Wort zum Sonntag

„Evangelium in der Nussschale“

Evangelium in der Nussschale

Evangelium in der Nussschale

Pastor Axel Bargheer, Kopenhagen
Axel Bargheer
Kopenhagen
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In der Zeit nach Ostern werden viele Jugendliche konfirmiert und dürfen sich dafür ihre Konfirmationssprüche selbst aussuchen. Wie solch ein Vers aussehen kann, der einem am Anfang des Erwachsenseins mit auf den Weg gegeben wird, darüber denkt Axel Bargheer, Pastor der Deutsch Reformierten Kirche in Kopenhagen, in seinem Wort zum Sonntag nach.

In vielen Gemeinden ist an den Sonntagen nach Ostern Konfirmation. Oft dürfen sich die Jugendlichen dann ihre Konfirmationssprüche selbst aussuchen.

Ich mache mir keine Illusionen, heutzutage werden die Urkunden mit den Konfirmationssprüchen wohl nicht mehr gerahmt zu Hause aufgehängt. Aber trotzdem bleibt mir die Frage, wie solch ein Vers aussehen kann, der mir am Anfang des Erwachsenseins mit auf den Weg gegeben wird.

Manchmal werden appellative Texte ausgesucht, wie „Suche Frieden und jage ihm nach!“, aber oft auch Texte, die Segen oder Hoffnung ausdrücken. Natürlich ist es immer eine Momentaufnahme, wenn etwas mich besonders anspricht oder berührt, und im Laufe eines Lebens und seiner Wechselfälle ändert sich auch dieses. Möglicherweise erwartet man auch zu viel, wenn man glaubt, das Evangelium in einem Satz zusammenfassen zu können, quasi das Evangelium in der Nussschale. Denn lebt der Glaube nicht gerade darin, dass er uns zwischen den Gegensätzlichkeiten, die uns in unserem Leben begegnen, Orientierung gibt?

Wenn ich nach solchen Sätzen suche, spiegelt sich darin wohl vor allem meine Sehnsucht nach Sicherheit und Verlässlichkeit. Was gibt mir Halt in unsicheren Zeiten? Ein Vers aus dem Johannesevangelium wird als Evangelium in der Nussschale bezeichnet: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ (Joh 3,16) Das klingt allerdings ein bisschen so, als hätten Theologen diesen Vers ausgesucht.

In der Corona-Zeit und danach, als vieles, was sicher geglaubt war, nicht mehr sicher war, fand ich eine Zusage aus dem Jesaja-Buch stark und tröstend: „Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, dein Erbarmer“. (Jes 54, 10)

Und immer wieder kommt mir die Segensbitte aus dem Philipperbrief entgegen, die mich erkennen lässt, dass über meinen begrenzten Möglichkeiten die Weisheit und die Liebe Gottes steht: „Und der Friede Gottes, der größer ist als alles, was wir mit unserem Verstand begreifen, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.“

Und was ist heute dein Evangelium in der Nussschale?

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