Klimawandel

Neues Forschungszentrum: Feuchtgebiete sollen Klimawandel bekämpfen

Neues Forschungszentrum: Feuchtgebiete sollen Klimawandel bekämpfen

Feuchtgebiete sollen Klimawandel bekämpfen

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Kopenhagen
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Vielerorts werden Moore wieder vernässt, begradigte Flussläufe renaturiert oder neue Seen geschaffen. Die Feuchtgebiete sollen dem Klimawandel entgegenwirken. Foto: Paul Sehstedt

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Ein neues dänisches Forschungszentrum soll untersuchen, wie Feuchtgebiete den globalen Klimawandel bekämpfen können. Aus den gewonnenen Daten sollen dann Strategien entwickelt werden − etwa wie Feuchtgebiete verteilt werden müssen und wie sie zum Klimaschutz beitragen können. Seit Jahren werden auch in Nordschleswig Gebiete renaturiert und Moore wieder vernässt.

Ein global agierendes Forschungszentrum für Feuchtgebiete soll in den kommenden sechs Jahren mehr Wissen darüber aufbauen, wie Feuchtgebiete Emissionen reduzieren und die Aufnahme von Treibhausgasen erhöhen können. Länder auf der ganzen Welt kämpfen darum, ihre Klimaziele zu erreichen. Feuchtgebiete können dabei einen entscheidenden Beitrag leisten. Sie machen nur einen kleinen Teil der gesamten Landfläche der Erde aus, sind aber für die Aufnahme und Freisetzung verschiedener Treibhausgase von besonderer Bedeutung. Außerdem sind sie Lebensraum vieler gefährdeter Pflanzen- und Tierarten.

Das sogenannte „Global Wetland Centre“ (GWC) soll von DHI A/S, einem privaten Beratungsunternehmen, das mit Wasser in all seinen Formen arbeitet, der Universität Kopenhagen und der geologischen Forschungsanstalt für Dänemark und Grönland (GEUS) gegründet werden und wird von der Novo Nordisk Foundation mit 60 Millionen Kronen unterstützt, wie die drei Gründungsmitglieder in einer Pressemeldung mitteilen. Das Zentrum mit Sitz in Kopenhagen soll 2024 eingerichtet werden. Es wird aber weltweit tätig sein.

Viele Feuchtgebiete wurden in den vergangenen Jahrzehnten für landwirtschaftliche Nutzflächen oder die Verstädterung trockengelegt. Das führte zu einem Verlust an biologischer Vielfalt und einem Anstieg der Treibhausgasemissionen, da der in Feuchtgebieten gespeicherte Kohlenstoff als CO₂ freigesetzt wird. Moore machen beispielsweise nur etwa 3 Prozent der Landfläche der Erde aus, haben aber doppelt so viel Kohlenstoff gespeichert wie die Wälder der Welt zusammen.

Was sind Feuchtgebiete?

Feuchtbiotope liegen in Übergangsbereichen zwischen trockenen und dauerhaft feuchten Ökosystemen. Es können Auen, Moore, Bruchwälder, Sümpfe oder Feuchtwiesen unter dem Begriff zusammengefasst werden. Laut Ramsar-Konvention zum Schutz von Feuchtgebieten werden diese wie folgt definiert: „Feuchtgebiete im Sinne dieses Übereinkommens sind Feuchtwiesen, Moor- und Sumpfgebiete oder Gewässer, die natürlich oder künstlich, dauernd oder zeitweilig, stehend oder fließend, Süß-, Brack- oder Salzwasser sind, einschließlich solcher Meeresgebiete, die eine Tiefe von sechs Metern bei Niedrigwasser nicht übersteigen.“

Jährlich wird am 2. Februar der „World Wetlands Day“ gefeiert. Er soll an die Konvention aus dem Jahre 1971 erinnern. 

Bisher zu wenige Daten

Die Einbeziehung von Feuchtgebieten in die Bekämpfung des Klimawandels birgt daher ein großes Potenzial, so die Gründerinnen und Gründer des dänischen Forschungszentrums. Es bestehe auch ein entscheidender Bedarf an genaueren Berechnungen der Emissionen und an Wissen über die wirksamsten Lösungen. Dies liege zum Teil daran, dass es an Informationen über die genaue Verteilung von Feuchtgebieten mangelt und Unsicherheiten über die Gesamtbilanz der Treibhausgase von Feuchtgebieten bestehen.

Daher schließen sich nun Expertinnen und Forscher des DHI, der Universität Kopenhagen und GEUS zusammen. Die drei Parteien wollen gemeinsam einen besseren Einblick in die Frage gewinnen, wie Feuchtgebiete am besten genutzt werden können, um die Treibhausgasemissionen in die Atmosphäre zu verringern.

Mit Künstlicher Intelligenz zu den Klimazielen

Das GWC wird sich auf Forschung und Innovation im Bereich digitaler Modellierungswerkzeuge, Künstlicher Intelligenz und Satellitendaten konzentrieren, um Ländern auf der ganzen Welt Wissen und konkrete Lösungen für ihre Bemühungen zum Erreichen der Klimaziele zur Verfügung zu stellen.

Die Arbeit des Zentrums soll auch in Empfehlungen münden, die den politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern durch die enge Verbindung des Zentrums mit dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) vorgelegt werden. Das DHI arbeitet bereits eng mit dem UNEP über das gemeinsame UNEP-DHI-Zentrum zusammen.

„Ziel des Zentrums ist es, den Beitrag von Feuchtgebieten zur globalen Treibhausgasbilanz besser zu modellieren und Strategien zur Abschwächung der Auswirkungen des Klimawandels zu entwickeln“, sagt Mette Vestergard, Chefin beim DHI laut Pressemitteilung. 

Guy Schurgers vom Fachbereich Geowissenschaften und Management natürlicher Ressourcen an der Universität Kopenhagen und Leiter des geplanten Zentrums sagt: „Um das Zusammenspiel von Hydrologie und Biogeochemie in Feuchtgebieten auf globaler Ebene zu verstehen, wird das Global Wetland Centre Modellierungsinstrumente entwickeln, die Feldbeobachtungen, Experimente, satellitengestützte Beobachtungen und Technologien der Künstlichen Intelligenz kombinieren. Die neuen Modelle werden die Treibhausgasbilanz in eine messbare Größe umwandeln und dazu beitragen, Managementstrategien zu entwickeln, um die Emissionen zu verringern und einen globalen Wandel hin zur Klimaneutralität zu unterstützen.“

Feuchtgebiete in Dänemark

Laut Ramsar-Konvention beherbergt Dänemark 28 Feuchtgebiete (43 inklusive Färöer und Grönland) von internationaler Bedeutung. Der dänische Teil des Wattenmeeres etwa oder auch der Kleine Belt (Lillebælt). Hinzu kommen unzählige kleine Gebiete, die in die Kategorie fallen.

Die Naturschutzbehörde für Nordschleswig (Naturstyrelsen Sønderjylland) hat etwa Feuchtgebiete in Wäldern kartiert. In der Kommune Apenrade (Aabenraa) zählen etwa der Jürgensgaarder Wald (Jørgensgård Skov), der Aaruper Wald (Årup Skov) oder die Kelstrup Plantage dazu, in der Kommune Sonderburg (Sønderborg) auf Alsen (Als) zum Beispiel der Arnkil Wald (Arnkil Skov) oder auch der Rinkenisser Wald (Rinkenæs Skov). 

Darüber hinaus gibt es viele weitere Feuchtgebiete, etwa große Seen wie Oldenor und Ketting Nor auf Alsen oder der Gravensteiner Schlosssee (Gråsten Slotssø), aber auch Flussläufe gehören dazu.

Zahlreiche Projekte in Nordschleswig

Am westlichen Rand Apenrades soll ein Feuchtgebiet mit natürlicher Vegetation, einem mäandernden Bach und zwei neuen Seen entstehen. Bereits begonnen hat die Wiederbelebung von Kongens Mose bei Lügumkloster (Løgumkloster). Die Arbeiten werden bis ins Jahr 2024 durchgeführt. Abgeschlossen ist ein Renaturierungsprojekt im Kollunder Wald. Es sind einige Beispiele für die Bemühungen, neue Feuchtgebiete zu schaffen und frühere wiederzubeleben.   

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Marle Liebelt Hauptredaktion
„Positiv denken: In Nordschleswig liegt der Schlüssel zur Zukunft“