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Internationale Studie: Vorgesetzte halten nach Versuch an Vier-Tage-Woche fest

Internationale Studie: Vorgesetzte halten nach Versuch an Vier-Tage-Woche fest

Vorgesetzte halten nach Versuch an Vier-Tage-Woche fest

Ritzau/ket
Kopenhagen
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Die Studie zeigt, dass das neue Arbeitszeitmodell viele Vorteile bietet. Foto: Mahmud Turkia/Ritzau Scanpix

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Eine neue britische Studie zeigt, dass der Stresspegel sinkt, ohne dass die Produktivität bei einer Vier-Tage-Woche leidet. Auch einige Unternehmen in Dänemark machen sich die kürzere Arbeitswoche zunutze.

Die Produktivität leidet auch dann nicht, wenn die Arbeitszeit auf vier Tage pro Woche verkürzt wird. Andererseits sind die Arbeitnehmenden weniger gestresst, haben weniger Krankheitstage und kündigen seltener ihren Arbeitsplatz.

Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie, die unter anderem von der Universität Cambridge in Großbritannien durchgeführt wurde, berichtet das Wissenschaftsmedium „Videnskab.dk“.

Freitags frei oder zwei halbe Tage

An der Studie haben insgesamt 61 Unternehmen mit 2.900 Beschäftigten teilgenommen. Einige der Unternehmen gaben ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zum Beispiel freitags frei. Andere boten ihren Angestellten an, zwei halbe Tage zu arbeiten.

Und das hat sich für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ausgezahlt. Fast vier von zehn gaben an, dass sie sich weniger gestresst fühlten. Sieben von zehn sagten, sie fühlten sich weniger ausgebrannt.

Eine Vier-Tage-Woche bedeutet für viele Menschen ein besseres Arbeits- und Familienleben.

Brendan Burchell, Forscher

Mehr als die Hälfte fand es einfacher, Beruf, Familie und soziale Verpflichtungen miteinander zu vereinbaren. Einer der Forscher, Brendan Burchell von der Universität Cambridge, führt dies auf die kürzeren Arbeitszeiten zurück.

„Eine Vier-Tage-Woche bedeutet für viele Menschen ein besseres Arbeits- und Familienleben“, so Burchell in einer im Zusammenhang mit der Studie veröffentlichten Pressemitteilung.

Laut „Videnskab.dk“ gab es ein großes Unternehmen in der Studie, in dem mehrere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über eine erhöhte Arbeitsbelastung besorgt waren.

Hohe Zufriedenheit mit kürzerer Wochenarbeitszeit

In kreativen Unternehmen befürchteten die Angestellten auch, dass die kürzeren, intensiveren Tage weniger Austausch zwischen den Mitarbeitenden bedeuten, in dem oft neue Ideen entstehen. Insgesamt lässt sich jedoch feststellen, dass die Unternehmen im Allgemeinen mit der kürzeren Wochenarbeitszeit zufrieden waren.

56 von 61 Unternehmen haben die kürzere Wochenarbeitszeit nach dem Ende des Versuchszeitraums beibehalten. Dies entspricht fast 92 Prozent.

Die Umfrage hatte eine Reihe von Nichtregierungsorganisationen in Auftrag gegeben, die sich alle für eine Vier-Tage-Woche einsetzen. Die Untersuchung selbst haben jedoch Fachleute von Cambridge, Boston College und der Denkfabrik Autonomy durchgeführt.

Vier-Tage-Woche auch in Dänemark beliebt

Auch in Dänemark steigt die Zahl der Unternehmen, die eine Vier-Tage-Woche einführen, langsam, aber stetig.

Schon 2019 führte die Kommune Odsherred, etwa eine Autostunde westlich von Kopenhagen gelegen, das System als dreijährigen Versuch für Verwaltungsangestellte ein. Und laut Projektleiterin Kamilla Sine Hartmann war es ein großer Erfolg. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind mit dieser Flexibilität sehr zufrieden“, sagte sie im vergangenen Jahr.

Auch das IT-Unternehmen Abtion aus Odense hat seine Arbeitswoche auf vier Tage verkürzt. Hier wurde die Arbeitszeit jedoch zugleich auf 30 Stunden pro Woche reduziert. Die Firma hat die kürzere Arbeitswoche noch vor Corona, im September 2019, als Test eingeführt. Bereits im März 2020 beschloss das Unternehmen, das Experiment dauerhaft zu machen.

Laut Henrik Lund, außerordentlicher Professor am Zentrum für Arbeitsleben-Forschung der Universität Roskilde, müssen Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber heute Regelungen schaffen, die dafür sorgen, dass die Beschäftigten sich dem Unternehmen verbunden fühlen und ihm gegenüber positiv eingestellt sind.

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