Netzausbau

Streit um neue Stromleitung quer durch Schleswig-Holstein

Streit um neue Stromleitung quer durch Schleswig-Holstein

Streit um neue Stromleitung quer durch Schleswig-Holstein

SHZ
Kiel/Bonn
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Unter der Erde soll das neue Stromkabel verlegt werden. Foto: Carsten Rehder/dpa/shz.de

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Wegen einer Änderung der Pläne durch die Bundesnetzagentur kann das vorgesehene Erdkabel keinen Windstrom aus dem Land aufnehmen – der Kieler Energieminister Jan Philipp Albrecht ist verärgert.

Die Pläne für den Bau einer neuen Stromtrasse quer durch Schleswig-Holstein haben einen Streit zwischen Bund, Netzbetreibern und dem Land ausgelöst. Während die Netzbetreiber Tennet und 50 Hertz die als Erdkabel vorgesehene Gleichstromleitung zwischen den Orten Heide und Schwerin verlegen wollen und auch Windstrom aus Schleswig-Holstein aufnehmen möchten, um Zwangsabschaltungen von Anlagen zu verhindern, hat die Bundesnetzagentur von Wirtschaftsminister Peter Altmaier das Vorhaben jetzt geändert.

Die Bonner Behörde will statt dessen durchs nördlichste Bundesland eine Leitung bauen lassen, die neue Windparks in der Nordsee direkt mit Schwerin verbindet – ohne die in Heide vorgesehene Einspeisemöglichkeit für Wind-Landstrom aus Schleswig-Holstein (siehe Karte). Und das obwohl im Norden regelmäßig Windräder wegen Netzüberlastung abgeregelt werden müssen. Der grüne Kieler Energieminister Jan Philipp Albrecht hält den Vorschlag für unsinnig.


Die Netzagentur von CDU-Minister Altmaier begründet ihre Ablehnung der ursprünglichen Pläne mit den Kosten, die unter anderem durch „ein bis zwei zusätzliche Konverter“ in Heide verursacht würden. Sie wandeln Wechselstrom in Gleichstrom um und umgekehrt. „Es würden Mehrkosten in Höhe von 1,4 bis 1,8 Milliarden Euro entstehen, ohne dass die Maßnahme wesentlich zur Entlastung der Engpass-Situation im Raum Hamburg beitragen würde“, sagte ein Sprecher der Bonner Behörde.

Statt dessen schlägt die Netzagentur zur Engpass-Behebung den Bau einer neuen Freileitung zwischen Lübeck und Krümmel an der Elbe vor, der nur 200 Millionen Euro kosten würde. Unabhängig davon hält sie aber eben auch eine 450 Kilometer lange Leitung zur Anbindung neuer Nordseewindparks an das südlich von Schwerin beginnende „Südostlink“-Kabel für nötig, die quer durch Schleswig-Holstein führen würde. Die genaue Trasse steht noch nicht fest.


Sowohl die Netzbetreiber als auch der Kieler Albrecht halten dagegen wenig von den Plänen der Netzagentur. Zwar räumt ein Sprecher von Tennet ein, dass die Beseitigung des Engpasses um Hamburg ohne Konverter und Einspeisemöglichkeit in Heide „kurzfristig etwas kostengünstiger“ sei. Doch langfristig sei die Lösung vergleichbar effizient, aber „zukunftsfähiger und flexibler“, da am geplanten Multi-Terminal-Konverter in Heide eben auch „Onshore-Windstrom aus Schleswig-Holstein eingespeist werden könnte“.

Minister Albrecht übte ebenfalls Kritik. „Hunderte Kilometer lange Direktleitungen von einzelnen Offshore-Windparks durch mehrere Bundesländer können nicht die Zukunft des Netzausbaus sein – das ist weder volkswirtschaftlich effizient noch umweltverträglich“, sagte er. Statt dessen forderte er eine „intelligentere Vernetzung“ von Gleichstromleitungen.

Bis Oktober können Betroffene sich zu den Plänen äußern

Noch ist das letzte Wort nicht gesprochen: Mit ihren neuen Vorschlägen für den Netzausbau bis 2035 hat Altmaiers Agentur ein Beteiligungsverfahren eröffnet, in dem sich alle Betroffenen bis Mitte Oktober zu den Vorschlägen äußern können. Erst danach entscheidet der neu gewählte Bundestag endgültig.

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