Kirchenparlament in Flensburg

Synode stimmt für CO2-Neutralität bis 2035 – Photovoltaik auf Kirchen und E-Mobilität

Synode stimmt für CO2-Neutralität bis 2035

Synode stimmt für CO2-Neutralität bis 2035

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Flensburg
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Linda Heiss, die Vorsitzende des Ausschusses „Bewahrung der Schöpfung“ stimmt für das Klimaschutz-Paket der Synode in Flensburg. Foto: Anja Ahrens/shz.de

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Die Kirchenparlamentarier beschlossen umfangreiche Klimaschutzmaßnahmen in den Bereichen Mobilität, Gebäuden, Energie-Erzeugung und Landnutzung.

„Wenn ihr für dieses Klimapaket stimmt, dann ist das ein dicker Fisch. Dann setzt ihr ein echtes Zeichen für den Klimaschutz und für die Jugend, liebe Synodale. Für mich wird die Kirche zum Hoffnungspool in perspektivlosen Zeiten.“

Mit dieser Aussage schwor Imke Gausebeck (19) das Schleswig-Flensburger Kirchenparlament ein, auf der Synodentagung im Flensburger Gemeindehaus St. Jürgen für weitreichende Klimaschutzmaßnahmen zu stimmen. Als kirchliche Jugendvertreterin nahm sie an der Tagung teil.

Wenige Minuten nach ihrem Redebeitrag war das Paket am Sonnabend, 23. April, Fakt: Ohne Gegenstimmen und bei drei Enthaltungen sagten die Kirchenparlamentarier ja zu Klimaschutzmaßnahmen im Kirchenkreis Schleswig-Flensburg in den Bereichen Mobilität, Gebäude, Beschaffung, Energie-Erzeugung und Landnutzung.

Die Tagung war vorbereitet vom Ausschuss „Bewahrung der Schöpfung“ unter Vorsitz von Linda Heiss und in Zusammenarbeit mit dem Klimaschutzbeauftragten Stephan Janbeck aus dem Regionalzentrum sowie dessen Leiter Pastor Ingo Gutzmann.

Referent von den Scientists for Future

Als Impulsredner hatten sie Dr. Timo Körber aus Kempten eingeladen, der als Physiker bei den Scientists for Future mitarbeitet. In seinem Vortrag „Vom Klimawissen zum Klimahandeln“ motivierte er zu konkreten Handlungsschritten.

Er ging darauf ein, warum es oft schwerfällt, Klimaschutzmaßnahmen umzusetzen, obwohl alle vom Klimawandel wissen. In 20 Worten fasste er zusammen: „Der Klimawandel ist real. Wir sind die Ursache. Er ist gefährlich. Die Fachleute sind sich einig. Wir können noch etwas tun.“

In seinem Vortrag ging es dann um die Kluft zwischen Wissen und Handeln und um psychologische Distanzen, die den Menschen angeboren sind. Die häufigsten Argumente, selbst nicht aktiv zu werden, fasste er so zusammen: „Nicht ich. Nicht jetzt. Nicht so. Es ist sowieso zu spät.“ Weiter sagte er: „Seid keine Moralapostel, sondern erzählt von gelungenen Beispielen. Jeder kleine Fisch zählt, beginnt aber mit den großen!“

Ein Ziel: Bis 2035 Kohlendioxid-neutral

Mit dieser Motivation im Ohr machten sich die 61 Kirchenparlamentarier anschließend daran, konkrete Maßnahmen in Form von großen und kleinen Fischen auf den Weg zu bringen. Experten und Expertinnen begleiteten jede der fünf Arbeitsgruppen. Das gemeinsame Ziel: Der Kirchenkreis Schleswig-Flensburg wird bis 2035 Kohlendioxid-neutral.

E-Mobilität und Klima-Check für Gebäude

Im Bereich Mobilität ist unter anderem verabredet, dass alle Kirchenkreisgebäude mit mindestens einer E-Ladesäule ausgestattet und dass Leasing-Modelle für E-Bikes und Lastenräder geprüft werden. Sitzungen und Veranstaltungen sollen – wann immer möglich – digital oder hybrid stattfinden, und vor jeder Dienstfahrt ist künftig zu prüfen, ob ihr Zweck sich anders, das heißt energieeffizienter erreichen lässt.

Bei Gebäudemaßnahmen wird ab sofort beispielsweise ein „Klima-Check“ gemacht. Aufgeführt werden die Maßnahmen, die notwendig sind, damit das Gebäude seinen Platz in der „2035 Treibhausgas-neutral“-Strategie des Kirchenkreises behalten kann. Und: Die Gebäude, die erkennbar im Bestand des Kirchenkreises bleiben werden, werden auf nicht-fossilen beziehungsweise erneuerbaren Energieverbrauch umgestellt.

Photovoltaik und Windkraftanlagen

Was die Beschaffung angeht, sollen alle Kirchenkreis-Einrichtungen als „oekofair“ zertifiziert werden, und das Beschaffungsportal, das Produkte unter oekofairen Gesichtspunkten listet, soll verstärkt zum Einsatz kommen.

Im Bereich Energieerzeugung legt der Kirchenkreis ein Programm zur Installation von Photovoltaik auf kircheneigenen Gebäuden, einschließlich Kirchen, und die Errichtung von Windkraftanlagen auf geeigneten Flächen auf.

Was die Landnutzung angeht, gestaltet der Kirchenkreis bis Ende 2024 mindestens 80 Prozent der Flächen bei den eigenen Gebäuden unter den Gesichtspunkten von Klima- und Biodiversitäts-Schutz, und er stellt den Gemeinden sein dabei erworbenes Wissen zur Verfügung.

Außerdem wird die Stelle eines Klimaschutzmanagers eingerichtet, der alle beschlossenen Maßnahmen befördert und begleitet. Der Präses der Synode, Henning Lüthke, fasste zusammen: „Das ist schon ein Meilenstein.“

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Leserinnenbeitrag

Meinung
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