Meeresschutz
Kälte und Sturm sorgen für Sauerstoff in der Ostsee
Kälte und Sturm sorgen für Sauerstoff in der Ostsee
Kälte und Sturm sorgen für Sauerstoff in der Ostsee
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Die neuesten Untersuchungen der staatlichen dänischen Umweltbehörde weisen aus vorläufiges Ende des Sauerstoffmangels in Apenrader Förde, Kleinem Belt und Flensburger Förde hin. Kühles Wasser bindet mehr von dem für die Tierwelt lebenswichtigen Atemgas.
Der zurückliegende heiße Sommer und Frühherbst haben sich in den Tiefenzonen der Küstengewässer entlang der nordschleswigschen Ostküste verheerend ausgewirkt.
Tierwelt kann im kalten Dezember aufatmen
Die Messungen der staatlichen Umweltbehörde „Miljøstyrelsen“ hatten in den Förden Nordschleswigs und im Kleinen Belt weiträumig Sauerstoffschwund nachgewiesen. Inzwischen können die Lebewesen in den Gewässern buchstäblich aufatmen, denn die jüngsten Messungen weisen darauf hin, dass in der Apenrader Förde, dem Kleinen Belt und auch in der Flensburger Förde gute Sauerstoffverhältnisse herrschen. In den Tiefenzonen der Gewässer gab es großflächig in der warmen Jahreszeit so gut wie keinen Sauerstoff mehr. Die Teppiche von Planktonalgen, die sich in den warmen und sonnenreichen Monaten gebildet hatten, waren Ursache des Sauerstoffschwundes.

Der regenreiche Winter 2021/2022 hatte die Mikroorganismen durch Nährstoffeinschwemmung zur Massenverkehrung „gedüngt“. Solange sie am Leben waren, haben sie noch Sauerstoff durch Fotosynthese produziert. Doch nach ihrem Absterben und Absinken zum Meeresgrund entzogen sie bei den beginnenden Zersetzungsprozessen dem Wasser allen Sauerstoff.
Stürme wirkten sich positiv aus
Nachdem in vielen Küstengebieten selbst im November noch Sauerstoffschwund geherrscht hatte, haben die in dem vergangenen Monat einsetzenden Oststürme und Sturmfluten die Gewässer „umgerührt“: Sauerstoffarmes Tiefenwasser ist gegen das vielfach sauerstoffreichere Oberflächenwasser ausgetauscht worden. Statt 0 bis 2 Milligramm Sauerstoff pro Liter Wasser wie im November zeigten die Messungen jetzt selbst in der problembeladenen Flensburger Innenförde über 8 Milligramm Sauerstoff pro Liter Wasser. In der Apenrader Förde sogar 9,1 Milligramm.
Kaltes Wasser löst Sauerstoff stärker
Die günstigen Werte erklären sich auch durch die Abkühlung des Wassers mit dem Einsetzen der Frostperiode. Während Wasser kurz vor dem Gefrieren bei 0 Grad bis zu 14,6 Milligramm Sauerstoff pro Liter lösen kann, sind es bei 20 Grad Wassertemperatur nur noch 9,1 Milligramm pro Liter.
Der Klimawandel mit langen Perioden mit hohen Wassertemperaturen belastet deshalb auch die Tierwelt in heimischen Gewässern, denen nach Algenmassenvermehrungen durch die Zersetzung der Algenteppiche am Meeresgrund der Sauerstoff zum Atmen genommen wird. Die „Algenblüten“ gehen nach Ansicht von Meeresbiologen auf die weiter zu hohe Zufuhr von Nährsalzen zurück, die von Agrarflächen in die Küstenbereiche geschwemmt werden. Die genannten Belastungen der Umwelt sind neben der Überfischung und Zerstörung der Bodenfauna durch Grundnetze eine Ursache der schwindenden Fischbestände.
Eisvogel im „Gammelhavn“
Vorerst können die Tiere vor den Küsten aufatmen – allerdings nur bis zur nächsten Phase mit Sauerstoffschwund.
Dass auch im Apenrader Hafen momentan interessante Tiere zu beobachten sind, zeigte sich am Donnerstag.

Am Gammelhavn, der noch nicht vereist ist, ging ein Eisvogel auf Jagd nach kleinen Fischen. Vermutlich hat der Wintereinbruch den farbenprächtigen Vogel an die Förde getrieben, weil viele seiner Jagdgründe im Binnenland schon vereist sind. Beim dänischen Vogelschutzverband „Dansk Ornitologisk Forening“ (DOF) wurde der Vogel in einer Abstimmung zu Dänemarks hübschesten Vogel gewählt.