Leitartikel

„Mehr Gesundheit, bitte“

Mehr Gesundheit, bitte

Mehr Gesundheit, bitte

Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Mit der Vorstellung ihrer Gesundheitsreform in der vergangenen Woche hat sich die Regierung viel vorgenommen. Jetzt soll Søren Brostrøm nach Möglichkeiten suchen, mehr Personal ins Gesundheitssystem zu bekommen. Einigen kann es nicht schnell genug gehen, aber womöglich kann bereits jeder Einzelne von uns etwas tun, meint Nils Baum.

Mehr Gesundheit, aber bitte nicht erst morgen, sondern am besten sofort. Dieses Bild zeichnet sich in der öffentlichen Debatte um die in der vergangenen Woche von der Regierung präsentierte Gesundheitsreform ab. Die Botschaft: Die Zeit drängt.

Das Problem dabei: Große Reformvorhaben haben es schwer. Dazu gehört zweifelsohne auch das ambitionierte Vorhaben der Regierung, das Gesundheitssystem den Erfordernissen und Herausforderungen der Zeit anzupassen. Vieles gleicht einer Quadratur des Kreises, die Größenordnung des geplanten Eingriffs macht das Vorhaben zudem äußerst unübersichtlich.

Ein Umstand, der jetzt, eine Woche nach Präsentation der Gesundheitsreform, die Stützparteien auf den Plan ruft. Besorgt stellen sie die Frage, wann es denn wohl so weit sei, dass es endlich vorangehen könne?

Der Hintergrund für die Ungeduld ist ein wesentliches Element, ohne dessen Erfüllung das Umsetzen vieler der anderen Teilvorhaben der Reform wohl kaum gelingen werde, nämlich die Klärung der Frage, wie künftig die Verfügbarkeit von ausreichend Personal sichergestellt werden könne.

Zu wenig Vollzeitkräfte, zu hoher Krankenstand, ein Mangel an Kontinuität, nicht genügend neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, immer mehr Ältere – das sind einige der Herausforderungen, mit denen sich im Zuge der Gesundheitsreform die „Kommission für Robustheit“ beschäftigen soll. Ihr vorstehen soll der Direktor der Gesundheitsbehörde, Søren Brostrøm, der einem Großteil der Bevölkerung dank seiner starken Medienpräsenz im Zuge der Corona-Pandemie bestens bekannt geworden ist.

Konkret soll die Arbeitsgruppe mit Brostrøm an der Spitze untersuchen, wie eine fachübergreifende Expertise bei der Bewältigung der Aufgaben, ein besseres Festhalten an existierendem Personal und der Abbau von Bürokratie künftig besser gelingen können.

Bei der Einheitsliste, den Radikalen und den Volkssozialisten, allesamt Stützparteien der Regierung, hat man jetzt allerdings festgestellt, dass es gar keine Deadline gibt für diese Arbeitsgruppe. Bei den Volkssozialisten hat dies gleich die Besorgnis ausgelöst, womöglich mehrere Jahre auf eine Lösung warten zu müssen.

Das wollte die Regierung natürlich nicht auf sich sitzen lassen und hat deshalb prompt eine weitere Nebelkerze in den Ring geworfen. Die Arbeit der Kommission, wozu auch ein Datum für die Berichterstattung der jeweiligen Arbeitsgruppen gehört, wolle man mit allen im Folketing vertretenen politischen Parteien gemeinsam erörtern, wenn die Gesundheitsreform erneut auf der Tagesordnung stehe, so eine Mitteilung der Gesundheitsbehörde.

Da trifft es sich gut, dass man sich bei der Einheitsliste und den Radikalen etwas versöhnlicher gibt und auf ein Datum noch vor Jahresfrist hofft.

Und während die politischen Streithähne um nicht festgelegte Deadlines ringen, meldete sich vergangene Woche die Wirklichkeit zu Wort. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Bewerber um einen Platz für ein Krankenschwesternstudium über die Quote 2 um 36 Prozent gesunken. In konkreten Zahlen sind das 1.165 weniger potenzielle Krankenschwestern.

Die Momentaufnahme verdüstert sich weiter, wenn man die Entwicklung über einen fünfjährigen Zeitraum berücksichtigt. Hier sind die Bewerbungen gar um 45 Prozent zurückgegangen.

Da kann man sich bei nüchterner Betrachtung schnell selbst ausrechnen, dass derartige Schieflagen kaum im Handumdrehen gelöst werden können. Der Streit um Deadlines spiegelt deshalb nur eine Eigenschaft wider, mit der es sich ein jeder von uns gerne bequem in seinem Kämmerlein einrichtet: „Ich will, ich verlange, ich erwarte, und zwar jetzt und sofort.“ Oder anders formuliert – eine Erwartungshaltung, dass andere es gefälligst für einen richten sollen.

Dabei können wir selbst bereits einiges tun.

Sicherlich ist es wichtig, dass Arbeitsgruppen nicht ewig tagen und Ergebnisse zu bestimmten Zeitpunkten präsentiert werden, aber das wird die Herausforderungen im Gesundheitswesen erst mal kaum lösen.

Deswegen wäre es doch sinnvoll, dass wir, anstatt in das Geschrei der politischen Streithähne einzustimmen, uns alle an die eigene Nase fassen und einmal kritisch fragen, was wir selbst jetzt gerade, heute und hier, getan haben, um gesund zu leben?

Aktuelle Umfragen zeigen immer wieder, dass trotz einer subjektiv überwiegend positiven Bewertung unseres Gesundheitszustandes viele Menschen unter sogenannten lebensstilbedingten Erkrankungen wie beispielsweise Diabetes oder Übergewicht leiden.

Solche Herausforderungen dürfen natürlich nicht verharmlost werden, und einige der Betroffenen haben ganz sicher Bedarf an professioneller Hilfe durch das Gesundheitspersonal.

Deshalb haben Søren Brostrøm und seine Arbeitsgruppe auch einiges vor sich; aber wir können alle daran mitwirken, dass die Anforderungen an das Gesundheitssystem nicht völlig aus dem Ruder laufen.

Mehr Gesundheit, und das gerne nicht erst morgen sondern sofort. Doch statt nur zu fragen, wann es denn endlich losgeht, sollten wir uns alle selbst fragen: Was kann ich mir Gutes tun? Am besten, ich fange jetzt gleich damit an!

Mehr lesen

Ehrenamt

Flucht vor häuslicher Gewalt – die Freiwilligen im Frauenhaus Apenrade haben immer ein offenes Ohr

Apenrade/Aabenraa Damit ein Frauenhaus funktioniert und zu einem sicheren Ort wird, müssen viele verschiedene Leute zusammenarbeiten. Für die Einrichtung in Apenrade sind das nicht nur festangestellte Fachkräfte, sondern auch engagierte Freiwillige. Warum sie für das Apenrader Frauenhaus so wichtig sind und die Arbeit vor Ort nachhaltig unterstützen, erklären Hanne Frederiksen und Henriette Tvede Andersen.

Leserbrief

Meinung
Kristian Pihl Lorentzen
„Hærvejsmotorvejen som grøn energi- og transportkorridor“

Leserbrief

Meinung
Asger Christensen
„På tide med et EU-forbud mod afbrænding af tøj“