Familienleben

Hier gibt es Hilfe für Scheidungskinder

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Apenrade/Aabenraa
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Pädagogin Lene Maagaard (l.) und Centerleiterin Hannelore Schütt Frederiksen zeigen „Bo“, der als Werkzeug dient, um Gefühle auszudrücken. Foto: Jan Peters

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Das Kinder- und Jugend-Café bietet Raum für junge Menschen, deren Eltern sich trennen – oder die voneinander getrennt sind. Untersuchungen belegen, dass ihnen solche Angebote helfen, besser durchs Leben zu kommen.

Eine Scheidung ist für alle Beteiligten belastend. Besonders den Kindern fällt es schwer, mit der Trennung der Eltern umzugehen. Doch es gibt Hilfe: Das Frauenhaus bietet seit 2019 das „Kinder- und Jugend-Café“ (Børne- og Ungecafé) an, wo sich junge Menschen „im Freiraum über ihre Gefühle und Gedanken austauschen können“, erklärt Pädagogin Lene Maagaard.

„Die Jungen und Mädchen treffen auf andere Gleichaltrige, die mit ähnlichen Sorgen und Problemen zu kämpfen haben wie sie selbst. Wir ermöglichen ihnen, darüber zu reden. Dabei stellen sie fest, dass es auch anderen geht wie ihnen selbst. Darüber reden hilft“, erklärt Maagaard das Konzept.

Selbstbewusstsein für die Kinder

Dass solche Angebote helfen, beweist unter anderem eine Studie des „Center for familieudvikling“ (Zentrum für familienbezogene Beratung und Ausbildung). Darin wird festgestellt, dass junge Menschen selbstbewusster und leistungsstärker durch die schulische und berufliche Ausbildung kommen, wenn sie an Hilfsangeboten teilgenommen haben.

„Kinder haben es manchmal schwer, mit den gewohnten Freunden zu spielen, wenn die Eltern sich getrennt haben, denn dort sehen sie ein funktionierendes Zuhause mit Mutter und Vater. In der Gruppe ist die Scheidung der Eltern eben normal. Die Kinder empfinden sich nicht mehr als anders“, erklärt Frauenhausleiterin Hannelore Schütt Frederiksen, die die Café-Initiative in Apenrade ins Leben gerufen hat. 

„Die Kinder spiegeln sich bei uns. Sie sehen, dass es anderen ähnlich geht wie ihnen selbst“, fügt Lene Maagaard hinzu.

Auf einem Plakat werden die Sorgen und Probleme der Kinder gesammelt. Foto: Jan Peters

Methodisch arbeitet Maagaard nach einem Konzept des „Center for familieudvikling“. Alle Probleme und Wünsche der jungen Menschen werden im Laufe des 13-wöchigen Angebots auf Postern gesammelt. Das Ergebnis bekommen die Eltern zum Schluss präsentiert. Allerdings nicht individuell, sondern es ist eine Problem- und Wünschesammlung aller Teilnehmenden. Und darauf legen Maagaard und Frederiksen großen Wert, denn „den Eltern sollen keine Vorwürfe gemacht werden. Es sind Vorschläge, wie die Eltern es ihren Kindern leichter machen können“, erklären sie.

Über Sorgen sprechen lernen

Über die Probleme sprechen ist eine Hürde, die es für die meisten Café-Kinder zu meistern gilt. „Doch wenn sich eins der Kinder ein Herz nimmt und beginnt sich zu öffnen folgen die anderen bald“, so die Erfahrung von Lene Maagaard. Und diese Gespräche sind es, die den jungen Menschen so viel geben. Sie merken, es gibt Gleichaltrige mit gleichen Sorgen. Sie erfahren: Es hilft, wenn sie darüber sprechen und dazu noch mögliche Lösungen gefunden werden.

Dabei hilft „Bo“, eine Comic-Figur, die verschiedene Gefühle ausdrückt. Mit Bos Hilfe können die Jungen und Mädchen zeigen, was sie empfinden. Sie müssen es nicht sagen. Eine große Hilfe, wie die Centerleiterin Hannelore Schütt Frederiksen bemerkt hat.

Einschneidende Erlebnisse

Schütt Frederiksen, die selbst solche Gruppen geleitet hat, erzählt, dass oft der Tag, an dem die Eltern ihre Scheidung bekannt gegeben hatten, problematisch ist. „Das ist ein Thema, das in allen Gruppen auftaucht“, sagt sie. Auch die neue Partnerin oder der neue Partner führen zu Veränderungen bei den Eltern, die für die Kinder schwer zu verarbeiten sind. „Zu wissen, es geht den anderen wie mir, ist eine Art Heilungsprozess und hilft ungemein“, fügt sie hinzu.

Das Sich-Öffnen vor den anderen ist nicht nur eine kurzfristige persönliche Leistung, sondern fördert zudem das Selbstbewusstsein der Kinder. Auch das ist eine Erfahrung, die Lene Maagaard in den Sitzungen gemacht hat. Die Jungen und Mädchen entwickeln sich weiter, so ihre Beobachtung.

Freiraum für jeden

Zu Beginn des Treffens essen die Mädchen und Jungen meist eine Kleinigkeit, denn: „Größtenteils kommen die Kinder direkt nach der Schule zu uns“, berichtet die Pädagogin. Manchmal spielen sie noch gemeinsam, bevor es in die Gespräche geht. Doch das Angebot gleicht nicht einer Schulstunde. „Die Kinder können ganz sie selbst sein. Sie können beim Zuhören malen oder einfach nur aus dem Fenster schauen“, so Maagaard. „Ein Kind hat kopfüber auf dem Stuhl gesessen. Aber das ist bei uns in Ordnung. Die Freiheit darf und muss das Kind haben dürfen“, ist Hannelore Schütt Frederiksen überzeugt.

Unterstützt wird Lene Maagaard von einer Freiwilligen des Frauenhauses. „Es kommt manchmal vor, dass eines der Kinder sich zurückziehen möchte, und das kann ich dann allein nicht ermöglichen“, berichtet die Pädagogin, die sich spezielle für diese Aufgabe ausgebildet hat.

Kurze Infos für die Eltern

Nach jedem Treffen bekommen die Eltern eine E-Mail, in der die Themen, die während der eineinhalb Stunden besprochen wurden, angerissen werden. So bekommen sie einen Einblick in die Arbeit mit den Kindern.

Wenn die Kinder darum bitten, dann helfen Lene Maagaard und Hannelore Schütt Frederiksen bei Gesprächen zwischen den jungen Menschen und den Eltern.

Eltern, die ihren Kindern während der Scheidung oder auch noch Jahre danach Hilfe geben wollen, können sich beim „Kinder- und Jugend-Café“ anmelden.

Zwar gehört die Initiative zum Angebot des Frauenhauses, ist jedoch offen für alle Mädchen und Jungen aus der Kommune Apenrade im Alter von acht bis zwölf Jahren. Das Café findet immer dienstags von 15 bis 16.30 Uhr im Freiwilligen-Center (frivilligecenter) am Nørreport statt.

Die nächste Gruppe startet am 21. Februar.

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