Wirtschaft

Neue Auflagen für den Bau der deutsch-dänischen Wasserstoff-Pipeline

Deutsch-dänische Wasserstoff-Pipeline rückt näher

Deutsch-dänische Wasserstoff-Pipeline rückt näher

Ritzau/nlm
Apenrade/Aabenraa
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Strom von Offshore-Windrädern kann in Wasserstoff umgewandelt werden, der durch den Bau der geplanten Pipeline zukünftig nach Deutschland transportiert werden soll (Archivfoto). Foto: Thomas Traasdahl/Ritzau Scanpix

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Der dänische Staat wird die geplante, über 500 Kilometer lange, Wasserstoff-Pipeline nach Deutschland unterstützen, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt werden. Welche dies sind, gab das dänische Energie- und Klimaministerium am Freitag bekannt.

Eine mehrere hundert Kilometer lange deutsch-dänische Wasserstoffleitung unter der Erde ist einen Schritt näher gerückt. Das Bauen der Wasserstoff-Pipeline wurde im vergangenen Jahr vereinbart, erst jetzt wurde jedoch eine politische Einigung bezüglich der Finanzierung erzielt – diese jedoch nicht ohne Bedingungen.

Wenn der dänische Staat Geld investieren soll, müssen sich Wasserstoff-Produzenten vorzeitig zu einer Nutzung von 1,4 GW oder 44 Prozent der Pipeline-Kapazität verpflichten – und dies für mindestens 10 bis 15 Jahre. Laut Klima-, Energie- und Versorgungsminister Lars Aagaard (Mod.) geht es für den Staat darum, das Risiko für die Steuerzahlerinnen und -zahler zu begrenzen. 

„Es müssen Interessenten da sein. Aber andererseits kann man nicht erwarten, dass das Auftragsbuch von Tag eins an voll ist, da sich die Industrie noch in der Entwicklung befindet“, sagt Aagaard. Er betont weiterhin, dass eine Pipeline zur Beförderung von grünem Wasserstoff dazu beitragen könnte, Emissionen zu reduzieren und den Ausbau neuer Offshore-Windparks in der Nordsee anzutreiben. Grüner Wasserstoff wird in Elektrolyseanlagen mit Strom aus erneuerbaren Energien produziert.

Kosten von 15 Milliarden Kronen

Die geplante Pipeline soll von Lille Torup in Nordjütland entlang der Westküste bis zur dänisch-deutschen Grenze verlaufen, falls sie tatsächlich gebaut wird. Es wird erwartet, dass der Bau rund 15 Milliarden Kronen kosten wird. Die ersten Teile der Pipeline sollen bis 2028 einsatzbereit sein.

„Wir haben eine sehr breite Vereinbarung getroffen, um den Verantwortlichen von Energinet, die die Rohrleitung bauen soll, die Grundlage zu geben, mit potenziellen Nutzern in Dialoge zu treten und zu klären, welchen Bedarf sie haben und wozu sie sich verpflichten möchten“, meint Aagaard. Ansonsten bestehe das Risiko darin, dass Steuerzahlende für ein Wasserstoffrohr zahlen müssen, das möglicherweise nicht genutzt wird.

„Der Staat kann nicht einfach im Namen der Steuerzahler das Rohr bauen, wenn sich niemand dazu verpflichtet, es zu nutzen. Aber wenn wir verlangen, dass die Auftragsbedingungen von Tag eins geklärt sind, wird das nicht passieren“, so Aagaard.

Klima-, Energie- und Versorgungsminister Lars Aagaard (Mod.) hat zusammen mit allen Parteien des Folketings – außer der Dänischen Volkspartei (Dansk Folkeparti) – vereinbart, dass der Staat die Gelder für eine neue Wasserstoffleitung nach Deutschland in Höhe von 15 Milliarden Kronen bereitstellen möchte. Dies setzt jedoch voraus, dass die Wasserstoffproduzenten sich im Voraus dazu verpflichten, mindestens 44 Prozent der Kapazität der Pipeline zu nutzen. Foto: Ida Marie Odgaard/Ritzau Scanpix

Grüneres Dänemark durch Wasserstoff

Wasserstoff nimmt eine zentrale Rolle im grünen Wandel ein, da er die Möglichkeit bietet, fossile Brennstoffe im Energiesystem zu ersetzen. Er kann sowohl direkt in Lastwagen verwendet als auch zu grünen Treibstoffen verarbeitet werden, die in der Schifffahrt eingesetzt werden können. Zudem fungiert er als effizienter Energiespeicher, da er in Zeiten geringer Windaktivität wieder in Strom umgewandelt werden kann.

Branche vermisst Garantien

Die neue politische Vereinbarung hinsichtlich der Finanzierung stößt nicht nur auf Begeisterung. Die Wasserstoffbranche vermisst Garantien und eine größere staatliche Verantwortung für die Wasserstoffleitung. Kritikerinnen und Kritiker bemängeln, dass die neue Vereinbarung eine ungleiche Risikoverteilung zwischen dem Staat und der Branche aufweise. Es fehle eine Garantie seitens der Regierung, dass die Pipeline tatsächlich gebaut wird, bevor es für dänische Hersteller sinnvoll ist, sich dazu zu verpflichten, mindestens 44 Prozent der Kapazität der Leitung zu nutzen. Dies ist die Ansicht der Branchenorganisation „Green Power Denmark“. 

Auch in der Organisation „Brintbranchen“ gibt es Bedauern über die Risikoverteilung zwischen der Branche und dem Staat. „Die Vereinbarung ist leider sehr streng und legt fest, dass der Staat nur bereit ist, einen begrenzten Teil der Verantwortung für die Finanzierung zu übernehmen. Angesichts der politisch festgelegten Ambitionen und des Potenzials in diesem Bereich wäre es sinnvoll gewesen, dass der Staat bereit gewesen wäre, mehr zu investieren“, sagt Tejs Laustsen Jensen, Direktor bei „Brintbranchen“. 

„Dansk Industri“ bedauert ebenfalls, dass „Politikerinnen und Politiker ihre Hand nicht weiter ausgestreckt“ und sich nicht zu einer größeren finanziellen Verpflichtung bekannt haben, so Troels Ranis, Direktor von „DI Energi“. 

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