Deutsche Minderheit
Es begann in Brasilien – heute lebt sie im Mariaheim
Es begann in Brasilien – heute lebt sie im Mariaheim
Es begann in Brasilien – heute lebt sie im Mariaheim
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Hilde Christiansen zog 2020 von Uk nach Sonderburg. Warum das Mariaheim für sie die beste Adresse ist, verrät sie dem „Nordschleswiger“.
Der Umzug in ihre Wohnung im Mariaheim im März 2020 hätte für Hilde Christiansen aus Uk – sie heißt eigentlich Hilda, aber dazu später mehr – eigentlich zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt stattfinden können. Die Corona-Pandemie legte kurze Zeit später die Stadt Sonderburg lahm. „Es war ganz verrückt. Nichts ging mehr“, erinnert sich die 88-Jährige. Aber von Corona mal abgesehen – Hilde Christiansen genießt nun seit mittlerweile zwei Jahren ihre gemütlich eingerichteten 50 Quadratmeter.
Die Wohnung Nummer 5 besteht aus einem Flur, einer kleinen Küche, einem Schlafzimmer, einer Stube mit Terrasse und einem Badezimmer.
„Hier habe ich alles, was ich benötige. Mehr Quadratmeter muss ich nicht haben. Wenn wir wollen, sind wir mit anderen zusammen. Aber niemand läuft sich hier die Tür ein“, stellt sie dankbar fest. Ihr früheres Zuhause war ein großer Hof bei Uk, wo die fünfköpfige Familie über 180 Quadratmeter verfügte. Hinzu kam ein großer Garten, der natürlich auch gepflegt werden musste.
In der deutschen Minderheit
Hilde Christiansen ist keine geborene Sonderburgerin. Sie ist in Tondern (Tønder) aufgewachsen. Woher kannte sie überhaupt das Mariaheim?
Die Stadt Sonderburg lernte sie bei einem Jahr in der einstigen Fachschule für Frauen kennen, wo sie zur Schneiderin ausgebildet wurde. Dort hieß eine Lehrerin Sophie Rasmussen, die von 1962 bis 1973 auch die Vorsitzende im Frauenbund Sonderburg war.
Hilde verliebte sich außerdem in den Bauernsohn Johannes Ernst Christiansen – nur Hannes genannt – aus Sundewitt (Sundeved), dessen zwei Cousinen 1965 in das neue Mariaheim einzogen. Das Ehepaar zog nach Uk auf einen Hof. Ihre Wahl, nach dem Tode ihres Mannes den Betrieb am Oksevejen in Uk zu verlassen und nach Sonderburg zu ziehen, war für sie – trotz Corona – goldrichtig. „Das habe ich nicht eine Sekunde bereut. Von hier will ich nicht mehr weg“, wie sie mehrmals sagt.
Alles ganz in der Nähe
Die ruhige Lage des Mariaheims in der Møllegade ist für die Rentnerin, die bei ihrem Umzug nach Sonderburg auch ihr Auto verkaufte, perfekt. Schräg gegenüber liegt der Arzt, die Augenärztin ein Stück weiter am Kongevej. Einkäufe erledigt Hilde Christiansen mithilfe von Rollator, Wanderstäben oder einem Stock in Føtex.
Zum Sonderburger Krankenhaus spaziert die Seniorin ebenfalls. Dort geht sie ins Warmwasserbad. Das meiste liegt in unmittelbarer Nähe – und trotzdem ist ihre Wohnung mitten im Zentrum äußerst ruhig. Für längere Fahrten nutzt sie den Flex-Verkehr.
Das Mariaheim ist für Mieterinnen und Mieter, die sich selbst versorgen können. Das Wohnheim wurde Mitte der 1960er-Jahre als Aufenthaltsort für Frauen der Minderheit gebaut. Im Augenblick wohnen dort aber nur zwei Mitglieder der deutschen Volksgruppe – Hilde Christiansen und ihre Nachbarin, wie sie erzählt.
Hier ist alles gut durchdacht
Bei Hilde Christiansens Einzug in ihre Wohnung vor zwei Jahren hatte das Mariaheim noch Probleme mit der Sauberkeit. Auf den Fluren war es schmuddelig, und die Fenster waren seit Jahren nicht geputzt worden.
„Das Leben ist zu kurz für dreckige Fenster“, meint die Seniorin, die selbst mit dem Putzen der Fenster begann. Heute sorgt eine professionelle Firma für ein aufgeräumtes, sauberes Gebäude, das über 14 Wohnungen verfügt, und ein Gärtner unterhält den Garten. Zwei Wohnungen sind vakant.
Sie lobt das Konzept des Mariaheims: „Wie viele sind nicht einsam in ihren viel zu großen Häusern? Hier ist alles gut durchdacht, und nichts ist überlaufen. Die Miete ist auch sehr angemessen. Ich kann das nur empfehlen“, stellt sie fest.
Von Anfang an gut aufgehoben
Vor einem Jahr kam Hilde Christiansen in Sonderburg bei einem Unfall auf dem Zebrastreifen unter die Räder. Ihr Fuß war gebrochen, und nach einem komplizierten Eingriff kam die Seniorin für zwei Monate ins Pflegeheim in Ulkebüll (Ulkebøl). Dort wurde trainiert, und heute läuft die 88-Jährige, als ob sie nie einen Unfall gehabt hätte. „Aber ich war vor dem Unfall auch gut in Form. Heute kann ich fünf Kilometer weit gehen“, so die Mieterin.
Hilde Christiansen fühlte sich von Anfang in der Stiftung gut aufgehoben. „Sonderburg ist ja eine schöne Stadt, und meine Kinder finden es auch gut. Ich wurde hier gut aufgenommen“, so die 88-Jährige.
Sie weiß, dass es bei der früheren und jetzigen Leitung im Frauenbund Knatsch gegeben hat. Das will sie eigentlich nicht kommentieren – und kann sich dann eine Bemerkung nicht verkneifen: „Es ist ein Armutszeugnis, wie die Frauen hier miteinander umgehen. Alles hat zwei Seiten.“
Immer für andere eingesetzt
Hilde Christiansen hat sich schon immer für das Wohl anderer eingesetzt. So hat sie 12,5 Jahre als Heimpflegerin in Apenrade (Aabenraa) gearbeitet. Ihre drei Kinder leben in Uk, Kopenhagen und Køge.
Hier habe ich alles, was ich benötige. Mehr Quadratmeter muss ich nicht haben. Wenn wir wollen, sind wir mit anderen zusammen. Aber niemand läuft sich hier die Tür ein.
Hilde Christiansen, Bewohnerin Mariaheim
Und warum heißt sie nun eigentlich Hilda? „Ich bin in Brasilien geboren, und dort enden die meisten Namen mit A. Aber nenn’ mich bloß Hilde. Sonst weiß keiner, wen du meinst“, so die 88-Jährige lächelnd.
Ihr Vater Lorenz Feddersen wanderte im vergangenen Jahrhundert nach Brasilien aus. Im weltweit artenreichsten Land in Südamerika baute der Hoyeraner einen Hofbetrieb auf. In Brasilien lernte er Johanna Kühn kennen, die in Brasilien in einer deutschen Enklave lebte. Hilde war zwei Jahre alt, als sie mit ihren Eltern nach Tondern zog.