Kinder und Jugendliche

Zahl der Zwangsadoptionen auf Rekordhoch

Zahl der Zwangsadoptionen auf Rekordhoch

Zahl der Zwangsadoptionen auf Rekordhoch

Ritzau/kj
Kopenhagen
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Die Kommune Lolland ist verantwortlich für jede vierte Zwangsadoption zwischen 2015 und 2020. Foto: Niels Ahlmann Olesen/Ritzau Scanpix

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Es sei besorgniserregend, dass immer mehr Kinder ohne Zustimmung adoptiert werden, findet eine Forscherin. Der Kinderrat meint, dass Kinder die biologischen Eltern kennen müssen.

Immer mehr Kinder werden gegen den Willen ihrer Eltern adoptiert.

Im vergangenen Jahr wurden 30 Kinder zwangsadoptiert, das geht aus den Zahlen der dänischen Aufsichtsbehörde Ankestyrelsen hervor.

Das sind 9 mehr als im Jahr 2019 und 20 mehr als im Jahr 2018. Im Jahr 2016 wurde ein Kind zwangsadoptiert.

Forscherin warnt

Und das sei eine besorgniserregende Entwicklung, denn es gebe nicht genug Wissen über Zwangsadoptionen, sagt Inge Bryderup von der Universität Aalborg, die über Kindervermittlungen forscht.

Es gibt keine Forschung in Dänemark und die internationale Forschung kann nicht auf dänische Verhältnisse übertragen werden.

Inge Bryderup, Universität Aalborg

„Es gibt keine Forschung in Dänemark und die internationale Forschung kann nicht auf dänische Verhältnisse übertragen werden. Wir haben also keine Ahnung, wie es den Kindern später im Leben ergehen wird“, sagt sie.

Teure Maßnahmen als Alternative

Sie weist auch darauf hin, dass die Zwangsadoption der schwerwiegendste Eingriff ist, weil sie dem Kind dauerhaft die Möglichkeit nimmt, den Kontakt zu den biologischen Eltern zu halten.

„Bevor die Entscheidung getroffen wird, sollte eine gründliche Beobachtung, zum Beispiel in einer Familienwohneinrichtung, erfolgen, und ich bin besorgt, dass dies nicht immer geschieht, weil es eine teure Maßnahme ist“, sagt sie.

Hohe Zahlen in der Kommune Lolland

In der Kommune Lolland ist die Zahl der Zwangsadoptionen am höchsten. Von den 58 Kindern, die zwischen 2015 und 2020 zwangsadoptiert wurden oder ein Verfahren vor Gericht hatten, waren 14 aus Lolland.

Dies entspricht einem von vier Kindern.

In Dänemark geht es seit vielen Jahren um die gesetzlichen Rechte der Eltern. Jetzt schauen wir, wie wir den Kindern das beste Leben ermöglichen können.

Signe Lund, Vorsitzende des Kinder- und Schulausschusses

„In Dänemark geht es seit vielen Jahren um die gesetzlichen Rechte der Eltern. Jetzt schauen wir, wie wir den Kindern das beste Leben ermöglichen können, und ich bin ein großer Befürworter davon“, sagt Signe Lund (Soz.), die Vorsitzende des Kinder- und Schulausschusses der Kommune Lolland.

„Statt die Kinder in Pflegefamilien unterzubringen, ist es besser, wenn sie zwangsadoptiert werden. Auf diese Weise werden sie für den Rest ihres Lebens Teil der Familie sein und nicht nur, bis sie 18 werden“, ergänzt sie.

Regierung wünscht sich Gesetzesänderung

Das Gesetz zur Zwangsadoption wurde im Jahr 2015 geändert.

Wenn es nach der Regierung geht, sind weitere Änderungen erforderlich. Der „Børnene først“-Bericht, der im Januar vorgestellt wurde, weist auf die Notwendigkeit von mehr dauerhaften Unterbringungen und mehr Adoptionen hin.

Vor allem sollten die Kommunen die Möglichkeit haben, Kinder leichter zur Adoption freizugeben, noch bevor sie geboren werden.

Es bleibt abzuwarten, ob die Regierung dies umsetzen kann, aber laut dem Kinderrat Børnerådet, der sich gegenüber dem Gesetzgeber für die Belange der Kinder einsetzen soll, ist eine Änderung des Gesetzes nicht nötig.

„Es gibt die Möglichkeiten im Gesetz, die es geben sollte, und wir sehen, dass die Kommunen wissen, wie sie diese nutzen können“, sagt die Vorsitzende Agi Csonka.

Andererseits möchte sie, dass Kinder wissen können, wer ihre Eltern sind. Noch bevor das Kind 18 Jahre alt wird.

„Wir sind uns sicher, dass es wichtig ist, zu wissen, wer die biologischen Eltern sind, und für manche Menschen ist es wichtig, sie zu kennen“, sagt Agi Csonka.

 

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