Leitartikel

„‚Guter Junge‘ Popp“

‚Guter Junge‘ Popp

‚Guter Junge‘ Popp

Apenrade/Aabenraa
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Was bedeutet es für die Minderheit, dass Tonderns Bürgermeister nun „einer von uns“ ist? Cornelius von Tiedemann meint, dass Jørgen Popp Petersen sich zuvorderst darum kümmern wird, die Wogen im politischen Tondern zu glätten und Bürgermeister für alle zu sein. In einer Hinsicht aber dürfte die Minderheit durchaus hoffen, denkt er.

Blicken wir nach der historischen Wahl des Minderheiten-Politikers Jørgen Popp Petersen mal auf Gegenwart und Zukunft. Die auch deshalb so vielversprechend aussieht, weil es sich beim neuen Bürgermeister um so einen „guten Jungen“ handelt.

Nicht ich erdreiste mich, den immerhin 58-Jährigen so zu bezeichnen, sondern das von uns befragte Volk auf den Straßen Tonderns tut das. Zum Beispiel in unserem kleinen Video, das Rahel Stäcker und Max Hey, die bei uns gerade ein Praktikum machen, gedreht haben. Sie haben sich umgehört, was die Menschen über den neuen Bürgermeister denken.

Natürlich halten ihn nicht alle für einen „guten Jungen“. Manche finden auch, dass er ein „guter Mensch“ ist, oder sie mögen ihn einfach so, ganz uneingeschränkt, gerne.  

Dass sich in Tondern viele wundern, dass nicht der mit den meisten Wählerstimmen Bürgermeister geworden ist, sondern der, der die meisten Mandate aller Couleur hinter sich vereinen konnte, ändert nichts daran.

Selbst die, die sich vielleicht darüber ärgern, können Popp nicht absprechen, ein „sympathischer Mensch“ zu sein und „als Person gut“.

Nein, wir haben nicht alle Menschen in Tondern gefragt. Aber alle, die wir gefragt haben, jetzt und früher, attestieren Jørgen Popp Petersen, ein guter und vor allem auch fähiger Typ zu sein, der Menschen zusammenbringt und mitnimmt.

Und das lässt doch hoffen, nicht nur aus Minderheitensicht, sondern auch für Tondern insgesamt und die politische Kultur in der Kommune. Die hat in den vergangenen Jahren nämlich landeseit für negative Aufmerksamkeit gesorgt. Woran der bisherige Bürgermeister unbestreitbar seinen Anteil hat.

Wie groß die Verwunderung mancher nun ist, dass dieser trotz 29 Prozent Stimmenanteil nicht Bürgermeister bleiben darf, wundert dann wiederum beim Blick von außen. Schließlich haben demnach 71 Prozent nicht Henrik Frandsen gewählt.

Wie es ist, in der Minderheit zu sein, das lehrt einen die Demokratie früher oder später eben ebenso, wie sie einen lehrt, damit umzugehen und das Beste daraus zu machen. Im Sinne der eigenen Interessen und im Sinne der Interessen der Gemeinschaft.

Kaum eine Partei weiß das besser als die Schleswigsche – und besonders gut verkörpert das Jørgen Popp Petersen. Der lässt es sich nicht nehmen, auch im landesweiten Fernsehen im heimischen Dialekt zu sprechen, und Siegerposen und große Gesten sind ihm fremd.

Befreiend ist es auch zu erleben, dass es die Menschen derweil kaum beschäftigt, während des Wahlkampfes nicht und auch nicht danach, dass er der deutschen Minderheit angehört.

Sie wurden von uns Journalistinnen und Journalisten immer wieder danach gefragt. Aber die Antwort war eigentlich immer, dass das für sie keine besondere Rolle spielt. Dass sie es, wenn überhaupt, sogar eher positiv sehen, dass da jemand ist, der die Verbindung nach Deutschland noch aktiver herstellen kann. Oder, um es mit dem Chef der Schleswigschen Partei, Carsten Leth Schmidt, zu sagen, der ein „Extra-Element“ mitbringt.

Insofern steht auch nicht zu befürchten, dass bei etwaigen politischen Krisen im Stadtrat diskriminierend auf Popps Herkunft aus der Minderheit hingewiesen wird.

Ebensowenig ist jedoch damit zu rechnen, dass in Popps Bürgermeisterzeit für die Minderheit Milch und Honig fließen. Schließlich ist Popp ein gewissenhafter Mensch und tritt an, um für alle da zu sein. Und so, wie Lehrer, die die eigenen Kinder unterrichten, oft besonders streng zu ihnen sind, wird sich Popp nicht nachsagen lassen wollen (und ob der Mandatsverhältnisse auch nicht können), dass er die „eigenen“ bevorzuge.

In Sachen offenes Grenzland jedoch dürfen wir auf Popp hoffen. Zwar hat er nicht den Schlüssel für die Schlagbäume an der Grenze. Aber als Bürgermeister einer Grenzlandkommune hat seine Stimme fortan durchaus politisches Gewicht im Landesteil, im Grenzland und sie wird auch in Kopenhagen gehört werden.

Und das sollte sie auch, wie die Worte von Minderheiten-Oberhaupt Hinrich Jürgensen vom Donnerstag in Kopenhagen zeigen.

„Zu behaupten, dass die deutsch-dänischen Beziehungen so gut sind wie nie zuvor, würde bedeuten, dass Grenzschließung und Grenzkontrollen zu einer Verbesserung der Beziehungen beigetragen haben. Das ist natürlich absurd“, sagte er auf einer deutsch-dänischen Konferenz.

 

Bei aller politischen Ausgewogenheit – den Einsatz für das offene Grenzland werden wir von Popp erwarten können, wenn er sozusagen außenpolitisch auftritt. Schließlich will der „gute Junge“ ja das Beste für alle in der Kommune Tondern.

Und dazu gehört die offene Grenzregion ganz klar.

 

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