Leitartikel

„Dänischer Pragmatismus für aufgeheizte Debatte“

Dänischer Pragmatismus für aufgeheizte Debatte

Dänischer Pragmatismus für aufgeheizte Debatte

Apenrade/Aabenraa
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Im Deutschen Fernsehen waren die vergangenen Wochen reich an Sondersendungen und Talkrunden zum Thema Klimawandel. Ein Kommentar von Helge Möller, Journalist beim „Nordschleswiger“.

Wer die Nachrichten in Deutschland in den vergangenen Wochen verfolgt hat, könnte den Eindruck erhalten haben, dass sich neben der Atmosphäre vor allem die Gemüter aufheizen, wenn es um den Klimawandel geht.

Hitzewelle in den USA, Brände in Südeuropa, katastrophale Überschwemmungen in Südwest-Deutschland. Sehr schnell, zu schnell, war dann vom Klimawandel die Rede, denn ein einzelnes Wetterphänomen lässt sich nicht direkt auf den Klimawandel zurückführen, der hier nicht bestritten werden soll.

Es gibt ihn. Und der Mensch hat ihn gemacht, das stellt der neue Sachstandsbericht des Weltklimarates fest. Und er wird Auswirkungen haben. Unbewohnbare Landschaften aufgrund von Hitze oder Überschwemmungen, Migrationsbewegungen, Hunger, Kriege, Tod, wenn alles so weitergeht wie bisher. Aber: Das Klima ist nicht aus dem Gleichgewicht. Dies zu beschreien ist falsch, es wird ein anderes Gleichgewicht einnehmen. Das dann aber für den Menschen als Säugetier, was er nun mal ist, nicht mehr behaglich ist.

Erfrischend kühl ist die Aussage von Martin Stendel vom Dänischen Meteorologischen Institut DMI, der im „Nordschleswiger“ feststellt, dass die Ergebnisse im neuen Bericht nur schärfer formuliert, aber nicht neu seien.

Und auch der Hinweis von Axel Bojanowski, Chefreporter Wissenschaft der Zeitung „Die Welt“, in der Talkshow von Markus Lanz war gut und richtig, dass die Niederschlagsmengen, die in Südwest-Deutschland Mitte Juli niedergingen, im erwartbaren Extrembereich lagen.

Die Kluft in Deutschland wird immer größer zwischen dem Gerede und dem Handeln. Klar ist auch, wir werden die Gesellschaft und die Wirtschaft nicht innerhalb von 24 Stunden umbauen können. Es wird Zeit brauchen.

Bis der Wandel geschafft ist, sollten Meinungsschaffende nicht allem den Stempel Klimawandel aufdrücken, ob es stürmt, zu Wolkenbrüchen kommt oder zu Waldbränden.

Und um dem Wandel Auftrieb zu verleihen, wäre es gut, wenn es in nicht allzu ferner Zukunft alternative Antriebe für Autos gibt, die den Wechsel vom Verbrennungsmotor hin zum umweltfreundlichen Antrieb einfach machen. Das würde in den Köpfen einiges bewegen.

Deutschland könnte sich von Dänemark etwas abschauen, was Klimawandel-Pragmatismus angeht, wo parteiübergreifend Einigkeit darüber herrscht, dass Wirtschaft und Gesellschaft umgebaut werden müssen und es einen Plan dafür gibt (oder an ihm gearbeitet wird), der auf weitgehender Akzeptanz gründet. Denn der Klimawandel wird auch Dänemark nicht auslassen.

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