Energie in Schleswig-Holstein

Stadtwerke in SH: Erdgas an der Börse binnen Stunden fünf bis zehn Prozent teuer

Stadtwerke in SH: Erdgas an der Börse binnen Stunden fünf bis zehn Prozent teuer

Stadtwerke in SH: Erdgas binnen Stunden teurer

SHZ
Kiel / Flensburg
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Im Kraftwerk der Flensburger Stadtwerke wird zu zwei Dritteln Gas verbrannt. Foto: Carlo Jolly/shz.de

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Energieversorger in Schleswig-Holstein befürchten angesichts des sich zuspitzenden Ukraine-Konflikts weiter steigende Preise an der Gasbörse.

Die aktuelle politische Entwicklung im Russland-Ukraine-Konflikt führt zu weiteren Preiserhöhungen an der Gasbörse. „So ist der Großhandelspreis am heutigen Tag innerhalb weniger Stunden um fünf bis zehn Prozent angestiegen“, erklärte Kiels Stadtwerke-Sprecher Sönke Schuster am Dienstag.

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Die Energiepreise lägen bereits auf einem Allzeithoch. Neben der politischen Unsicherheit liege dies vor allem am besonders kalten Winter 2020/2021 sowie die sich von der Pandemie rasant erholenden Wirtschaft im Sommer 2021. Schusters Prognose: „Sollte der Konflikt zu einer Verknappung der Gaslieferungen aus Russland führen, wird dies zu weiteren – und vermutlich deutlichen – Preissteigerungen am Großhandelsmarkt führen.“


Das Erdgas für die Fernwärme- und Stromerzeugung im Kieler Gaskraftwerk kommt nicht aus bestimmten Ländern oder Regionen. „Neben Russland wird Erdgas über Pipelines auch aus Norwegen und den Niederlanden nach Deutschland transportiert“, erklärt Schuster. Zudem werde verflüssigtes Erdgas (LNG) etwa aus Afrika und dem Nahen Osten per Schiff nach Europa und per Pipeline weiter nach Deutschland geliefert.

Um mögliche Effekte drastisch steigender Großhandelspreise abzumildern, verfolgten die Stadtwerke Kiel eine langfristige Beschaffungsstrategie und kauften bereits im Voraus einen Teil der Gasmengen am Markt ein. Somit sind die Lieferungen für die nächste Zeit vertraglich schon fixiert. Sollten sich die aktuell hohen Preise im Großhandelsmarkt allerdings verfestigen oder sogar erhöhen, werde dies nochmals Auswirkungen auf die Endkundenpreise haben, fürchtet Schuster.

Flensburger Stadtwerke setzen zu zwei Dritteln Erdgas ein

Die Flensburger Stadtwerke, die in ihrem Kraftwerk zu zwei Dritteln Gas zur Wärme- und Stromproduktion verheizen, weisen daraufhin, dass die Vervielfachung der Beschaffungspreise im vergangenen halben Jahr nicht vorhersehbar gewesen sei. Als Gründe nennt Sprecher Peer Holdensen auch niedrige Speicherstände, gestiegen Preise für CO2-Zertifikate, aber eben auch die Unsicherheit über russische Lieferungen über Nordstream 2 und den Ukraine-Konflikt.


Eine direkte Auswirkung des Konfliktes auf das Geschäft sei aber nicht ableitbar, so Holdensen: „Wie alle Energieversorger kaufen die Stadtwerke ihr Erdgas an der Börse oder bei Großhändlern ein, und wir haben keinen Einfluss darauf, woher dieses Erdgas kommt bzw. welchen Mengen zu welchen Konditionen zur Verfügung stehen.“ Bisher kämen 55 Prozent des Erdgases aus Russland, 31 Prozent aus Norwegen und 13 Prozent aus den Niederlanden.

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Mit Versorgungsproblemen rechnen die Stadtwerke nicht. „Die Speicherstände sind zwar klar niedriger als in den Vorjahren, sollten aber noch hoch genug sein sollten, um bis zum Ende dieses Winters den Bedarf zu decken.“ Unabhängig davon hätten auch die Flensburger einen Großteil ihres Erdgas-Bedarfs an der Börse gesichert.

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Prinzipiell sei es beim Erdgas schwierig, Vorkehrungsmaßnahmen zu treffen, da nicht jeder Erzeuger Vorräte aufbauen könne. „Erdgas wird über ein bundesweites Versorgungsnetz zu den Versorgern transportiert.“ Bei einem Versorgungsengpass wäre dann nicht ein einzelner Anbieter betroffen, sondern alle. Da Erdgas im Flensburger Kraftwerk aber nicht der einzige Brennstoff sei, habe man eine gewisse Flexibilität.


Für Hanse-Werk und die Wärmetochter Hanse-Werk Natur spiegelt sich die Russland-Ukraine-Krise bereits seit einigen Monaten in einem extremen Anstieg der Energie- und vor allem der Gaspreise. „So hat sich der Großhandelspreis beim Erdgas im letzten Jahr mehr als verfünffacht“, sagt Sprecher Ove Struck.

Das Unternehmen sieht sich in seiner Strategie bestätigt, mittelfristig bis 2030 von fossilen Brennstoffen möglichst unabhängig zu werden – mit der wir die Entwicklung der Wasserstofftechnologie und erneuerbaren Energien. Struck: „Die Bedeutung der Energiewende wächst aktuell offensichtlich, denn sie könnte neben der ökologischen immer mehr auch eine geostrategische Komponente bekommen.“

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