Maifeiertag in Nordfriesland

Was Pastor Raabe bei der DGB-Kundgebung fordert

Was Pastor Raabe bei der DGB-Kundgebung fordert

Was Pastor Raabe bei der DGB-Kundgebung fordert

Herbert Müllerchen/shz.de
Husum
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Pastor Andreas Raabe
Pastor Andreas Raabe forderte in seinem Beitrag zur Solidarität gegenüber allen Menschen auf. Foto: Herbert Müllerchen

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Pandemie-bedingt nahmen an der traditionellen Veranstaltung am Maifeiertag nur etwa 50 Zuhörer teil.

„Kurz und knackig wird in diesem Jahr die Maikundgebung des DGB Kreisverbandes Nordfriesland sein“, kündigte der DGB-Kreisvorsitzende Ralf Nissen an.

Als Moderator der traditionellen Kundgebung in der Husumer Hafenstraße vor dem Kulturzentrum Speicher gab er die Marschrichtung vor und verwies auf ein buntes Plakat mit der Aufschrift: „Solidarität ist Zukunft“.

„Die Pandemie hat uns eines gelehrt – nur gemeinsam werden wir die Krise beweltigen“, rief er den gut 50 Zuschauern zu, die entsprechend der Pandemievorgaben weit verstreut am Hafen standen.

Nur gemeinsam könne der Weg in die Zukunft gefunden und beschritten werden. Als Zielvorgabe nannte er gute Arbeitsbedingungen für alle in einer gesunden Umwelt.

„Nur gemeinsam mit allen Beschäftigten und mit Unternehmen, die ihrer gesellschaftliche Verantwortung gerecht werden und nicht auf schnelle Profite setzen, wird es uns gelingen, die Krise zu überwinden“, so Nissen.

Gastrednerin Susanne Uhl

Dem schloss sich die frühere Geschäftsführerin des DGB Schleswig-Holstein Nordwest und jetzige Leiterin des Hauptstadtbüros der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, Susanne Uhl, an.

Sorgen der Gastronomie-Beschäftigten

Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Gastronomie würden händeringend darauf warten, wieder ihrer Arbeit nachgehen zu können. In diesem Zusammenhang apellierte sie an die Behörden, ihrer Kontrollpflicht nachzukommen, um so den Arbeitschutz der Bediensteten zu gewährleisten.

Auch auf die Wohn- und Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie ging Susanne Uhl ein. „Noch vor einem Jahr hätte ich es mir nicht träumen lassen, dass die Leiharbeit und die Werkverträge per Gesetz verboten werden.“

Dieser Sinneswandel, hervorgerufen unter anderem durch die Corona-Pandemie, könne im Bereich der Integration positive Effekte mit sich bringen. „Die Betroffenen müssen die Möglichkeit haben, in den Kommunen anzukommen und gesehen zu werden.“

Dies sei ein Akt der Solitarität und des Respektes. Solitarität dürfe kein Fremdwort sein, sondern müsse im Alltag gelebt werden und erfahrbar sein. Die Betriebe müssten ihre Arbeitgeberverantwortung gerecht werden.

Situation des Reinigungspersonals

Auch die Arbeitssituation der Reinigungskräfte in der Gastronomie oder auch in den Krankenhäusern prangerte sie an. Sie würden durch ihre Arbeit für Hygiene sorgen, was von den wenigsten Menschen honoriert würde. Solidarität müsse aber auch und insbesondere in der Arbeitwelt das oberste Gebot sein, stellte Susanne Uhl klar und weiter: „Solidarität ist auch die Zukunft unseres Sozialstaates.“

Nicht der Markt habe durch die Krise geholfen, sondern der Sozialstaat. Daher müsse der Sozialstaat nach der Krise gestärkt und ausgebaut werden.

Pastor ergreift das Wort

Andreas Raabe, Pastor in der Friedenskirche, schaltete sich in die Maikundgebung ein. Wichtiges Ziel sei es, die Welt besser zu machen. „Und dies gelingt uns nur, wenn wir dieses große Ziel gemeinsam anpacken.“

Als Beispiel nannte er die Arbeit der Tafel, bei der sich viele ehrenamtliche Helfer einbringen würden. „Was ich hier in beeindruckender Weise sehe und erlebe, ist gelebte Solidarität.“

Dennoch sei es ein Skandal, dass es in einem der reichsten Länder dieser Erde diese Einrichtung nötig sei. In Husum gebe es etwa 200 bis 300 Menschen, die auf die Tafel angewiesen seien.

Tafelkunden keine Bittsteller

Doch diese Menschen kämen nicht als Bittsteller. „Bei der Tafel wird ihnen Wertschätzung entgegengebracht und sie werden als Menschen wargenommen.“

Dieses Prinzip der Solidarität und Wertschätzung werde auch bei der Arbeit der Bahnhofsmission praktiziert. Doch diese wichtige Arbeit dürfe man nicht allein den Profis überlassen. „Wir alle haben die Verantwortung, solidarisch mit den Mitmenschen umzugehen.“ Solidarität müsse in das Zentrum allen Denkens angesiedelt sein.

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