Cybersicherheit

Mehrheit der Eltern in Dänemark nimmt TikTok nicht unter die Lupe

Mehrheit der Eltern in Dänemark nimmt TikTok nicht unter die Lupe

Mehrheit der Eltern in Dänemark: TikTok nicht unter der Lupe

cvt/Ritzau
Kopenhagen
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TikTok
Für viele junge Menschen ist TikTok ein ständiger Begleiter. Dahinter steckt ein chinesisches Unternehmen, dessen Redlichkeit von westlichen Sicherheitsexpertinnen und -experten infrage gestellt wird (Symbolfoto). Foto: Solen Feyissa/Unsplash

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Das soziale Netzwerk aus China macht negative Schlagzeilen. Eine Umfrage zeigt nun, dass viele Menschen in Dänemark nach den Verboten an Arbeitsplätzen genauer hingucken, ob ihre Sprösslinge die App benutzen. Doch: 55 Prozent der Befragten überlegen gegen den Rat eines SDU-Forschers nicht, sie ihren Kindern zu verbieten.

Zahlreiche Eltern überlegen derzeit, ob sie ihren Kindern verbieten sollen, die App TikTok zu nutzen. Das zeigt eine Umfrage unter 1.000 repräsentativ ausgewählten Personen, die die Nachrichtenagentur „Ritzau“ bei Voxmeter in Auftrag gegeben hat.

Unter den befragten 200 Personen, deren Kinder die App installiert haben, sagen 42 Prozent, dass sie überlegen, ob sie ihrem Nachwuchs verbieten sollen, TikTok zu benutzen. 55,1 Prozent machen sich darüber demnach keine Gedanken. Nur 2,9 Prozent haben die App bereits bei ihren Kindern gelöscht oder löschen lassen. Die Umfrage lief zwischen dem 6. und dem 10. März 2023.

Das dänische Zentrum für Cybersicherheit (CFCS) hatte im Februar allen Staatsbediensteten davon abgeraten, die App auf einer dienstlichen Einheit installiert zu haben, also auf Smartphones und Tablets. Noch gibt es keine entsprechende Empfehlung für ganz gewöhnliche Bürgerinnen und Bürger.

Troels Lund Poulsen
Im Verteidigungsministerium von Troels Lund Poulsen (Venstre, hier kürzlich in Skrydstrup) ist die App TikTok nicht genehmigt. Foto: Bo Amstrup/Ritzau Scanpix

Hier ist TikTok bereits untersagt

Folgende Unternehmen oder öffentliche Stellen haben es ihren Mitarbeitenden untersagt oder ihnen davon abgeraten, TikTok auf Dienstgeräten installiert zu haben:

Dänemark:
• Staatsministerium
• Verteidigungsministerium
• Mehrere Kommunen
• Folketing (Abgeordnete und Angestellte)
• Verlagshaus JP/Politikens Hus mit „Ekstra Bladet“, „Politiken“, „Jyllands-Posten“
• Verlagshaus Jysk Fynske Medier (u. a. „JydskeVestkysten“)
• Danmarks Radio („DR“)
• Arbeitgeberverband Dansk Erhverv
• Region Mitteljütland

Ausland:
• EU-Kommission
• Europäischer Rat
• Europaparlament inkl. Angestellte
• Das Weiße Haus inkl. Angestellte
• Kanadas Regierung inkl. Angestellte
• Belgische Regierung inkl. Angestellte

Quellen: Internetseiten von Ministerien, Kommunen und Medienhäusern, Mediawatch, Ritzau, Reuters und TV2 Østjylland

André Ken Jakobsson, der am Institut für Politikwissenschaft an der Süddänischen Universität (SDU) hybride Kriegsführung erforscht, sieht die Zahl von 42 Prozent als Zeichen dafür, dass „jetzt eine Debatte zwischen Eltern und Kindern in Gang gekommen ist“. Er wertet die Zahl als hoch.

TikTok ist eine App, die besonders von Kindern und Jugendlichen genutzt wird, um kurze Videofrequenzen untereinander zu teilen und anzusehen. Entwickelt und betrieben wird sie von der chinesischen Firma ByteDance. Das Unternehmen steht unter Verdacht, umfassende Nutzerdaten zu sammeln und an das chinesische Regime weiterzugeben.

Das CFCS schätzt, dass die Daten, die TikTok einsammelt, potenziell zu Spionagezwecken benutzt werden können. Mehrere Ministerien, Kommunen und Unternehmen in Dänemark haben es ihren Mitarbeitenden deshalb verboten, die App zum Beispiel auf Diensttelefonen installiert zu haben.

André Ken Jakobsson hat mehrfach geäußert, dass es das Klügste sei, TikTok nicht zu installieren. Doch es liege letztlich bei den Eltern. „Sie haben die beste Beschlussgrundlage, um zu beurteilen, ob diese App installiert sein sollte und ob sie da mitmachen wollen“, sagt er und ergänzt: „Und die einzelne Familie muss auch herausfinden, auf welche Weise sie es handhaben wollen. Ich denke aber, dass es positiv ist, dass so viele bereit dazu sind, eine kritische Debatte dazu zu führen.“

Die Antworten sind Teil einer Umfrage, bei der 1.000 repräsentativ ausgewählte Personen über 18 Jahre zum Thema TikTok befragt wurden.

 

 

 

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