Krieg in der Ukraine

Registrierungscenter: Ein Rundgang im Schongang

Registrierungscenter: Ein Rundgang im Schongang

Registrierungscenter: Ein Rundgang im Schongang

Bau/Bov  
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Erster Anlaufpunkt der Flüchtlinge im Registrierungscenter in Bau ist ein Empfangszelt, in dem sich unter anderem ehenamtliche Helfer des Roten Kreuzes um deren Wohl und Verpflegung kümmern. Foto: Friedrich Hartung

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Die Polizei gewährte Einblicke in die Abläufe im Registrierungscenter am und im ehemaligen Rathaus in Bau. Oberstes Gebot auch bei der kleinen Infotour: Rücksicht auf die ukrainischen Flüchtlinge.

Es ist in jüngster Zeit viel über die dänischen Kontrollen ukrainischer Kriegsflüchtlinge und über Abweisungen an der Grenze berichtet worden.

Die Polizei für Südjütland und Nordschleswig nahm unter anderem dies zum Anlass, der Presse am Mittwoch eine Führung im Registrierungscenter in Bau zu geben. Mit dabei Brian Fussing, Leiter der Grenzpolizeieinheit „Udlændingekontrolafdeling Vest“ mit Sitz in Pattburg/Padborg.

Er erwähnte einleitend, dass man allen Flüchtlingen bei der Registrierung im Center einen möglichst schonenden Zwischenaufenthalt ermöglichen wolle und darauf bedacht sei, ihnen das dänische System sowie die Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen zu erklären, so der Dienststellenleiter.

Kuscheltiere für Flüchtlingskinder im Registrierungscenter Foto: Friedrich Hartung

Man arbeite mit Hilfsorganisationen wie dem Roten Kreuz zusammen und greife auf Freiwillige zurück, die sich mit Ukrainern verständigen können und als Aushilfsdolmetscher wichtige Bindeglieder seien.

Unterschiedliche Ausgangslage

Fussing wies noch einmal auf die unterschiedlichen Einreise-Voraussetzungen der Flüchtlinge hin. Wer einen biometrischen Pass hat, „kann ohne Weiteres nach Dänemark einreisen und muss sich nicht registrieren lassen“.

Wer über einen ukrainischen Pass verfügt, der vor 2015 ausgestellt wurde, könne mit einem Notvisum nach Dänemark. Ebenfalls ins Land kommen alle Flüchtlinge, die Asyl beantragen.

Menschen aus Drittländern, die sich in der Ukraine aufgehalten haben, und Ukrainer ohne biometrischen Pass können nach den bisherigen Bestimmungen nicht durch Dänemark reisen, um beispielsweise nach Schweden oder Norwegen zu gelangen, ergänzte Brian Fussing.

Immer wieder treffen Busse mit ukrainischen Kriegsflüchtlingen auf dem Parkplatz vor dem Rathaus in Bau ein. Foto: Friedrich Hartung

Dass angeblich Mütter mit Kindern ohne biometrischen Pass abgewiesen wurden und in Flensburg gestrandet sind, könne er nicht wiedererkennen.

„Es kommt vor, dass Ukrainer ohne biometrischen Pass kein Notvisum wollen. Sie werden dann abgewiesen. Es passiert auch, dass Flüchtlinge mit biometrischem Pass von einer Durchreise durch Dänemark absehen, weil Begleitpersonen keinen biometrischen Pass haben“, so Fussing mit Beispielen von Ukrainern, deren Einreise verwehrt bleibt.

Neue Regeln in Sicht

Das für Mittwoch angekündigte Gesetzespaket zu Flüchtlingen aus der Ukraine „wird vermutlich der große Gamechanger. Es wird sich sicherlich etwas bei den Einreisebestimmungen ändern“, ergänzte Brian Fussing.

Brian Fussing, Leiter der Grenzpolizeieinheit „Udlændingekontrolafdeling Vest", und seine Kollegen sind zurzeit gefordert. Foto: Friedrich Hartung

Er übergab das Wort an Polizeikommissar Kristian Habro Sørensen, der den Pressevertretern die verschiedenen Stationen des Registrierungscenters zeigte und erläuterte. Unterstützt wurde er dabei von Kollegin Tine Thidemann.

Bei der Infotour wurde sehr behutsam vorgegangen, um die Flüchtlinge nicht zu stören.

Die Polizei bat darum, das Filmen, Fotografieren und auch Interviewen von Ukrainerinnen und Ukrainern zu unterlassen.

Während des gesamten Rundgangs verhielten sich die Beamten rücksichtsvoll. Wann immer ein Kind oder ein Erwachsener bei der Führung vorbeikam, Kristian H. Sørensen und Kollegen legten umgehend ein Lächeln auf, um ihrem Wohlwollen Ausdruck zu verleihen.

Bis zu 400 Flüchtlinge täglich möglich

Das Registrierungscenter ist in verschiedene Bereichen eingeteilt. Laut Brian Fussing könne man mit dem aktuellen Personal und den zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten 400 Flüchtlinge am Tag registrieren und mit Infos versehen.

Die eigentliche Registrierung der Flüchtlinge nehmen Beamte in Räumen des ehemaligen Rathauses vor. Foto: Friedrich Hartung

Auf dem großen Parkplatz vor der Schwimmhalle und dem ehemaligen Rathaus steht ein großes Empfangszelt. In dem kommen die Flüchtlinge an, werden versorgt und können sich ausruhen, ehe ihre Registrierung in die Wege geleitet wird. Um das Gelände herum befinden sich sanitäre Anlagen.

Im Zelt sind ehrenamtliche Helfer und das Rote Kreuz im Einsatz.

„Es gibt auch Unterstützung von den Ortsansässigen. Sie bringen Kuchen und andere Sachen“, berichtete Kristian Harbo Sørensen im Emfpangszelt, in dem emsiges Treiben herrschte, alles aber ruhig vor sich ging.

Den Menschen sind die Strapazen der Flucht anzumerken. Auch die Niedergeschlagenheit und die Angst angesichts der Ereignisse in ihrem Land scheinen allgegenwärtig.

Schritt für Schritt erfasst und informiert

Vor dem ehemaligen Rathaus wird in Bürocontainern die jeweilige Situation der Flüchtlinge mit amtlichen Dolmetschern abgefragt. Im Rathaus folgt dann der eigentliche Registrierungsvorgang durch Polizeibeamte.

Polizeikommissarin Tine Thidemann informiert über die Abläufe im Registrierungscenter. Links UKA-Chef Brian Fussing Foto: Friedrich Hartung

Im Gebäude befinden sich weitere Räume, in denen die Flüchtlinge sich nach den behördlichen Informationen sammeln und wo sie telefonieren können, um weitere Schritte zu klären.

Wie in den Zelten ist auch im Rathaus ein Bereich mit Spielzeug für Familien mit kleinen Kindern eingerichtet, um ihnen einen Rückzugsort zu geben.

Am Ende der Registrierungskette befindet sich vor dem Rathaus wieder ein großes Zelt mit Tischen, Sitzbänken, Liegen, Decken und Spielzeug.

Es ist quasi die letzte Ruhestation, ehe es für die Flüchtlinge weiter in Asylzentren oder andere Unterkünfte im Land geht, wie Polizeikommissarin Tine Thidemann erläuterte.

Direkte Zurückweisung

Nicht alle Flüchtlinge, die mit Bus, Auto oder Zug über die hiesigen Grenzen wollen und keinen biometrischen Pass haben, landen im Registrierungscenter.

Wer keine erforderlichen Einreisepapiere hat, wird direkt an der Grenze zurückgewiesen.

„Das passiert in der Regel am Pattburger Bahnhof“, erwähnt Brian Fussing. Es erfolge aber keine Zurück- oder Abweisung, ohne Kontakt zu den deutschen Kollegen aufzunehmen.

„Wir haben eine enge Zusammenarbeit. Wir verständigen immer die Kollegen und briefen sie, wenn wir abgewiesene Personen an sie übergeben. An unserem Standort in Pattburg befindet sich ja ein Gemeinschaftsbüro, und wir setzen uns immer mit der deutschen Leitstelle in Verbindung, wenn Personen aufgegriffen werden, die nicht berechtigt sind, nach Dänemark einzureisen“, so Fussing, ohne den Vorwurf aus Flensburg kommentieren zu wollen, dass die Stadt wegen mangelnder Kommunikation von dänischer Seite vor vollendete Tatsachen gestellt wurde und für die Unterbringung abgewiesener Flüchtlinge sorgen musste.  

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