Linderung in Dagebüll gefunden

So kämpft eine junge Frau tapfer gegen Long-Covid

So kämpft eine junge Frau tapfer gegen Long-Covid

So kämpft eine junge Frau tapfer gegen Long-Covid

Arndt Prenzel
Dagebüll
Zuletzt aktualisiert um:
Plötzliche Müdigkeitsattacken und starke Konzentrationsstörungen sind häufige Long-Covid- Symptome. Foto: Christin Klose

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Von einem Tag auf den anderen wurde das Leben der fitten Klara Petersen zu einem Leidensweg. Seit Anfang 2022 kämpft die junge Frau mit bemerkenswertem Mut gegen die Folgen von zwei Corona-Infektionen. Spürbare Hilfe fand sie dabei in Dagebüll.

Klara Petersen ist an sich eine junge, lebensfrohe Frau, die gerade im Studium in Flensburg Fuß gefasst hat. Sie ist sportlich, kerngesund und könnte Werbung für WomensHealth machen. Covid machte ihr keine Angst, sie fühlte sich aufgrund ihrer jugendlichen Gesundheit und Fitness geschützt. Doch dann kam alles anders. Die Frau, die nicht mit einem Foto in den Medien erscheinen möchte, erzählt shz.de ihre bewegende, aber auch Mut machende Geschichte.

Im Januar 2022 änderte sich durch eine Covid-Erkrankung für die junge Frau plötzlich alles: „Von einem Tag auf den anderen hatte ich Kopfschmerzen, heftige Sehstörungen und konnte mich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten.“

Obwohl die Symptome eindeutig waren, gingen die Ärzte zunächst von einer Migräneerkrankung aus. Hintergrund: Die Corona-Tests waren wochenlang negativ. Im Heider Klinikum wurde die Studentin durchgecheckt. Der Verdacht auf Multiple Sklerose bestätigte sich nicht. Die Werte waren okay. „Nichts wurde gefunden“, sagt Klara Petersen.

Diagnose in Kieler Schmerzklinik

Die Wochen gingen ins Land, eine Besserung war nicht in Sicht. Auf eigene Initiative ließ sich die Nordfriesin in die Kieler Schmerzklinik von Dr. Göbel einliefern. Hier bestätigte sich die Long-Covid-Diagnose. Gleichwohl wurde der Zustand auch in zweieinhalb Wochen Klinikaufenthalt nicht eindeutig besser. „Ein ewiges Auf und Ab“, berichtet sie.

Mit viel Selbstdisziplin und der Unterstützung durch die Familie und gute Freunde hielt sie „irgendwie“ durch. Schwer vorstellbar seien für Nicht-Betroffene die Müdigkeitsanfälle. Manche Freunde hatten Kommentare wie „Reiß‘ Dich doch mal zusammen“ parat, andere meinten altklug, dass das alles „Psycho“ sei.

Tatsächlich ist es laut Experten völlig sinnlos, sogar kontraproduktiv, gegen diese Schwäche anzugehen. „Jeder Tag ist anders“, sagt Klara Petersen, „Ich muss morgens ausloten, was geht.“ Kopfschmerzen kommen und gehen, ganz unterschiedlich. Mitunter glückt ein halbwegs normaler „halber Tag“, der kräftermäßig genau eingeteilt sein muss. „Schlaf ist ganz wichtig!“

Zweite Covid-Infektion

Ende April wurden Schwindel und Sehstörungen besser. Doch dann kam die zweite Covid-Infektion, kurzfristig begann alles von vorn. Ein zweiter Klinikaufenthalt in Kiel half nicht weiter, der Frust wuchs in der Folgezeit. Klara Petersen fixiert sich auf die Ärzteaussage „Nach einem halben Jahr ist es bei 90 Prozent der Long-Covid-Patienten vorbei.“

Sie machte sich selbst Mut: „Long Covid ist eine fehlgeleitete Immunreaktion, der Körper braucht Zeit, um wieder auf die richtige Bahn zu kommen.“ Ein Kurzurlaub in Dänemark ergab einen kleinen Lichtblick: Hurra, eine Stunde Beach-Volleyball gespielt.“ Doch auf jedes Hoch folgte bislang am nächsten Tag der Rückschlag.

Mit bewundernswerter Energie hält Klara Petersen dennoch weiter durch. Sie versucht alles, sucht die Heilkpraktikerin Heinke Boysen in Dagebüll auf. Deren positive Ausstrahlung wirkt wie auch die in der dortigen Praxis angesetzte Akupunktur. „Wir müssen die Heilung unterstützen“, lautet der Denkansatz. Die junge Frau fühlt sich während und nach der Behandlung „sehr entspannt“. Sie gibt nicht auf.

Durch einen Zufall kommt sie in Kontakt zu einem Neurologen in Bonn, der gerade eine virologische Forschungsreihe zu Long-Covid startet. Gab es zuvor im Krankenhaus keine Virenuntersuchung? Das spielt jetzt keine Rolle. Die Hausärztin nimmt noch einmal Blut ab. Nun ist das Paket auf dem Weg nach Bonn. Neue Hoffnung, neue Chancen? Klara Petersen bleibt stark.

Long-Covid-Patienten in Niebüller Krankenhaus

Das Niebüller Krankenhaus hat auch Long Covid-Patienten, die zum Teil stationär behandelt werden. „Da es keine einheitlichen Symptome gibt, gibt es auch kein einheitliches Behandlungskonzept“, sagt Chefarzt Dr. Jens Kreuz. „Es gibt keine ursächliche Therapie.“ Symptome wie andauernde Müdigkeit, plötzliches Schwindelgefühl, wiederkehrende Konzentrationsschwäche oder Übelkeit gehen einher mit mangelnder Kraft oder Energie, länger etwas zu tun, sei es ein Spaziergang oder aber ein Buch zu lesen.

Einem guten Tag folge oft wieder ein schlechter Tag. Dr. Jens Kreuz bedauert, dass es noch keine Lösung gibt. Und so helfen manchmal Physiotherapie oder Bewegungstraining ein wenig weiter. Er verfügt über einen größeren Maßnahmenkatalog. Der Niebüller Mediziner meint, dass man als Patient viel Geduld brauche. In Fachkreisen spricht man von sechs Monaten, danach soll die Heilung von allein einsetzen. Es gibt wie immer Ausnahmefälle, in beide Richtungen.

Mehr lesen

Ehrenamt

Flucht vor häuslicher Gewalt – die Freiwilligen im Frauenhaus Apenrade haben immer ein offenes Ohr

Apenrade/Aabenraa Damit ein Frauenhaus funktioniert und zu einem sicheren Ort wird, müssen viele verschiedene Leute zusammenarbeiten. Für die Einrichtung in Apenrade sind das nicht nur festangestellte Fachkräfte, sondern auch engagierte Freiwillige. Warum sie für das Apenrader Frauenhaus so wichtig sind und die Arbeit vor Ort nachhaltig unterstützen, erklären Hanne Frederiksen und Henriette Tvede Andersen.

Kulturkommentar

Paulina von Ahn
Paulina von Ahn
„Die Hälfte der Menschheit menstruiert – gewöhnt euch dran!“