Anstieg der Heizkosten

Wohnungskonzerne bereiten sich auf kalten Winter vor - darauf müssen sich Mieter einstellen

Wohnungskonzerne bereiten sich auf kalten Winter vor

Wohnungskonzerne bereiten sich auf kalten Winter vor

Margret Kiosz/shz.de
Kiel
Zuletzt aktualisiert um:
Rechtlich ist eine Erhöhung der Energieabschläge für den Vermieter grundsätzlich möglich, sofern er eine Abrechnung für das laufende Jahr vorlegt. Foto: Rainer Rainer Droese via www.image-images.de/shz.de

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Kostenexplosion und horrende Nachzahlungen: Mieter müssen bald jährlich bis zu 5000 Euro mehr für Haushaltsenergie ausgeben. Außerdem drosseln weitere Großvermieter die Heizung.

Auf breiter Front bereiten sich Deutschlands Wohnungskonzerne auf einen kalten Winter vor. Während Vonovia in seinen 33000 Wohnungen in Schleswig-Holstein die Nachttemperatur auf 16 Grad absenken will, kündigt Hamburgs Großvermieter Saga einen deutliche Erhöhung der monatlichen Energieabschläge an. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft will die Heizkosten ab August um 50 Cent bis zu 1 Euro pro Quadratmeter anheben.

Rechtlich ist das für den Vermieter grundsätzlich möglich, sofern er eine Abrechnung für das laufende Jahr vorlegt. Diese Abrechnung kommt im Regelfall zum Jahresbeginn. Nach Ansicht des Eigentümerverbandes Haus und Grund sei das also eher „das sprichwörtliche Rufen im Walde“.

Mieter seinen jedenfalls nicht verpflichtet, dieser Forderung nachzukommen, erklärt Schleswig-Holsteins Verbandschef Alexander Blažek vom Mieterbund. „Sinnvoll wäre, dass auch Vermieter die Vorauszahlungen unterjährig erhöhen dürfen, um Streit um eine hohe Nachzahlung zu vermeiden“, sagte er am Freitag. Doch dafür müsse das Mietrecht geändert werden. Zudem müsse Mietern mit geringem Einkommen schnell und unbürokratisch geholfen werden. „Das würde dazu beitragen, unnötigen Streit zwischen Mietern und Vermietern – für den beide Seiten nichts können – zu vermeiden“, so Blažek.

Wohnungswirtschaft erwartet insgesamt massive Mehrkosten für Mieter

Die Wohnungswirtschaft erwartet insgesamt massive Mehrkosten für Mieter. Das geht aus Zahlen des Spitzenverbandes der Deutschen Wohnungswirtschaft hervor. In Folge des Ukraine-Kriegs seien die Preise, über alle Energiearten hinweg gemittelt, bis Mai um 37 Prozent gestiegen. Der Verband hat errechnet, dass Mieter im kommenden Jahr im Schnitt bis zu 3800 Euro mehr für Haushaltsenergie einplanen müssen. Auf Drei- oder Vier-Personen-Haushalte werden sogar noch deutlich höhere Kosten zukommen. Hier gehen die Experten von 4600 beziehungsweise bis zu 5100 Euro mehr im Jahr für Energie aus.

Mieter drosseln Raumtemperatur

Auch wenn die Schreiben mit horrenden Nachzahlungen erst zur Jahreswende eintreffen, sind die Mieter größtenteils einsichtig. „Wir haben schon seit April die Raumtemperatur tagsüber auf 21 Grad reduziert und von unseren 5300 Mietern gab es insgesamt nur fünf Beschwerden“, berichtet Stefan Binder von der Baugenossenschaft Mittelholstein.

Rationierungen mittelfristig nicht ausgeschossen

In Miethäusern könne man nur gemeinsam sparen. „Wenn der Kessel wegen einer einzigen Beschwerde auf 27 Grad gefahren wird, müssen alle bezahlen.“ Der Grund die Nebenkosten setzen sich aus dem tatsächlichen Verbrauch (bis zu 70 Prozent) und der Wohnfläche zusammen. Noch sieht Binder keine Notwendigkeit, die Abschläge zu erhöhen: man habe „hervorragende Gasverträge“. Doch das könne sich bei entsprechenden politischen Entscheidungen durch das Habeck-Ministerium schnell ändern. Wackelig sei zudem die Lage für die rund 2300 Kieler Mieter der Baugenossenschaft, die an der Fernwärme hängen. Hier sind Rationierungen mittelfristig nicht ausgeschossen.

Kritik kommt vom Mieterverband im Norden. Es gebe vertragliche Regelungen zur Wärmeversorgung. „Notfalls müssen die Gerichte klären, ob die Temperaturen von den Vermietern einfach gesenkt werden dürfen“, erklär Verbandsvize Carsten Wendt in Kiel. Nicht zulassen werde man dass Vermieter warm sitzen und Mieter frieren. Eine Stigmatisierung der Mieter sei nicht gerechtfertigt. Befremdlich findet er zudem, dass Vermieter bereits Fakten schaffen, während die Politik noch diskutiert und nach Lösungen sucht.

Mehr lesen

Leserbrief

Meinung
Baltser Andersen
„Offene Frage für Slesvigsk Parti“