Oberbürgermeisterwahl in Flensburg

Wahlkampf mit Kirchensteuer-Mitteln? St. Marien verschickt Gemeindebrief von SSW-Kandidatin Karin Haug

Wahlkampf mit Kirchensteuer-Mitteln?

Wahlkampf mit Kirchensteuer-Mitteln?

Ove Jensen/shz.de
Flensburg
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Foto: Sebastian Iwersen/shz.de

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Normalerweise schreibt Pastorin Sylvia Nitsch das Grußwort im Rundbrief, der vor allem auf Duburg und in der Neustadt verteilt wird. Kurz vor der OB-Wahl ist das plötzlich anders. Karin Haug gibt dafür eine Erklärung.

Der Gemeindebrief der evangelischen Kirchengemeinde St. Marien ist ein dezent gestaltetes Heft im A5-Format mit Terminen für Gottesdienste, Kinderkirche, für Konzerte und Seniorennachmittage. Und normalerweise mit einem Grußwort von Pastorin Sylvia Nitsch.

In dem Gemeindebrief, den die Menschen auf Duburg, in der Neustadt und in der Norderstraße an diesem Wochenende in ihren Briefkästen fanden, war das plötzlich anders. Statt einer Seite mit Worten von der Pastorin begann der Brief mit einem Porträtfoto und zwei Seiten Text von Karin Haug.

Wenige Wochen vor der Oberbürgermeisterwahl eine kirchliche Plattform für die SSW-Kandidatin – gedruckt und verteilt mit Kirchensteuermitteln?

Karin Haug erklärt auf Nachfrage, wie es dazu kam.

Pastorin Nitsch war krankheitsbedingt ausgefallen, und es wurde eine Ersatz-Autorin gesucht. „Und weil mir das Schreiben leicht von der Hand geht, lag es nahe, dass ich das übernehme“, erklärt Karin Haug, die von Beruf Journalistin ist. Sie verweist auch darauf, dass sie im Sommer des vergangenen Jahres schon einmal eingesprungen war.

Karin Haug ist seit vielen Jahren Mitglied im Kirchengemeinderat von St. Marien, schon seit der Zeit, als sie noch auf Duburg wohnte. Sie arbeitet regelmäßig an dem Gemeindebrief mit, der mit einer Auflage von 3800 Exemplaren vier bis fünf Mal im Jahr erscheint. Zum Beispiel übernimmt sie das Korrekturlesen.

Inhaltlich nimmt sie in ihren Grußwort keinen Bezug auf die Wahl am 18. September. Vielmehr blickt sie zurück auf Aktivitäten in der Gemeinde in diesem Sommer und beschäftigt sich mit der Frage, wie der Spagat gelingen kann, die Marienkirche einerseits für Konzerte und andere Veranstaltungen mit Anziehungskraft über die Gemeinde hinaus zu nutzen, ohne dass die Kirche zu einer reinen Kulisse wird, sondern für die Gemeindearbeit zur Verfügung steht.

Sie habe nicht damit gerechnet, dass dieses Grußwort als Wahlkampf verstanden werden könnte, sagt die OB-Kandidatin.

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