Diese Woche in Kopenhagen

„Preisverleihung für das beste Zitat“

Preisverleihung für das beste Zitat

Preisverleihung für das beste Zitat

Kopenhagen
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Die Kopenhagen-Redaktion des „Nordschleswigers“, bestehend aus Walter Turnowsky, hat in dieser Woche einige besonders schöne Zitate aus der öffentlichen Debatte zusammengesucht. Vier haben es in die engere Auswahl geschafft, und ein deutlicher Sieger ist gefunden.

Herzlich willkommen zum Preisfest für das Zitat der Woche. In wenigen Momenten werden wir bekannt geben, welche Zitate es auf die Podiumsplätze geschafft haben.

Um den richtigen Gewinner zu finden, haben wir es uns nicht leicht gemacht. Die gesamte Kopenhagen-Redaktion des „Nordschleswigers“ hat in einer stunden-, nein nachtlangen Sitzung erörtert, welche Äußerungen es verdienen, in die engere Auswahl zu kommen. Wer hat mit rhetorischer Brillanz geglänzt, wer mit messerscharfer Logik bestochen? Wessen Kommunikation war so klar wie eine rieselnde Bergquelle?

Außerhalb der Podiumsplätze

Die Vorperson der Alternativen, Trine Aslaug Hansen, bekommt soeben keine Medaille ab. „Ich kann sagen, dass wir Alternativen eine superengagierte Folketingsfraktion haben, die täglich schuftet, um etwas zu bewegen. Bei der Arbeit kann es vorkommen, dass man sich nicht ganz einig ist, wie die Dinge angepackt werden sollen“, sagte sie zu „DR“.

Im Original: „Det, jeg kan sige, er, at vi i Alternativet har en superdedikeret folketingsgruppe, som hver dag knokler for at prøve at gøre en forskel. I det arbejde kan man komme ud i situationer, hvor man ikke er helt enige om, hvordan tingene skal gøres.“

Das Zitat bezog sich auf die Tatsache, dass fünf Mitglieder der Fraktion das sechste, Theresa Scavenius, aus der Partei raushauen wollten. Eine Schlichterin oder ein Schlichter soll das jetzt verhindern.

Mit der elegant formulierten Untertreibung und dem schönen Bild von der hart arbeitenden Fraktion, wo jemandem eben eine unüberlegte Bemerkung entglitten ist, hat Aslaug Hansen es geschafft, in die engere Auswahl zu kommen.

Der dritte Preis

Auf dem dritten Platz landet der Vorsitzende der Konservativen, Søren Pape Poulsen. Er mag sich eine bessere Platzierung gewünscht haben, aber es wäre gegebenenfalls nicht das erste Mal, dass seine Hoffnungen enttäuscht worden sind.

Und genau um enttäuschte Hoffnungen ging es in einem ausführlichen Interview mit „DR“, in dem er zu erklären versuchte, wie aus seinen Staatsministerträumen eine eklatante Wahlniederlage wurde. Es sei töricht (tåbelig) von ihm gewesen, mit der Abschaffung des Spitzensteuersatzes in den Wahlkampf zu ziehen.

„Ich finde ja nicht, dass wir einen Spitzensteuersatz haben sollten. Heute würde ich aber sagen, dass wir jetzt nicht an einem Punkt sind, wo man den Spitzensteuersatz abschaffen sollte“, antwortete er auf Nachfrage des Moderators.

Jeg synes jo ikke, vi skal have en topskat. Men hvis det var i dag, ville jeg bare sige, at vi er ikke der i dag, hvor man skal fjerne topskatten. Vi er der, hvor vi skal gøre det lettere for mange, og vi skal have færre til at betale det.

Die Jury ist vor allem von der Klarheit der Aussage begeistert – quasi Bergquelle. Jetzt wissen die Wählerinnen und Wähler ganz genau, woran sie in Fragen Spitzensteuersatz bei den Konservativen sind und werden zuhauf zur Partei zurückströmen.

Der zweite Preis

Auf dem zweiten Platz landet Justizminister Peter Hummelgaard von der Sozialdemokratie. Am Dienstag stellte er gemeinsam mit der Regierungsspitze ein Paket vor, mit dem er kriminellen Banden und Rockern das Geschäft vermiesen möchte. Bereits im Vorfeld hatte er gesagt, die Pusher Street müsse geschlossen werden.

Ein naseweiser Journalist von „BT“ wies darauf hin, dass Politikerinnen und Politiker seit Jahrzehnten wiederholt versprochen haben, die Drogenstraße zu schließen. Er wollte daher von Hummelgaard wissen, ob er garantieren könne, dass es diesmal auch tatsächlich geschehen wird.

Eine solche Garantie wollte der Justizminister nicht geben, glänzte dabei in seiner Begründung jedoch rhetorisch: „Wir werden es diesmal anders angehen. Daher wird es auch länger dauern.“

Vi kommer til at gøre det anderledes den gang her. Det kommer også til at tage længere tid.

Hier gelingt es dem Justizminister mit rhetorischer Eloquenz, die dumme Frage des Journalisten als solche – also dumm – zu entlarven. Die logische Kopplung zwischen der Aussage, dass man es dieses Mal schlauer machen wolle und daher selbstverständlich den Erfolg nicht gewährleisten könne, ist kaum noch zu überbieten.

Der Sieger

Doch kaum heißt nicht, dass eine Überbietung nicht möglich wäre. Das hat der Unterdirektor der Schätzungsbehörde (Vurderingsstyrelsen), Claus Houmann, bewiesen und er erhält daher den ersten Preis.

Am Dienstag hatte die Behörde die neuen vorläufigen Schätzungen der Grundstückwerte (grundværdi) und der Immobilienwerte (ejendomsværdi) veröffentlicht. Eine ganze Reihe von Eigentümerinnen und Eigentümern empfindet die geschätzten Werte als undurchschaubar und unerklärlich.

„Es ist wichtig zu bedenken, dass man sich bei den vorläufigen Schätzungen sicher fühlen kann, auch wenn sie verkehrt sind und sich zum Beispiel als zu hoch herausstellen sollten“, sagte Houmann als Antwort auf die Kritik zu „Politiken“.

„Det er vigtigt at huske på, at man kan være tryg ved de her foreløbige vurderinger, også selv om de er forkerte og måtte vise sig at være for høje, for eksempel.

Den Satz muss man sich regelrecht auf der Zunge zergehen lassen. Als Zitat der Woche landet er mit deutlichem Abstand auf dem ersten Platz.

Die Brillanz dieser Aussage wird noch einmal deutlicher, wenn man bedenkt, dass man gegen die vorläufigen Schätzungen keine Beschwerde einlegen kann. Das geht erst, wenn die endgültigen Schätzungen voraussichtlich Anfang 2025 vorliegen werden – sollten sie sich nicht ein weiteres Mal verspäten.

Ich bin, nachdem ich das Zitat des Direktors gelesen habe, zumindest vollkommen beruhigt. Aber ich gedenke vorläufig auch nicht, meine Wohnung zu verkaufen – erst nach einem eventuellen Verkauf würden die Eigentumssteuern nach den neuen Regeln entsprechend den neuen Schätzungen steigen.

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