Corona-Virus

Aktuell hohe Corona-Zahlen keine Folge der Silvesterfeiern

Aktuell hohe Corona-Zahlen keine Folge der Silvesterfeiern

Aktuell hohe Corona-Zahlen keine Folge der Silvesterfeiern

Mira Nagar/shz.de
Flensburg
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Die Maskenpflicht am Strand wurde wieder gekippt. Foto: shz

Flensburg hat die höchste Inzidenz in SH - Mutationen verbreiten sich schneller und „diffus".

Zähe Detektivarbeit für die Corona-Ermittler in Flensburg: Während die Stadt im gesamten letzten Jahr verhältnismäßig gut durch die Pandemie gekommen ist, ebben die Corona-Zahlen seit Jahresbeginn kaum ab - trotz immer wieder neuer Anpassungen in der Allgemeinverfügung der Verwaltung. Flensburg ist inzwischen die Stadt mit den landesweit meisten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner. Aktuell beträgt die sogenannte Inzidenz 136,4.

Das Problem: Einen genauen Grund kann man nicht erkennen. Zu Jahresbeginn waren die hohen Zahlen noch zum Großteil die Folge von Silvesterfeiern in Dänemark. Allerdings, so Stadtsprecher Clemens Teschendorf, lässt sich das für das aktuelle Infektionsgeschehen nicht mehr sagen. „Die aktuellen Fälle sind nicht direkt darauf zurückzuführen", erklärt Teschendorf. „Es ist aber nicht auszuschließen, dass da noch etwas mäandert."

Schwierige Arbeit für die Corona-Ermittler

Es sei sehr schwierig, die Ketten der Ansteckungen nachzuverfolgen. „Anders als bei dem Ausbruch nach einer Hochzeit in Dänemark im vergangenen Jahr, wo die Teilnehmer bekannt waren", sagt Teschendorf.

So heißt es zum Ansteckungsweg bei mehr als 50 Neuinfektionen der vergangenen zwei Wochen: unbekannt oder nicht ermittelt.

Problematisch bei der Verfolgung der Infektionswege ist eine Corona-Mutation, die sich schneller verbreitet. Das macht die Arbeit der Corona-Ermittler besonders schwierig.

Die verdächtigen Proben aus Flensburg werden im Labor der Charité in Berlin auf Mutationen untersucht. „Wenn beim Corona-Test eine Veränderung gesehen wurde, dann wird der Fall verfolgt, als ob es eine Mutation wäre", erklärt Teschendorf. „Wenn wir das Ergebnis aus Berlin haben, ist so viel Zeit vergangen, dass die Mutation uns überholt hat."

Von den derzeit 507 aktiven Infektionen wurden so 196 als Mutationen vordiagnostiziert.

Corona-Informationen in Landessprachen

Mehr als 50 Ansteckungen der vergangenen zwei Wochen sind laut Statistik der Stadt im Bereich Zeitarbeit erfolgt. Hier habe die Stadt bereits reagiert und den Arbeitern Corona-Informationen in ihren Landessprachen gegeben. „Zurzeit arbeiten wir an Videos, mit denen wir die Leute wirklich erreichen", berichtet Teschendorf.

Anders als beim Husumer Schlachthof, der wegen hoher Infektionszahlen unter den Arbeitern geschlossen wurde, werden die Betriebe, in denen die Flensburger Zeitarbeiter beschäftigt sind, allerdings nicht geschlossen. „Die Infektionen sind hier eher aus dem privaten Kontext als bei der Arbeit", sagt Teschendorf. Für den Fall, dass sich das ändern sollte, wäre bei Schließungen der Kreis Schleswig-Flensburg am Zuge, in dem sich die Betriebe Vega Salmon und Böklunder befinden.

Keine Hotspots in der Stadt

Abgesehen von der Zeitarbeit gebe es keinen Bereich, den man explizit nennen müsse. Das Infektionsgeschehen sei „dynamisch" und in der Stadt sehr diffus verteilt. Große Hotspots gebe es nicht - das hartnäckige Gerücht, dass ein Großteil der Infektionen sich in der Neustadt verteilt, stimmt laut Teschendorf nicht. Auch wenn durch die Zeitarbeiter-Wohnungen dort durchaus mehrere Infektionen verortet sind.

Entsprechend reagiert die Stadt auch mit diversen, teils umstrittenen Verordnungen wie der inzwischen wieder gekippten Maskenpflicht am Strand, der aktuell geltenden Maskenpflicht für Erwachsene auf Spielplätzen und der neuen Regelung, nur eine Person pro Haushalt beim Einkauf zuzulassen. „Unsere Verantwortung ist, dass wir beherzt eingreifen", sagte Stadtsprecher Clemens Teschendorf. „Überall wo Kontakte sind, sind Infektionen möglich - und es gibt geballte Kontakte in Supermärkten."

Trotz der diffusen Lage gebe es auch Ketten, wo Punkte zusammenhängen. So konnte man die sechs Neuinfektionen in der Flüchtlingsunterkunft am Friedensweg auf drei verschiedene „Stränge" zurückverfolgen. Die Bewohner der komplett unter Quarantäne gestellten Unterkunft werden am Freitag getestet. Die Ergebnisse werden in der kommenden Woche erwartet.

Weitere Verschärfungen in Flensburg, wie beispielsweise im Bereich Schule oder eine Aussetzung der anstehenden Friseur-Öffnungen, müssten jeweils mit dem Land abgestimmt werden. Teschendorf hofft, dass es dazu nicht kommt - und die Inzidenz in Flensburg merklich absinkt. „Es ist eine Aufgabe für uns alle: Je mehr wir darauf achten, je besser wir sind, umso schneller können wir Einschränkungen in den Bereichen auch wieder aufheben", gibt Teschendorf zu bedenken.

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