Afrikanische Schweinepest

Der Wildschweinzaun kommt – Politiker in Kiel verärgert

Der Wildschweinzaun kommt – Politiker in Kiel verärgert

Der Wildschweinzaun kommt – Politiker in Kiel verärgert

jt/jrp/cvt
Kopenhagen
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Foto: Dieter Nagl/Scanpix Denmark/AFP Photo

In der letzten Abstimmungsrunde vor der Sommerpause im Folketing wurde am Montag der Bau eines Wildschweinzauns beschlossen. Verschiedene Untersuchungen müssen nun die letzten Details klären. Aus Schleswig-Holstein kommt derweil Kritik – aus Regierung und Opposition gleichermaßen.

Die Regierungsparteien sowie die Dänische Volkspartei (DF) und die Sozialdemokraten haben am Montag im Parlament für einen 70 Kilometer langen und 1,50 Meter hohen Wildschweinzaun an der deutsch-dänischen Grenze gestimmt. Das berichtet die Nachrichtenagentur Ritzau.

Laut dem dänischen Umwelt- und Nahrungsmittelministerium wird der Zaun den täglichen Verkehr über die Grenze nicht behindern. Darüber hinaus sollen kleine Durchgänge entlang der vielen Gehwege installiert werden, damit Wanderer auch die Grenze ungehindert passieren können.

Der Zaun soll den dänischen Schweineexport vor der afrikanischen Schweinepest beschützen. „Sollte die afrikanische Schweinepest Dänemark erreichen, dann müssen wir damit rechnen, dass unser jährlicher 11-Milliarden-Kronen-Export eingestellt wird“, erklärt Umwelt- und Nahrungsmittelminister Jakob Ellemann-Jensen (Venstre). Der Wildschweinzaun soll ihm zufolge die Tiere daran hindern, nach Dänemark zu kommen.

Verschiedene Untersuchungen sollen nun die letzten Details bezüglich der Natur-, Umwelt- und Kulturverhältnisse klären.

 

Birte Pauls Foto: SPD

Deutliche Kritik aus Schleswig-Holsteins SPD

Der Beschluss zum Bau des Zaunes wurde ohne Wortmeldungen im Parlament durchgestimmt. Im Vorfeld hatte es heftige Debatten zu dem Thema gegeben. Und es kommt weiter Kritik.

Der tierschutzpolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag von Schleswig-Holstein, Stefan Weber, erklärte am Montag: „Zu glauben, dass die Afrikanische Schweinpest mit einem Zaun aufgehalten werden kann, ist absurd. Das Hauptproblem bei der Übertragung sind nicht die Wildschweine, sondern ist der Mensch, der die Pest nachweislich über weggeworfene Lebensmittel und unzureichend desinfizierte Viehtransporter verbreitet. Fest steht auch, dass die Wildschweine sich andere Wege suchen werden, um den Zaun zu umgehen. Sie sind hervorragende Schwimmer und können graben.“

Webers Parteifreundin Birte Pauls, Sprecherin für die Zusammenarbeit mit Dänemark, ergänzt dazu: „Dass die dänische Regierung heute die Entscheidung getroffen hat, dennoch einen Zaun an der deutschen Grenze zu errichten, legt den Verdacht nahe, dass es bei diesem 10 Millionen Euro Projekt nicht allein um den Schutz vor Wildschweinen geht, sondern die Grenze auch eine weitergehende abschreckende Wirkung entfalten soll. Es passt zu den letzten populistischen Entscheidungen der dänischen Regierung, sich weiter abzuschotten. Eine solche Politik löst aber keine Probleme, sondern schafft Misstrauen. Wir wollen keine weiteren Barrieren, die in erster Linie der gewachsenen Kooperation schaden. Das europäische Projekt will Grenzen überwinden und nicht neue schaffen. Dafür stehen wir. Auch die Bekämpfung der Schweinepest muss eine gemeinsame Aufgabe sein.“

Hauke Göttsch

Hauke Göttsch Foto: CDU

CDU befürchtet genetische Verarmung in Jütland

Empört reagierte auch der jagdpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Hauke Göttsch: „Es ist schon bemerkenswert zu beobachten, mit welchem populistischen Aktionismus die sonst gewohnt liberalen Dänen aufwarten. Dabei ist eines klar: Ein Zaun wird Wildschweine vom Grenzübertritt an Gewässern und Straßen nicht abhalten. Unabhängig davon wird ein Zaun zur genetischen Verarmung anderer Wildtierarten der dänischen Halbinsel führen, indem er den genetischen Austausch mit Mitteleuropa behindert.“

Grüne: Zusammenarbeit statt Zaun

Auch die Grünen reagierten verärgert auf den Kopenhagener Beschluss. „Anstatt neue Grenzen mitten in Europa zu errichten, sollte als Antwort auf die Afrikanische Schweinepest die europäische Zusammenarbeit intensiviert werden. Mit einheitlichen Hygienevorschriften für Transporte und Kontrolle der Futter- und Lebensmittelströme sowie der Tiertransporte“, so der landwirtschaftspolitische Sprecher der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Bernd Voß.

Der europapolitische Sprecher der grünen Landtagsfraktion, Rasmus Andresen, ergänzte am Montag: „Nach der Wiedereinführung der Grenzkontrollen sendet die dänische Regierung wiederholt ein populistisches Abschottungssignal. Weder wird der Zaun Wildschweine aufhalten, noch wird die dänische Abschottungspolitik Probleme lösen.“

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