Eiserne Hochzeit

Man hat sich an die Macken des anderen gewöhnt

Man hat sich an die Macken des anderen gewöhnt

Man hat sich an die Macken des anderen gewöhnt

Tondern/Tønder
Zuletzt aktualisiert um:
Inge und Ernst Lange sind ein fröhliches Ehepaar. Foto: Brigitta Lassen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Inge und Ernst Lange heirateten vor 65 Jahren. Ihr Hochzeitsfest fand auf einem Dachboden in Aarhus statt. Am 14. September feiern sie mit ihrer engsten Familie ihre Eiserne Hochzeit im Haus Quickborn in Kollund.

Auf dem Jahrmarkt in Aarhus funkte es bei den beiden. Sie war aus der Großstadt, er war Soldat im Manöver und kam aus Tondern. Sie war Dänin, er war Deutsch-Nordschleswiger.

Aus der zufälligen Begegnung wurden für Inge und Ernst Lange 65 gemeinsame Ehejahre. Am Mittwoch, 14. September, feiern sie ihre eiserne Hochzeit.

Es funkte

Obwohl der 87-jährige Ernst Lange behauptet, es sei nicht Liebe auf den ersten Blick gewesen, muss ihm die junge Frau aus Aarhus doch gefallen haben. In seiner Soldatenuniform meinte er zu ihr, die mit ihrer Schwester auf den Jahrmarkt gekommen war: „Schade, dass hier nicht getanzt wird, junges Fräulein.“

Die beiden Frauen wandten sich ab. Aber nicht, ohne dass Ernst Lange seine Zukünftige aufgefordert hatte, am darauffolgenden Tag um 19 Uhr wieder auf den Jahrmarkt zu kommen.

Ein schmuckes Brautpaar – ein Foto einer Anzeige ihrer Kinder zur Diamantenen Hochzeit Foto: privat

„Ich ging natürlich hin. Diesmal aber ohne meine Schwester“, lacht die 85-Jährige.

Doppelhochzeit unter dem Dach

Auf dem Dachboden des Wohnblocks, in dem sie lebten, wurde Doppelhochzeit gefeiert. Denn Inge Langes Schwester Grete legte am selben Tag das Ehegelübde ab. Gefeiert wurde natürlich auch gemeinsam.

„Was für ein Fest. Es war eine einmalige Hochzeit“, erinnert sich Ernst Lange mit einem Lächeln.

Die Familie der Braut war nicht unbedingt angetan vom Schwiegersohn aus Tondern. „Was willst du denn mit dem Deutschen?“, fragte sie.

Lass dich nie veräppeln

Etwas anders reagierte Inge Langes Schwiegervater aus Tondern, als dieser das junge Paar vom Zug abholte. „Lass dich nie veräppeln“, so sein guter Rat. Seine Schwiegertochter in spe verstand nicht, was Lange senior im breitesten Sønderjysk ihr geraten hatte.

Sechs Jahre blieb das Paar in Aarhus, wo die beiden Kinder Heidi und Frank zur Welt kamen.

Umzug nach Tondern

1963 erfolgte der Umzug nach Tondern. Dort eröffnete das junge Paar ein Farbengeschäft in der Osterstraße.

„Wir verkauften sogar unseren Gebrauchtwagen, um das nötige Kapital zu beschaffen“, erinnert sich Inge Lange, die nach so vielen Jahren in Nordschleswig perfekt Sønderjysk spricht, obwohl sie das Reichsdänische auch noch beherrscht.

Besuch im deutschen Kindergarten ihrer Urenkel zum Osterfrühstück Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Sie fühlt sich als Teil der deutschen Minderheit – ein äußerst überzeugtes Mitglied, das mit ihrem Mann fast keine deutsche Veranstaltung auslässt.

Das Ehepaar gibt es eigentlich nur im Doppelpack, privat und beruflich. Nach der Aufgabe des eigenen Geschäfts hat es viele Jahre den Tonderner Campingplatz betreut – eine Aufgabe, die die Eheleute bis zu ihrer Pensionierung ausübten.

Ein kleiner Plausch über den Zaun des deutschen Kindergartens in Tondern (Archivfoto) Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Nun blieb mehr Zeit für die vier Enkel. Die Familie hat sich seitdem um vier Urenkel vergrößert.

Dass ihre Familie den Eheleuten viel bedeutet, sieht man an ihren strahlenden Augen und hört in den vielen Erzählungen über ihre Kinder, Enkel und Urenkel. Gern besuchen alle Oma und Opa in der kleinen, gemütlichen Wohnung an der Strucksallee.

Auf die Frage, welche Macken der jeweilige auch nach 65 Ehejahren immer noch nicht abgelegt hat, lachen beide schelmisch.

Er sagt: Sie ist pingeliger geworden

„Man hat sich nach so vielen gemeinsamen Jahren an so vieles gewöhnt“, meint Inge Lange diplomatisch. Ihr Mann wiederum erwähnt, dass seine Frau im Alter pingeliger geworden ist. „Sie sieht jeden Faden auf dem Teppich.“

Inge Lange schüttelt den Kopf und meint daraufhin etwas ernster: „Wir sind immer ehrlich zueinander gewesen und haben dem anderen alles erzählt“, sagt die äußerst kreative Seniorin.

Inge und Ernst Lange bei ihrer Goldenen Hochzeit Foto: privat

Dass die beiden Spaß verstehen und viel gemeinsam lachen, zeigt auch ihre Verlobung. In Flensburg wurden die Ringe gekauft. Das Paar war mit Ernst Langes Mutter ein Jahr nach dem Kennenlernen in die Fördestadt gefahren.

Verliebtes Pärchen beim dritten Geburtstag seiner Urenkelin Nynne Foto: privat

Verlobung auf der Treppe in Flensburg

Die jungen Leute setzten sich auf die Treppe des Modehauses Mau und Andresen und steckten sich dort die Verlobungsringe an den Finger. Das war die Verlobung, von der nicht einmal Frau Lange senior wusste.

Zu ihrem 65. Hochzeitstag haben die beiden die engste Familie ins Haus Quickborn eingeladen, wo sie viele Jahre auch die Betreuung von Senioren übernommen haben. Auch hatten sie die Leitung von Kurfahrten des Sozialdienstes Nordschleswig und saßen beide – gleichzeitig versteht sich – im Vorstand des Tonderner Sozialdienstes.

Wegen der Familienfeier ist das Ehepaar am 14. September nicht zu Hause.

Mehr lesen

Deutsche Minderheit

Saxburg-Trainer enttäuscht über mangelnde Förderung des Handballs

Saxburg/Tingleff Christian Boyschau, Trainer des Saxburger Erfolgsteams, hofft auf eine Wiederbelebung des Handballsports innerhalb der deutschen Minderheit. Thore Naujeck vom Deutschen Jugendverband für Nordschleswig betont, dass Schulen und Vereine die Initiative ergreifen müssen. Fußball, Faustball und Tischtennis stehen derzeit im Mittelpunkt, aber eine Handball-Auswahlmannschaft des Team Nordschleswig sei ebenfalls möglich, abhängig von der Nachfrage.

Wort Zum Sonntag

Anke Krauskopf
Anke Krauskopf
„Was hat eigentlich eine leckere Brezel mit Beten zu tun?“