Leitartikel

„Handlung beim Klimaschutz ein kommunales Thema “

Handlung beim Klimaschutz ein kommunales Thema

Handlung beim Klimaschutz ein kommunales Thema

Apenrade/Aabenraa
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Nordschleswiger-Redakteur Volker Heesch blickt von Nordschleswig aus auf die Weltklimakonferenz in Glasgow. Die Großveranstaltung ist mit Hoffnungen und bangen Ahnungen verbunden – und lokalen Aufgaben.

Die Themen Klimakrise und Klimaschutz sind inzwischen seit Jahrzehnten auf der Tagesordnung. Ein Beitrag über Klimaforschung und Klimapolitik im Radiosender Deutschlandfunk gab kürzlich unter dem Titel Weltklimafrust einen Eindruck von der inzwischen langen Geschichte der von düsteren Untergangsszenarien umnebelten Weltklimagipfel.

1995 wies die damalige deutsche Umweltministerin Angela Merkel beim ersten von inzwischen 25 Weltklimagipfeln auf die Erwartungen der Völker, die nötigen Beschlüsse zu bewahren, um die Menschen vor drohendem Schaden zu schützen. Von der Verantwortung für künftige Generationen war 1995 die Rede, und in der Rückschau fallen einem als Einwohner von Nordschleswig viele Dinge ein, die hier in unserer Heimat zwischen Nord- und Ostsee in den vergangenen Jahren passiert sind, um Beiträge zum Klimaschutz zu leisten.

Wir können hierzulande natürlich gut beobachten, wie der Meeresspiegel steigt oder Stürme sauerstoffproduzierende Wälder zerfetzen. Wir können selbst entscheiden, ob wir mit dem Fahrrad zum Einkaufen fahren oder mit dem Flugzeug ans Urlaubsziel reisen. Wie der Ausstoß von Treibhausgasen stets die gesamte Erde betrifft, die reichen Staaten ebenso wie die armen, so sicher ist es, dass jeder Mensch seinen eigenen Fußabdruck in der leider immer noch beunruhigenden Klimabilanz unseres Planeten hinterlässt. In Apenrade hat das kohlebefeuerte Großkraftwerk seinen klimaschädigenden Betrieb eingestellt, viele Häuser werden in Dörfern und Städten mit Wärmepumpen oder Fernwärmeleitungen versorgt.

Aber trotz steigender Nachfrage nach Strom sind die Zeiten in unserer oft winddurchpusteten Region vorbei, dass neue klimafreundliche Windkraftanlagen an Land aufgestellt werden. Die Akzeptanz ist gegenüber Windrädern als Nachbarn offenbar geringer als bei lärmenden Autobahnen und Landstraßen, die auch in Zeiten des Klimaschutzes ebenso ganz oben auf den Wunschzetteln der Menschen stehen wie große Autos, die auch Energiefresser sind, wenn sie mit Elektromotoren ausgestattet sind.

In Dänemark passiert eine ganze Menge, um den Klimaschutz zu verbessern. So werden nicht nur die Bürgerinnen und Bürger durch Gesetze dazu verdonnert, ihre Gebäude klimafreundlicher zu beheizen. Auch die öffentliche Hand ist angehalten, ihre Immobilien auf Klimaschutz umzurüsten. Allerdings stellt sich angesichts der in jüngster Zeit präsentierten Rechnung, dass allein die Zementherstellung weltweit für zehn Prozent der Treibhausgasemissionen sorgt, die Frage, ob beispielsweise bei Schulen, Rathäusern oder Krankenhäusern  Neubauten und Zentralisierungen mit dem Klimaschutz harmonieren. Das Gleiche gilt sicher auch für den Wohnraum der Menschen. Gerade hier in Nordschleswig wird viel abgerissen. Der Wiederverwertungsgedanke sollte nicht nur bei der Abfallwirtschaft Berücksichtigung finden.

Es erfüllt Nordschleswig bestimmt mit Stolz, dass die Kommune Sonderburg, die seit Jahren auf Klimaschutz setzt, als Vorbild für lokales Engagement für das Klima in Glasgow auftreten kann.

Doch das sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in unserer Region beispielsweise beim klimafreundlichen öffentlichen Verkehr gehörig hapert. Als Urlaubsregion werden Vorzeigegebiete wie der Nationalpark Wattenmeer Jahr für Jahr von mehr Autos „heimgesucht“. Im Eisenbahnverkehr hat es, abgesehen von der Wiederinbetriebnahme der Bahn Tondern-Niebüll, trotz der Elektrifizierung der Bahnstrecke Flensburg-Fredericia, auf der deutsch-dänischen Hauptstrecke über Pattburg nur verschlechterte Angebote gegeben. Zudem werden die umweltfreundlichen neuesten dänischen DSB-Triebwagen zum Flughafen in Kopenhagen rollen, aber sie können nicht die dänisch-deutsche Bahnstromgrenze für klimaschützende Fahrten Richtung Europa überqueren.

Im laufenden Kommunalwahlkampf geht es auch um die politischen Schwerpunkte in Sachen Klimaschutz. Die Kommunalparlamente können im Alleingang keine klimafreundliche Verkehrswende beschließen, zu der es langfristig keine Alternative gibt. Doch sie haben ein Wort mitzureden, damit statt mit Kolonnen von Autos künftig Urlauber auch per Zug und Bus mit Fahrradträger nach Röm oder Alsen anreisen können und durch unsere Dörfer und Städte seniorenfreundliche Niederflurbusse am besten mit Elektromotor rollen. Die Wählerinnen und Wähler sollten vor ihrer Stimmabgabe genau hinschauen, wem sie auch klimapolitisch in den kommenden Jahren die Verantwortung übertragen. 

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