Schleswig-Holstein

Wie zwei Flensburger Schulen ihre sportlichsten Talente fördern

Wie zwei Flensburger Schulen ihre sportlichsten Talente fördern

Wie zwei Flensburger Schulen sportliche Talente fördern

Antje Walther
Flensburg/Flensborg
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Im Höhenflug: Handballerin Pia Freudenstein (Werferin mit blauem Trikot) zählt zu den besonders sportlichen Schülern am Fördegymnasium. Foto: privat

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Die beiden Flensburger Schulen gehören zu den 15 im Land, die als Partnerschulen der Talentförderung ausgewählt wurden. Je zwei Schüler von KTS und Fördegym erzählen, was Sport für sie bedeutet.

Die Kurt-Tucholsky-Schule (KTS) und das Fördegymnasium zählen zu den 15 ausgewählten Schulen in Schleswig-Holstein, die an Konzepten arbeiten, um „Partnerschulen der Talentförderung“ zu werden.

Sie haben zwei Jahre Zeit, ihren Sport-Schwerpunkt auszubauen, sagt Christine Dreier von der KTS. Sie koordiniert die Schnittstelle zwischen ihrer Schule und dem Leistungssport. Am Fördegym übernehmen diese Aufgabe die Sport- und Biologie-Lehrer Stefanie Hansen und Felix Berthel. Seit Anfang des Schuljahres läuft die Zeit und mündet, wenn alles klappt, in die Zertifizierung 2024.

Sport wird an beiden Schulen jetzt schon groß geschrieben. „Wir wollen Schülern den Weg in den Leistungssport zeigen“, nennt Dreier ein Ziel. Ihre Schützlinge Lena Rappe aus der 7a und Meeno Carstensen aus der zwölften Klasse der KTS sind schon auf dem besten Weg dahin.

Der zwölfjährigen Turnerin beim TSB wurde das Talent in die Wiege gelegt. Sie turne seit neun Jahren, sagt Lena Rappe, und gehe zweimal in der Woche zum Training.

Der 18-jährige Handballer, der vier bis fünf Mal in der Woche trainiert, spielt im aktuellen U19-Kader der SG Flensburg-Handewitt. Meeno Carstensen berichtet, dass er viel bei den Profis mittrainieren durfte. Am Schulstoff bleibt er auch „mit Hilfe der Lehrer“ dran. „Support“ bekomme er zudem von seinen Eltern.

Um konkurrenzfähiger zu werden, sollen Früh- und Spättrainingseinheiten der Talente möglichst entzerrt, Extrastunden eingeräumt und die Freistellung erleichtert werden, skizziert Christine Dreier.

Gezieltes Vorgehen wie das Kraft-Training in der Schule und Rücksicht, etwa über die Stundenpläne, all das nennt KTS-Schulleiter Martin Feddersen als Handhabe. Mit Spannung erwartet er die Resonanz auf die neue Sportklasse ab dem nächsten Jahr.

Sportklasse und Sportprofil am Fördegymnasium

Anders als an der Gemeinschaftsschule KTS gibt es am Fördegymnasium schon Sportklassen für die Jahrgänge 5 bis 8, für die Klassen 11 bis 13 zudem das Sportprofil.

Der 18-jährige Beach-Volleyballer Bo Hansen, der die 12. Klasse besucht, hat sich dennoch für das Geschichtsprofil am Fördegymnasium entschieden. „Ich mache schon mehr als genug Sport“, erklärt er, „das wäre eine zusätzliche Belastung.“

An diesem Tag hat er gleich zweimal Training und ist nur eine Stunde zu Hause, berichtet er, sagt aber auch: „Ich bin gern beschäftigt.“ Für Abwesenheiten während der Schulzeit brauche er eine Beurlaubung durch den Schulleiter. Das sei bisher immer in Ordnung gegangen, freut sich Bo Hansen. „Wenn die Noten nicht stimmen“, spräche etwas dagegen, „aber das ist bei mir nicht der Fall“.

Bo Hansen sei der erste, der vom neuen Angebot Gebrauch machen und den regulären Sportunterricht zugunsten des Athletiktrainings aussetzen kann, erklärt Stefanie Hansen.

Die Sport-Note werde in einem solchen Fall durch einen praktischen und theoretischen Leistungsnachweis generiert, erklärt Felix Berthel. Diese Art der Benotung sei nur nach Antrag und Zustimmung durch die Sportfachkonferenz möglich, ergänzt er. Die Schüler müssten die Voraussetzung mitbringen, mindestens im Landeskader ihrer Sportart aufgestellt zu sein, die wiederum olympisch sein müsse.

Nachholbedarf in Schleswig-Holstein

Das von Ministeriumsseite verfolgte Ziel, einen Baustein zum „Sportland-Prozess“ beizutragen, ist aus Sicht von Stefanie Hansen auch notwendig. Denn Schleswig-Holstein habe Nachholbedarf. Internatsstrukturen, gibt Bo Hansen ein Beispiel, gebe es kaum, außer die Handball-Akademie. Die SG war Vorreiter, stimmt Stefanie Hansen zu.

Handballerin Pia Freudenstein ist leistungsmäßig und trotz jungen Alters schon so stark und bei den Talentförderern auf dem Schirm, dass sie sich ein Internat angucken konnte. Die 14-Jährige träumt „natürlich“ davon, eines Tages für die Bundesliga und in der Nationalmannschaft zu spielen. Die Gymnasiastin weiß aber auch, „Schule ist wichtiger als Sport“ und hat sich erstmal gegen das Internat entschieden.

Bo bleibt auch realistisch: „Klar“, sagt er, „dass ich studiere“ neben dem Beach Volleyball, „weil man davon nicht leben kann wie beim Fußball“. Er liebäugelt später mit einem Aufenthalt in den USA.

Die Idee sei, Talente zu fördern, sie besser zu trainieren und ihnen bessere Karrieremöglichkeiten zu eröffnen, fasst Koordinator Felix Berthel vom Fördegymnasium zusammen. Da sei so viel möglich, ergänzt seine Kollegin Hansen, man müsse es nur koordinieren.

Als weiteres Ziel wird die Schaffung eines Netzwerks zur sportlichen Talentförderung angestrebt, in dem Kommunen, Verbände und Vereine kooperieren, auch mit den Grundschulen. Kooperationen gibt es an beiden Schulen bereits, darunter mit der SG Flensburg Handewitt. KTS-Koordinatorin Christine Dreier resümiert: „Wir wollen Flensburg weiterbringen, nicht nur die eigene Schule.“

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