Leserbrief

„Erinnerung an die Deutsche Bürgerschule in Apenrade“

Erinnerung an die Deutsche Bürgerschule in Apenrade

Erinnerung an die Deutsche Bürgerschule in Apenrade

Erika Knudsen
Apenrade/Aabenraa
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Erika Knudsen wurde durch einen Artikel auf das Gebäude am Skolevej aufmerksam.

Liebe Apenrader,

das kann einen doch trotz der Wärme aus der Sonntagslethargie wecken:  Ein Foto der ehemaligen Deutschen Bürgerschule Apenrade. War den heutigen Redakteuren unserer (betone: unserer) Zeitung scheinbar nicht bekannt, dass das Gebäude alle diese Jahre überdauert hat, nach dem 5. Mai 1945 enteignet. Vielleicht war die Schule gar nicht Eigentum der Minderheit, sondern kommunal!

Wann das Haus gebaut wurde, ist mir nicht bekannt. Vor oder nach 1920? Es wurde ja auch nicht nur von der deutschen Bürgerschule benutzt, sondern es enthielt auch eine dänische Abteilung, die ihren Zutritt sozusagen auf unserer Rückseite, nach Westen, hatte.

Gegenüber dem nördlichen Giebel lag das gelbe Gebäude mit den Turnhallen, die auch von deutschen und dänischen Kindern benutzt wurde. Wie ich bei Gelegenheit erzählt habe, erinnere ich mich nicht an irgendwelche Vorfälle zwischen deutschen und dänischen Schülern. Den  Kastanienbaum auf dem  Schulhof an der Skolegade habe ich noch als Erwachsene besucht, wenn ich gelegentlich in Apenrade war. Der ist jetzt weg.  In regelmäßigen Abständen wurde der Platz neu asphaltiert, und das bedeutete immer wieder blutige, aufgeschlagene Knie, die man sich (unter dazugehörigem Heulen) von Fräulein Brigitte Adolphsen versorgen ließ.

1936 kam ich in die Schule, wo wir anfangs in Dreierbänken saßen.

Unsere Lehrer: Bargfeld und Kortsch, Matthiesen, Lagoni, Hansen, Frl. Blatt, Turnlehrerin, die so furchtbare Ohrfeigen austeilte (aus meiner Sicht immer unbegründet!)- ja und wer noch? Rektor Valentin, mit dem Frl. Adolphsen ihren eigenen Worten zufolge auf der Wiese hinter dem Møllevej bei Frostwetter Schlittschuh gelaufen war.

Nach der Besetzung Dänemarks 1940 wurde das Gebäude vom Militär benutzt und beides die deutschen und die dänischen Schulkinder mussten sich das ältere Gebäude (heute „NygadeHuset" genannt) teilen. Das machte man so, dass die beiden Seiten wechselweise vormittags oder nachmittags dort unterrichtet wurden. Natürlich mit reduziertem Stundenplan.

Auf „unserem“ Schulhof konnte man regelmäßig die deutschen Soldaten Exerziets machen sehen.

Es werden sich vielleicht noch einige an ihre Schulzeit dort erinnern?

Für mich waren es wichtige und für mein weiteres Leben grundlegende Jahre, die ich noch heute an meinem inneren Bildschirm vorübergleiten sehen kann.

Liebe Redaktion: was für ein für unsere Kindheit wichtiges Gebäude!

Wäre auch schön, wenn alle bei Euch  wüssten, dass das von der dänischen Polizei  benutzte Gebäudekomplex an der Norderchaussee (heute Haderslevvej) nicht von Anfang an eine dänische Kaserne, sondern einmal das Deutsche Gymnasium war, und dass es immer noch etwas weh tut, wenn ich daran vorbeifahre. Hier wurde unsere letzte Klasse am 8. Mai im Unterricht von „Frihedskæmperne“ zurückgehalten, und dann war Schluss.

 

Grüße und møjn,

Erika Knudsen,
Apenrade

 

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