Pandemie-Auswirkungen

Sorge um die Unternehmer – Diskussion mit Robert Habeck

Sorge um die Unternehmer – Diskussion mit Robert Habeck

Sorge um die Unternehmer – Diskussion mit Robert Habeck

Gero Trittmaack/shz.de
Schleswig
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Robert Habeck kritisierte, dass die Hilfsgelder vielfach nicht an die notleidenden Betriebe ausgezahlt würden. Foto: Michael Staudt

Über die Auswirkungen der Corona-Krise und der Digitalisierung auf die Wirtschaft diskutierte Robert Habeck.

Mehr als 150 Interessierte nahmen auf Einladung des Grünen-Kreisverbandes an einer Online-Diskussion teil, in der es unter dem Thema „Wirtschaftspolitik: Von hier an anders?“ um die Auswirkungen von Corona-Krise, Digitalisierung und Globalisierung auf Unternehmen und Gesellschaft in der Region gehen sollte. Die These: Die Art, wie wir produzieren und konsumieren, wird sich ändern. Teilnehmer waren der Grünen-Bundesvorsitzende Robert Habeck, dessen neues Buch den Titel für die Veranstaltung vorgab, die Fahrdorfer Unternehmerin Julia Clausen (ancorafilm), Björn Ipsen, Hauptgeschäftsführer der IHK Schleswig-Holstein, und Gabriela Wagner, Regionsgeschäftsführerin des DGB für die Region Schleswig-Holstein Nordwest.

Es ist schlechtes politisches Handwerk, dass die Hilfsgelder nicht ausgezahlt werden.

Robert Habeck, Bundesvorsitzender der Grünen

Was alles anders werden sollte in der Wirtschaft, blieb weitgehend im Dunkeln, das für die Grünen vorrangige Thema der Dekarbonisierung (die Verhinderung von Kohlenstoffdioxid-Emissionen) wurde zwar genannt, aber als Diskussionsthema auf einen späteren, nicht genannten Zeitpunkt verschoben.

Frustration und Angst

So blieb es unter der Moderation von Joschka Knuth, dem wirtschaftspolitischen Sprecher Grünen-Landtagsfraktion zunächst bei einer Zustandsbeschreibung der Wirtschaft in der Corona-Krise. Habeck erläuterte, er habe in der Wirtschaft Frustration und Angst wahrgenommen – was er mit einer Kritik am Bundeswirtschaftsministerium verband: „Es ist schlechtes politisches Handwerk, dass die Hilfsgelder nicht ausgezahlt werden.“ Sein Eindruck: Der Druck für die Unternehmen steigt enorm, ebenso die Sorge, „wie es weitergehen soll, wenn die Lockerungen der Corona-Beschränkungen einsetzen“.

Fehlende Perspektiven

Ipsen ergänzte Habecks Eindrücke durch den Begriff Zorn und bemängelte fehlende Perspektiven. Zudem befürchtete er eine Spaltung der Wirtschaft in Gewinner und Verlierer. „Dem Einzelhandel und den Gastronomen geht es wirklich schlecht. Zwar haben unsere Unternehmen bei einer Umfrage nach ihren Zukunftserwartungen auf einer Skala von null bis 200 durchschnittlich 95 Punkte gegeben – aber was heißt das schon? Eine Hand auf der Herdplatte und eine im Kühlschrank – das gibt auch einen vernünftigen Mittelwert.“

Jetzt geht es erst einmal schlicht und einfach ums Überleben.

Björn Ipsen, Hauptgeschäftsführer der IHK Schleswig-Holstein

Während Gabriela Wagner die psychologischen Belastungen ansprach und ihren Eindruck darstellte, in Flensburg würde an den Geschäften jeden Tag ein neues Zu-vermieten-Schild auftauchen, berichtete Julia Clausen von Erfolgen. Ihr Unternehmen hat in der Krise 30 kleine Filme über 30 Unternehmen in Schleswig und Umgebung gedreht und veröffentlicht. Mit dem Erfolg, dass sich tatsächliche weitere Umsätze und Aufmerksamkeit eingestellt hätten.

Zukunft planbar machen

Und die Perspektive? „Jetzt geht es erst einmal schlicht und einfach ums Überleben“, sagte Björn Ipsen, um nichts anderes. Er verlangte einen verlässlichen Stufenplan, der regional angewendet werden könne und die Zukunft ein wenig planbar machen könne.

Einig waren sich alle Teilnehmer, dass die fortschreitende Digitalisierung Chancen bietet, auch im lokalen und ländlichen Umfeld voranzukommen und sichtbarer zu werden. „Digital Nähe und Nachbarschaft zu schaffen“, formulierte Habeck.

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