Ostsee

WWF: Grundschleppnetze richten großen Schaden an

WWF: Grundschleppnetze richten großen Schaden an

WWF: Grundschleppnetze richten großen Schaden an

Ritzau/wt
Kopenhagen
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Ein Foscher meint die negativen Auswirkungen der Grundschleppnetz seien bislang unterschätzt worden. Foto: Lars Laursen/Biofoto/Ritzau Scanpix

Laut eines Berichtes des WWF beeinträchtigen Grundschleppnetze die biologische Vielfalt der Ostsee. Der Dänische Fischereiverband nennt den Bericht einseitig,

Die Fischerei mit Grundschleppnetzen in der Ostsee sollte so schnell wie möglich begrenzt werden. Diese Auffassung vertritt die Naturschutzorganisation WWF.

Der Verband hat einen Bericht über die negativen Wirkungen der Schleppnetze auf die Tierwelt am Meeresgrund erarbeitet.

„Die neuesten dokumentierten Informationen weisen auf die Grundschleppnetze als einen der Hauptverantwortlichen hin. Da wir nun wissen, wie sie den Meeresboden beeinflussen, ist diese Fischerei nicht akzeptabel“, sagt Thomas Kirk Sørensen, Abteilungsleiter beim WWF.

Die Schleppnetze werden vielerorts verwendet, aber insbesondere in der Ostsee richten sie nach Aussage des Berichts großen Schaden an. So sind 40 Prozent des Meeresbodens durch die Schleppnetzfischerei beeinträchtigt worden. Im südlichen Teil der Ostsee sollen es sogar 80 bis 100 Prozent sein.

Wenig Dorsche in der Ostsee

Die Schäden würden durch Verschmutzung, Schiffsverkehr, andre Formen der Fischerei, Rohstoffgewinnung und Energieproduktion noch verstärkt.

Kirk Sørensen sieht hierin auch die wesentlichen Ursachen für den historisch kleinen Bestand an Dorschen in der Ostsee.

„Würde man in einem Teil des Gebietes die Grundschleppnetze verbieten, so eine Schlussfolgerung des Berichts, würden die bodenlebenden Tiere zurückkehren und dem Dorsch als Nahrung  zur Verfügung stehen“, so der WWF-Vertreter  und fügt hinzu: „Wir haben ja kaum Gebiete in Dänemark, die vor den Grundschleppnetzen geschützt sind, lediglich kleine Flecke, die weniger als zwei Prozent ausmachen.“ .

Naturschutz durch Zufall

Für ihn ist der Øresund ein gutes Beispiel dafür, wie es klappen kann. Hier wurden die Schleppnetze bereits 1932 aus Rücksicht auf die Sicherheit zur See verboten.

„Heute ist es das beste Naturschutzgebiet, das wir nie als solches ausgewiesen haben. Hier ist die biologische Vielfalt intakt, und es gibt einen natürlichen Bestand mit Fischen in alle Größen trotz einer lebhaften Fischerei.“

Als negative Beispiel nennt der Bericht die Schleppnetzfischerei nach Kaisergranaten (jomfruhummer) im nördlichen Kattegat.

„Man fischt auf einem Niveau, das den Bestand der Kaisergranate nicht beeinträchtigt. Dennoch ist diese Fischerei nicht nachhaltig. Es gibt einen großen Beifang an Dorsch und einen negativen Einfluss auf die biologische Vielfalt“, sagt Seniorberaterin Henrike Semmler beim WWF.

„Schlammwüste“

Der Vorsitzende des Dänischen Fischereiverbandes, Svend-Erik Andersen, nennt die Kritik eine Ansammlung von Argumenten mit dem alleinigen Ziel, die Schleppnetzfischerei anzuschwärzen.

„Zu behaupten ein Stopp der Fischerei mit Grundschleppnetzen würde das Ökosystem der Ostsee retten, ist schlichtweg falsch. Große Einträge aus der Landwirtschaft und Städten bedeuten, dass es um die Umwelt in der Ostsee schlecht bestellt ist. Es gibt große Gebiete mit Sauerstoffschwund, in denen die Dorsche nicht laichen können“, meint er.

In den typischen Gebieten für die Grundschleppnetze wachse in Tiefen von 20 Metern nichts. Es sei lediglich eine Schlammwüste.

„Auswirkungen unterschätzt“

Der Seniorforscher Jørgen L.S. Hansen vom Institut für Biowissenschaften an der Universität Aarhus will dieses Argument jedoch nicht gelten lassen.

„Wenn man den Schlammboden mit Schleppnetzen aufwühlt, passiert dasselbe, wie bei einer Waldrodung. Man zerstört eine Liliput-Welt, wo selbst die kleinsten Strukturen Verstecke bilden, die Tiere anziehen. So können viele Art auf engem Raum beisammen leben“, sagt der Forscher.

Die Auswirkungen der Grundschleppnetze seien bislang unterschätzt worden.

„Würde man die Fische mit normalen Netzen fangen, würde man mehr Fische fangen. Die Fische hätten einen höheren Wert, und es gäbe weniger Rückwürfe von Beifang. Alle würden letztlich gewinnen.“

„Bei der Diskussion geht es nicht darum, welche Form der Fischerei sozioökonomisch sinnvoll ist. Es geht um den Wettbewerb unter Fischern mit immer größeren Gerätschaften und Booten, die sich amortisieren müssen. Die maritime Umwelt zahlt den Preis“, meint L.S. Hansen.

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