NACH DEM ERIKSEN-SCHOCK
Sportvereine setzen auf Defibrillator und Erste Hilfe
Sportvereine setzen auf Defibrillator und Erste Hilfe
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Umfrage unter Klubs aus dem Kreisgebiet: Viele sind gut ausgestattet, aber sehen auch noch Schulungsbedarf für Übungsleiter und andere Verantwortliche.
Immer noch sind viele Fußballfans weltweit geschockt von dem, was dem dänischen Mittelfeldregisseur Christian Eriksen im ersten EM-Gruppenspiel seiner Mannschaft widerfahren war. In der 43. Minute der Partie in Kogenhagen sackte der Spieler von Inter Mailand ohne gegnerische Einwirkung mitten im Lauf unvermittelt in sich zusammen und musste offensichtlich wiederbelebt werden. Dank schneller Sanitäter-Hilfe, bei der auch ein Defibrillator zum Einsatz kam, und der anschließenden Versorgung im Krankenhaus geht es ihm nun einige Tage später schon wieder besser.
Bis zum Eintreffen des Notarztes vergeht wichtige Zeit
Dennoch: Der eine oder andere im Steinburger Sportler mag sich fragen, ob schnelle Hilfe in so einem Fall auch vor Ort vorhanden wäre. Bis der Notarzt eintrifft, könnte schon wichtige Zeit vergangen sein. Damit in einem solchen Fall ganz schnell geholfen werden kann, müsste es idealerweise eigentlich an jeder Sportstätte einen Defibrillator geben. Wir haben uns im Kreis umgehört, die Auswahl erhebt aber natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Lägerdorf fühlt sich gut gewappnet
Beim TSV Lägerdorf fühlt man sich auf dem Sportgelände an der Breitenburger Straße gut gewappnet. „Wir haben in unserem Vereinsheim zwei Defis“, berichtet Liga-Coach Jörn Skottke. „Einen im Erdgeschoss sowie noch einen weiteren im Obergeschoss des Kabinengebäudes.“ Es gäbe sogar die Möglichkeit, auch noch auf ein drittes Gerät zuzugreifen, das direkt im Schwimmbad neben dem TSV-Sportplatz stationiert ist.
Insofern ist der Vorfall mit dem dänischen Nationalspieler Christian Eriksen zweifellos auch ein Weckruf an unseren und andere Vereine.
Andreas Sievers, Fußball-Obmann TSV Heiligenstedten
Auch der TSV Heiligenstedten ist eigentlich gut ausgestattet. „Wir haben sowohl im Sportlerheim als auch im Tennisheim jeweils einen Defibrillator. Der Zugang zu diesem Gerät ist immer frei“, bestätigt Fußball-Spartenleiter Andreas Sievers. „Aber, und das ist sicherlich ein Problem, ich denke nicht, dass jeder weiß, wie man damit umgeht. Insofern ist der Vorfall mit dem dänischen Nationalspieler Christian Eriksen zweifellos auch ein Weckruf an unseren und andere Vereine. Verantwortliche Leute wie unsere Physiotherapeutin im Liga-Team oder Verantwortliche bei den Jugendteams müssen noch mehr sensibilisiert und eingewiesen werden, damit in einem Notfall schnell und richtig reagiert werden kann. Wir werden diesbezüglich in unserem Verein jetzt tätig werden müssen.“
Tus Krempe plant Auffrischungskurs
Ähnliches berichtet auch Moritz Wähling, der beim Tus Krempe die Verantwortung für die Fußballabteilung trägt. „Im Sportlerheim und im nahegelegenen Fitness-Studio steht bei uns in Krempe jeweils eine Defibrillator-Ausrüstung zur Verfügung. Unser Personal ist geschult. Unsere Übungsleiter sind angehalten, sich in der Anwendung auf dem aktuellen Stand zu halten. Wir wollen aber im Spätsommer den Verantwortlichen einen Auffrischungskurs anbieten.“
Thema auf Vorstandssitzung des MTV Herzhorn
Bei den Handballern des MTV Herzhorn war der Vorfall Thema auf der jüngsten Vorstandssitzung. „In unseren Hallen in Glückstadt Nord sowie in Herzhorn ist dank des Schulverbands jeweils ein Defibrillator vorhanden, und sie sollten im Bedarfsfall auch recht leicht zu bedienen sein“, sagt Frank Bruhnsen, 2. Vorsitzender der Handballsparte. „Außerdem bieten wir zusätzlich jährliche Fortbildungen für unsere Trainer in Sachen Erste Hilfe an.“
SHFV: Nur Empfehlung, aber keine Pflicht
Der Schleswig-Holsteinische Fußballverband (SHFV) hatte das Thema schon im Februar des vergangenen Jahres auf seiner Agenda. Für die Aktion „Lebensretter sein“ bot der SHFV in Zusammenarbeit mit der Deutschen Herzstiftung Kurzschulungen an, doch das Ganze wurde dann wenig später durch die Corona-Pandemie ausgebremst. „Es gibt die dringende Empfehlung, einen Defibrillator an öffentlich zugänglichen Stellen vorzuhalten“, sagt Henning Peitz, Vorsitzender des Kreisfußballverbands Westküste. „Aber eine Pflicht dazu – auch in oder an Sportstätten – besteht nicht.“ Es sei aber natürlich hilfreich, wenn möglichst viele Menschen in einem Sportverein zumindest über Grundkenntnisse der Ersten Hilfe verfügten und gar eine manuelle Herzdruckmassage machen könnten.