

Mit Bescheinigung weiter ins Land

Bei der Einreise wird Ukrainerinnen und Ukrainern laut Behördenangaben eine Bescheinigung ausgestellt, dass sie einen Aufenthalt nach dem Sondergesetz beantragen wollen.

Mit dieser Bescheinigung können die Flüchtlinge an selbst gewählte Ziele in Dänemark weiterreisen, wobei der Aufenthaltsantrag innerhalb von vier Wochen gestellt werden muss.

Durch die geänderten Vorgaben hat sich auch der Einsatz im Registrierungscenter geändert.

Das Rote Kreuz, das im Center mit freiwilligen Helferinnen und Helfern die Flüchtlinge betreute und vorsorgte, ist mittlerweile abgezogen.

„Die Ankunft von Bussen ging stark zurück und es kamen vorübergehend nur noch vereinzelt Privatautos an. In Absprache mit den Hauptamtlichen vom Roten Kreuz beschlossen wir daher, den Schichtplan mit Freiwilligen aufzuheben“, erwähnt Morten Berdiin, Vorsitzender des Roten Kreuzes im Raum Pattburg (Padborg) mit Secondhandshop in der Nørregade.

Die Hilfe von Ehrenamtlichen des Roten Kreuzes wird im Registrierungscenter in Bau kaum benötigt (Archivfoto). Foto: Hartung

Im Hintergrund biete man aber nach wie vor Unterstützung an. „Wenn die Polizei sich meldet und nach etwas fragt, wie etwa Kleidung oder Taschen, dann versuchen wir zu helfen“, ergänzt Berdiin.

Man sei quasi auf standby. Nur vor Ort, im großen Empfangszelt vor dem Rathaus, sei man nicht mehr vertreten.

Mit dem Ende der physischen Hilfe in Bau hat auch Ira Bogovic ihre Dolmetschertätigkeit im Dienste des Roten Kreuzes eingestellt.

Sie ist mit einem belarussischen Mann verheiratet, spricht Russisch und ist mit der ukrainischen Sprache vertraut.

„Seit dem Sondergesetz ist im Center kaum noch etwas los“, so die Bibliothekarin der Deutschen Zentralbücherei Apenrade.

Ihre Hilfe wolle sie nach wie vor anbieten, und sie verfolge in sozialen Medien genau mit, ob und wie das Rote Kreuz und andere Organisationen freiwillige Helfer gebrauchen können. Sie denke da unter anderem an Sammelunterkünfte wie in der ehemaligen Psychiatrie in Augustenburg (Augustenborg), so Ira Bogovic.

Andrang variiert

Die Polizei bestätigt, dass der Andrang im Empfangs- bzw. Registrierungscenter seit dem Inkrafttreten des Sondergesetzes merklich abgenommen hat.

„Es ist von Tag zu Tag aber sehr unterschiedlich. Wir passen unseren Einsatz dem aktuellen Bedarf an“, so die Rückmeldung von der Pressestelle der Polizei für Südjütland und Nordschleswig.

Angaben zu den Zahlen der Registrierungen vor und nach dem Sondergesetz macht die Polizei nicht.

Es deutet derzeit nichts darauf hin, dass die Zelte in Bau komplett wieder abgebaut werden. Der Krieg in der Ukraine dauert an und birgt nach wie vor große Unsicherheiten. Laut internationalen Hilfsorganisationen ist nicht abzusehen, wie sich der Flüchtlingsstrom fortsetzt.

Nach Schätzung dänischer Behörden sind bislang etwa 30.000 Flüchtlinge aus der Ukraine nach Dänemark gekommen. Sie werden nach einem Verteilerschlüssel auf die Kommunen verteilt.

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