Lebensverhältnisse

Mehr Haushalte stehen zunehmend unter wirtschaftlichem Druck

Mehr Haushalte stehen zunehmend unter wirtschaftlichem Druck

Mehr Haushalte stehen zunehmend unter wirtschaftlichem Druck

Ritzau/nb
Kopenhagen
Zuletzt aktualisiert um:
Unsichere ökonomische Aussichten, Zinssteigerungen und eine hohe Inflation bereiten dänischen Haushalten Sorgenfalten. Der finanzielle Druck nimmt damit zu. Foto: Claus Bonnerup/Ritzau Scanpix

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Mehr Menschen als bisher fühlen sich herausgefordert, die Kosten für die eigenen vier Wände bezahlen zu können. Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse einer Untersuchung zu den Lebensverhältnissen der dänischen Statistikbehörde, dass die Zahl derjenigen, die unvorhergesehene Ausgaben in Höhe von 10.000 Kronen begleichen können, stabil ist.

Die Zahl der Haushalte, in denen die Sorgenfalten aufgrund einer angespannteren finanziellen Situation gewachsen sind, nimmt zu. Das geht aus der Untersuchung zu den Lebensverhältnissen der dänischen Statistikbehörde hervor.

So bezeichnen mehr Menschen ihre Ausgaben für die eigenen vier Wände als „sehr belastend“ beziehungsweise als „etwas belastend“. In diesem Jahr geben 44 Prozent der Befragten dies an. Im vergangenen Jahr waren es 36 Prozent.

Unvorhergesehene Ausgaben sind eine Herausforderung

Es gibt zudem erste Anzeichen dafür, dass sich Haushalte auch in anderen Bereichen einem größeren finanziellen Druck ausgesetzt sehen. Der Anteil der Haushalte, die angeben, dass es ihnen „schwer“ oder „sehr schwer“ falle, mit dem vorhandenen Geld auszukommen, ist 2022 von 8 auf 10 Prozent gestiegen.

Es ist das erste Mal seit 2014, dass der Anteil nicht weiter zurückgeht oder stabil bleibt.

2022 ist vorsichtig ausgedrückt ein schwieriges Jahr für die privaten finanziellen Verhältnisse der Menschen in Dänemark gewesen.

Anne-Louise Lindkvist, Chefin für Markt- und Kundenberatung, Sampension

Zwar geht es um eine geringe Zunahme, und die Statistikbehörde verweist darauf, dass marginale Änderungen auch Ausdruck für eine statistische Ungenauigkeit sein können.

Gleichzeitig unterstreicht die Behörde jedoch, dass vielen Haushalten 2021 etwas mehr Geld zur Verfügung standen, da die eingefrorenen Urlaubsgelder als Teil der Maßnahmen der Regierung zur Bekämpfung der Corona-Krise ausgezahlt wurden.

Aus diesem Grund kann 2022 aus finanzieller Sicht als schwieriger empfunden werden als das Jahr 2021.

2022 schwieriger als gewöhnlich

Nach Ansicht von Anne-Louise Lindkvist, Chefin für Markt- und Kundenberatung bei der Rentenkasse Sampension, zeigen die Zahlen von Danmarks Statistik, dass 2022 ein schwierigeres Jahr als gewöhnlich für dänische Haushalte gewesen ist.

„2022 ist vorsichtig ausgedrückt ein schwieriges Jahr für die privaten finanziellen Verhältnisse der Menschen in Dänemark gewesen“, schreibt sie in einer Analyse der Untersuchung.

„Generelle ökonomische Unsicherheit, Zinssteigerungen und die höchste Inflation seit 40 Jahren haben unsere Kaufkraft unter Druck gesetzt und tun vielen Haushalten weh, was in den Zahlen auch deutlich zum Ausdruck kommt“, so Lindkvist.

Wir erwarten jedoch, dass der Anteil der Personen, die beispielsweise eine Ausgabe in Höhe von 10.000 Kronen nicht bezahlen können, im nächsten Jahr zunimmt.

Brian Friis Helmer, Privatökonom bei Arbejdernes Landsbank

Die Untersuchung zeigt auch, dass der Anteil der Haushalte, die unvorhergesehene Ausgaben in Höhe von 10.000 Kronen nicht bezahlen können, seit 2014 von 30 auf etwa 20 Prozent gefallen ist. 2022 ist dieser Wert im Vergleich zum Vorjahr stabil geblieben.

Haushalte stehen insgesamt robust dar

Trotz erster Anzeichen dafür, dass die Fortschritte der vergangenen Jahre zwischen 2021 und 2022 ein wenig zum Erliegen gekommen sind, zeichnet sich nach Ansicht von Brian Friis Helmer, Privatökonom bei Arbejdernes Landsbank, insgesamt ein Bild ab, bei dem die Haushalte robust dastehen.

„Hier ist es jedoch wichtig darauf hinzuweisen, dass die Menschen in Dänemark gleichzeitig von einer rekordhohen Beschäftigung profitieren. Wir erwarten jedoch, dass der Anteil der Personen, die beispielsweise eine Ausgabe in Höhe von 10.000 Kronen nicht bezahlen können, im nächsten Jahr zunimmt, da die Inflation im Geldbeutel bemerkbar macht. Viel hängt jedoch von der Beschäftigung ab, sie ist eine der wichtigsten Parameter für finanzielle Stabilität. Wir erwarten im kommenden Jahr eine fallende Beschäftigung und damit eine Zunahme der Arbeitslosenzahlen“, sagt Friis Helmer.

Mehr lesen

Grönland

Zwangsverhütung: Immer mehr Frauen klagen gegen dänischen Staat

Kopenhagen Die dänische Kolonialmacht ließ Grönländerinnen zwischen 1966 und 1975 gegen ihren Willen Spiralen zur Empfängnisverhütung einsetzen. 143 der betroffenen Frauen verklagen Dänemark nun wegen der Verletzung der Menschenrechte. Eine grönländische Arbeitsgruppe, die sich dafür einsetzt, die Übergriffe durch den dänischen Staat aufzudecken, wurde kürzlich vom Rat für Menschenrechte mit dem Menschenrechtspreis 2023 ausgezeichnet.

Ukraine-Krieg

Venstre-Vorsitzender: Ecco-Äußerungen entsprechen nicht unserer Politik

Tondern/Tønder Die jüngsten Äußerungen des Venstre-Politikers Jan E. Jørgensen sorgten für Kontroversen. In einem Interview verglich er Mitarbeitende des Schuhunternehmens Ecco mit Kollaborateuren während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Der Venstre-Vorsitzende, Troels Lund Poulsen, hat nun klargestellt, dass diese Aussagen nicht im Einklang mit der Politik seiner Partei stehen. Jørgensen betont hingegen auf Facebook, missverstanden worden zu sein.