Tourismus
Darum blickt ganz Deutschland nach Eckernförde
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Darum blickt ganz Deutschland nach Eckernförde
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Touristik-Chef Stefan Borgmann erreichen jeden Tag Anfragen von Journalisten. Montagabend berichtete Spiegel TV.
Eckernförde ist schön. Das Meer vor der Haustür, Ruhe, frische Meeresluft und mit Kiel eine Großstadt nur 20 Autominuten entfernt. Was Einheimische schon lange zu schätzen wissen, zieht Jahr für Jahr zahlreiche Urlauber und Tagesgäste an.
Trotzdem – von den überregionalen Medien wurde das Ostseebad in der Vergangenheit wenig beachtet. Bisher. Denn seit am 19. April das Modellprojekt Tourismus gestartet ist und Eckernförde einen Lichtblick für Urlaub in der Corona-Pandemie darstellt, ist der Medienhype groß.
Der Fernsehsender n-tv titelte: „In Eckernförde ist ab Montag Ostsee-Urlaub möglich“. Sat. 1 17:30 Regional berichtete: „Modellregion Eckernförde: So verlief die erste Woche“. Und sogar Bild der Frau schrieb: „Urlaub an der Ostsee? Eckernförde und Co machen es möglich!“
Plötzlich verschlägt es Journalisten, die sonst eher Großstadtluft schnuppern, in den hohen Norden. Da steht dann ZDF-Reporter Hermann Bernd mit seinem Mikrofon im Regen und berichtet: „Es ist windig, es ist stürmisch.“
„Mit anderen Gästen in einem Raum essen. Für mich ein Gefühl wie aus einer anderen Zeit.“
Lisa Knittel, Reporterin vom ARD-Morgenmagazin
Für das ARD-Morgenmagazin läuft MOMA-Reporterin Lisa Knittel mit Sonnenbrille im Haar und einem türkisfarbenen Rollkoffer im Schlepptau über die Holzbrücke, um im Hotel Siegfried-Werft einzuchecken. Anschließend belohnte sie sich mit einem Essen und berichtete: „Mit anderen Gästen in einem Raum essen. Für mich ein Gefühl wie aus einer anderen Zeit.“
Und Sat. 1 Regional frohlockt: „Es sieht fast aus wie früher, als das Coronavirus noch nicht das Leben bestimmt hat: glückliche Urlauber, Tagesgäste, bummeln, shoppen, draußen sitzen und Essen gehen.“
Sogar aus Würzburg kommen Medienanfragen
Eckernförde ist – so scheint es – im Moment das Ziel vieler Journalisten. Bei Stefan Borgmann, Geschäftsführer der Eckernförde Touristik und Marketing GmbH (ETMG), klingelt das Telefon seit Beginn des Modellprojekts quasi im Sekundentakt „von morgens 7.30 Uhr bis abends 20 Uhr“.
Bis zu vier Fernsehinterviews führt Borgmann am Tag, dazwischen kommen Beiträge für Radios. Die Zeitung Die Zeit, der Mitteldeutsche Rundfunk, Radio Gong aus Würzburg, sie alle schauen gerade an die Ostsee. Am Montagabend war Borgmann bei Spiegel TV auf RTL zu sehen.
Ob der ETMG-Chef wohl bald einen Pressesprecher braucht? „Noch mache ich alles selbst“, sagt Borgmann. Sie haben gewusst, was auf sie zukommt, als sie sich als Modellregion beworben haben. „Man muss Ahnung davon haben, wenn man gefragt wird. Und das hat man in dem Moment, in dem man das Konzept selbst geschrieben hat.“
Noch ist alles tiptop. Aber was ist, wenn die Inzidenz steigt und das Modell scheitert?
Stefan Borgmann, Geschäftsführer Eckernförde Touristik und Marketing GmbH
Mit Medienvertretern hatte er schon oft Kontakt. Wenn große Veranstaltungen in Eckernförde im Terminkalender stehen, steht er Journalisten Rede und Antwort. Der Mann ist routiniert. Nur das Thema, sagt er, das ist fragil: „Noch ist alles tiptop. Aber was ist, wenn die Inzidenz steigt und das Modell scheitert?“ Dann, da ist er sich sicher, werden die Fernsehsender wiederkommen. Und dann werden sie keine freundlichen Fragen mehr stellen, sondern wissen wollen, was schief gelaufen ist.
Im Moment sind die Fragen der Journalisten aber harmlos: Wie viele Testzentren gibt es? Was müssen Urlauber beachten? Eine Frage, die Borgmann aus der Fassung gebracht hat, wurde ihm bisher nicht gestellt.
Nach zwei Tagen an der Ostsee ist mir klar, wie viel Hoffnung in diesem Projekt steckt – für die Einheimischen, die vom Tourismus leben, und für die Urlauber, die einfach mal etwas Normalität wollen.
Lisa Knittel, Reporterin vom ARD-Morgenmagazin
Bisher läuft das Modellprojekt gut. Und so kommt ARD-Reporterin Lisa Knittel zu dem Fazit: „Nach zwei Tagen an der Ostsee ist mir klar, wie viel Hoffnung in diesem Projekt steckt – für die Einheimischen, die vom Tourismus leben, und für die Urlauber, die einfach mal etwas Normalität wollen. Auch, wenn Urlaub machen sich momentan alles andere als normal anfühlt.“