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Das hätte Franciska Clausen sich zum 125. Geburtstag gewünscht

Das hätte Franciska Clausen sich zum 125. Geburtstag gewünscht

Das hätte Franciska Clausen sich zum 125. gewünscht

Apenrade/Aabenraa
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Franciska Clausen wurde am 7. Januar 1899 in Apenrade geboren. Ihr 125. Geburtstag wurde im „Folkehjem“ gefeiert. Auf der Rückseite des Zettels befindet sich eine Übersicht der nächsten Veranstaltungen im Rahmen des „Franciska-Clausen-Jahres“. Foto: Anke Haagensen

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Ihre Heimatstadt Apenrade hat die kommenden zwölf Monate zum Franciska-Clausen-Jahr ausgerufen. Eine halbe Million Kronen stehen für kreative „Geburtstagsgeschenke“ bereit. Bei einem Empfang im „Folkehjem“ gab es bereits eine Kostprobe der Oper „Franciska“.

Die Kunsthistorikerin Inge Lise Mogensen Bech ist bereits im Zuge ihres Studiums auf den Namen Franciska Clausen und auf Teile ihrer Werke gestoßen. Während eines Engagements im Kunstmuseum Schloss Brundlund wurde ihre berufliche Liebe zu der Apenrader Avantgardistin, Kubistin und Surrealistin aber erst richtig geweckt. Wie vielfältig das Talent von Franciska Clausen und wie vielschichtig sie als Person war, ist Inge Lise Mogensen Bech dann wohl erst im Zuge ihrer Forschung wirklich gewahr geworden.

Der Startschuss

Sie gilt inzwischen als absolute Kennerin der Werke Franciska Clausens. Lebendig, fesselnd und mit viel belegbarem Wissen erzählte Inge Lise Mogensen Bech, die heute das Kunstmuseum in Randers leitet, am Sonntag bei einem Empfang der Kommune Apenrade im „Folkehjem“ über die Künstlerin, über ihr Leben und über ihre Werke, aber auch wie schwierig es für eine Frau ist, noch dazu aus dem nordschleswigschen Apenrade stammend, den Platz in der nationalen Kunstgeschichte zu bekommen, zu dem sie eigentlich berechtigt gewesen wäre. Der Empfang im „Folkehjem“ war der Startschuss des „Franciska-Clausen-Jahres“, zu dem die Kommune Apenrade die kommenden 365 Tage ausgerufen hat. Die Künstlerin hätte am 7. Januar 2024 ihren 125. Geburtstag feiern können.

Nein, KKK bedeuteten für Franciska Clausen nicht Kinder, Kirche, Küche wie bei vielen ihrer Zeitgenössinnen. Bei ihr standen die drei K's für Kunst, Kunst und Kunst, betonte Inge Lise Mogensen Bech (r.). Foto: Anke Haagensen

Interessantes aus einem Künstlerinnenleben

Als Inge Lise Mogensen Bech ihren Vortrag mit den Worten einleitete, sie könne gut und gerne vier Stunden über „die Clausen“ sprechen, waren die Anwesenden sicherlich erleichtert, dass die Kunsthistorikerin versprach, sich auf eine kleine halbe Stunde beschränken zu wollen. Allerdings erzählte Mogensen Bech so lebhaft und so viel Interessantes, dass die Zuhörenden ihr wohl gerne länger zugehört hätten.

Die Kunsthistorikerin hatte nämlich allerhand Spannendes im Nachlass der Künstlerin entdeckt, das dem Publikum nicht nur die Künstlerin Franciska Clausen näherbrachte, sondern auch den Menschen – mit seinen Stärken, Schwächen, Nöten und dem großen Talent.

Eine abstrakte Komposition von Franciska Clausen Foto: Museum Sønderjylland, Schloss Brundlund

Ein Geschenk ganz im Sinne „der Clausen“

Inge Lise Mogensen Bech wusste dann auch, was sich „die Clausen“ zum Geburtstag gewünscht hätte. Angesichts des überwiegend grauhaarigen Publikums sagte sie: „Sie hätte sich sicherlich gewünscht, dass ihr jetzt alle hinausgeht und euren Kindern und Enkelkindern sagt, welch fantastische Künstlerin hier in dieser Stadt geboren wurde.“ Das fröhliche Lachen und der lang anhaltende Applaus können durchaus als Versprechen der Anwesenden gewertet werden, genau dies zu tun.

Die Museumspläne

Irgendwann wird die Nachwelt auch in Apenrade in ein Museum gehen können, wo zumindest einige der wichtigsten Kunstwerke Francisca Clausens permanent ausgestellt sein werden. Der Direktor des Museumswesens in Nordschleswig, Axel Johnsen, berichtete bei dem Empfang über die gemeinsamen Pläne von „Museum Sønderjylland“ und Kommune Apenrade am Kilen ein neues Museum zu bauen. Es werde kein reines Franciska-Clausen-Museum, betonte er. Man wolle Kunst (nicht nur die von Franciska Clausen) und die Kulturgeschichte Apenrades unter einen Hut bringen.

Das Museum aan de Stroom in Antwerpen wurde einem Speichergebäude nachempfunden. Foto: MAS/Filip Dujardin

Blick nach Antwerpen

Johnsen sprach weder über ein konkretes Fertigstellungsjahr noch über die Kosten. Er erzählte allein von den Ideen und zeigte den Anwesenden auch ein Bild vom Museum aan de Stroom im belgischen Antwerpen. „Wir wollen das nicht kopieren“, betonte er. Doch einige Ideen der Belgier könnten auch nach Apenrade passen.

In Antwerpen sei es gelungen, Geschichte, Kunst und Kultur der Stadt unter einem Dach unterzubringen, so Johnsen. Wie in einem modernen Kaufhaus sind die neun Etagen über Rolltreppen miteinander verbunden.

Antwerpener Museumsgäste genießen die tolle Aussicht über Hafen und Stadt. Foto: MAS/Filip Dujardin

Kombi aus Speicher und Einkaufszentrum

Der ikonische Neubau ist einem typischen Hafenspeicher nachempfunden, passt deshalb in das Ambiente und sticht dennoch auch heraus. – Deshalb lohne sich der Blick der Entscheidungsfindenden in Nordschleswig nach Antwerpen, aber auch im Multikulturhaus von Sonderburg (Sønderborg) und im Aros in Aarhus sei Inspiration zu finden, wie ein Kunstmuseum am Apenrader Hafen aussehen könnte und welche Funktionen es haben müsste.

Ganz viel Augenmerk muss heutzutage bei der Planung von Museen auf die Kinder gelegt werden. Über die Kinder bekomme man die Familien zu „fassen“ und so dann auch die Touristinnen und Touristen, erläuterte Johnsen vereinfacht die museale „Zielgruppen-Nahrungskette“.

Bürgermeister Jan Riber Jakobsen forderte die Anwesenden auf, selbst kreativ zu werden. Foto: Anke Haagensen

Heimatstadt Apenrade

Bürgermeister Jan Riber Jakobsen zeigte sich als kommunales Oberhaupt stolz, dass Apenrade mit Franciska Clausen eine so wichtige Künstlerin hervorgebracht hat. Sie sei nicht nur in Apenrade geboren und aufgewachsen. Sie kehrte nach ihren Auslandsaufenthalten auch immer wieder in ihre geliebte Heimatstadt zurück, wie Riber Jakobsen betonte. Hier verstarb die 1899 Geborene dann auch 1986 im Alter von 87 Jahren und wurde ebenda beerdigt.

Jan Riber Jakobsen setzte die Anwesenden darüber in Kenntnis, dass die Kommune Apenrade eine halbe Million Kronen abgesetzt hat, um den 125. Geburtstag des berühmten Kindes der Stadt gebührend zu feiern. Er forderte deshalb alle auf, kreativ zu werden, und sich Veranstaltungen zu Ehren Franciska Clausen auszudenken. Die halbe Million Kronen sei unter anderem dazu gedacht, solche Ideen finanziell zu verwirklichen.

Das Publikum im „Folkehjem“ erhielt einen Vorgeschmack auf die Oper „Franciska“, die später im Laufe des Francisca-Clausen-Jahres aufgeführt werden soll. Am Rednerpult ist die Librettistin Gerd Laugesen zu sehen, die noch gemeinsam mit dem Komponisten Bo Gunge an dem Werk schreibt. Foto: Anke Haagensen

„Franciska“ – die Oper

Eine dieser kreativen Idee ist die Oper „Franciska“, an der noch fleißig geschrieben wird. Drei Arien sind aber bereits fertig. Die Sopranistin Clara Gunge und Bassbariton Jacob Bloch Jespersen gaben einen kleinen Vorgeschmack dessen, was das geneigte Publikum später erwartet.

Komponist Bo Gunge kündigte an, dass die Oper möglichst nicht nur in Apenrade, sondern auch in Aarhus aufgeführt wird. Er und die Librettistin Gerd Laugesen hoffen zudem, dass „Franciska“ auch in den beiden Städten auf die Bühne gebracht wird, die ihr so viel bedeuteten und so wichtig für ihre Karriere waren, nämlich Berlin und Paris.

Im Anschluss an den Empfang fanden kostenlose Führungen durch die Ausstellung „Francisca Clausen – Collagen“ im Schloss Brundlund statt. Die Tickets, die im Vorfeld gebucht werden mussten, waren in Windeseile vergriffen.

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Hannah Dobiaschowski
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