Schleswig-Holstein

Pilotprojekt zur Bergung von Weltkriegsmunition startet

Pilotprojekt zur Bergung von Weltkriegsmunition startet

Pilotprojekt zur Bergung von Weltkriegsmunition startet

Helge Möller und dpa
Kiel
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Auf dem Grund der Meere in Norddeutschland schlummert noch immer Munition aus den Weltkriegen - und die wird langsam zur Gefahr für Mensch, Tier und Umwelt. Foto: Jana Ulrich

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Im Sommer sollen in Schleswig-Holstein Pilotprojekte starten, um Munition aus der Ostsee zu bergen. Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt spricht von einer Generationenaufgabe.

Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt erwartet, dass im Sommer die Bergung alter Munition aus dem Meer beginnt. 

„100.000 Tonnen Munition rosten auf dem Meeresgrund vor Schleswig-Holstein“, sagte der Grünen-Politiker am Dienstag anlässlich einer ersten Infoveranstaltung zur Munitionsbergung in Schönberg (Kreis Plön). Der geplante Start der Bergungen in diesen sehr unfriedlichen Zeiten sei ein Signal der Zuversicht.

„Angesichts der großen Menge alter Munition am Meeresboden wissen wir schon heute, dass die Bergung eine Generationenaufgabe ist, die in der Bevölkerung auch Fragen aufwirft und Belastungen bedeuten wird“, sagte Goldschmidt. 

Ostsee bei Kiel besonders belastet

Allein in der Kolberger Heide in der Ostsee bei Kiel korrodierten 18.000 Großsprengkörper. „Aktuell besteht noch keine Gefahr für Leib und Leben, aber die Uhr tickt.“ 

Auf sehr niedrigem Niveau seien bereits Schadstoffe aus rostender Munition in Muscheln und Fischen nachweisbar. „Auch wenn der Verzehr noch bedenkenlos möglich ist, ist es gut, dass die Bergung mit dem 100 Millionen Euro schweren Sofortprogramm vom Bundesumweltministerium in diesem Jahr angegangen wird.“

Drei Pilotbergungen zum Beginn

Geplant sind zunächst drei Pilotbergungen. Die ersten 50 Tonnen sollen früheren Angaben des Kieler Umweltministeriums zufolge an zwei Stellen aus der Lübecker Bucht und an einer Stelle aus der Mecklenburger Bucht geholt werden. 

Diese Munition wird in einer Verbrennungsanlage im niedersächsischen Munster entsorgt. Die Arbeiten sind eine Vorstufe zur Entwicklung einer schwimmenden Entsorgungsanlage, die die Munition dauerhaft ausheben soll. 

Expertinnen und Experten wollen in der Testphase, die sechs Monate andauern soll, Erkenntnisse über den Zustand geborgener Kampfmittel sammeln.

Noch keine Bergungen in dänischer Ostsee

Während die Politik auf deutscher Seite bestrebt ist, alte Munition auf dem Grund der Ostsee baldmöglichst zu bergen oder unschädlich zu machen, sieht man in Dänemark die Sache noch nicht als spruchreif an. 

Auf Anfrage teilte das dänische Umweltministerium im September 2023 mit: „Das Umweltministerium weiß um die versenkte Munition in den dänischen Gewässern, und es verfolgt die Arbeit, die in den Projekten Helcom und Ospar geleistet wird, wo das Thema laufend diskutiert wird.“ 

Für das Umweltministerium steht noch nicht fest, wie die beste Lösung lautet, mit den Altlasten fertigzuwerden. Es verweist auf eine Vereinbarung, die Dänemark mit Deutschland und anderen Ostsee-Anrainerstaaten eingegangen ist, um in den kommenden zehn Jahren einen Weg zu finden. Das internationale Umweltbündnis Ospar dient dem Schutz des Nordost-Atlantiks.

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