Corona und Schule

Shitstorm: Karin Prien löscht Twitter-Account nach Äußerung über sterbende Kinder

Shitstorm: Karin Prien löscht Twitter-Account

Shitstorm: Karin Prien löscht Twitter-Account

SHZ
Kiel
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Karin Prien hat nach einem Shitstorm ihren Twitter-Account deaktiviert. Foto: Screenshot/Twitter/shz.de

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Karin Prien will Schülern nach und nach wieder einen normalen Alltag ermöglichen. Auf Twitter erntet sie währenddessen heftige Kritik für eine ihrer Äußerungen und zieht sich nun aus dem Kurznachrichtendienst zurück.

Wegen einer Äußerung auf Twitter tobte in den letzten Tagen ein Shitstorm gegen KMK-Präsidentin Karin Prien. Jetzt hat Schleswig-Holsteins Bildungsministerin offenbar ihren Twitter-Account deaktiviert und geht so weiteren Anfeindungen aus dem Weg.

Auf den Tweet einer Nutzerin „Wir haben in den letzten 4 Wochen 17 tote Kinder gehabt. 17 - in VIER Wochen. Und es geht immer schneller. Bis Oktober 21 hatten wir 27 tote Kinder, seit Oktober 38. Also in 4,5 Monaten mehr als in 18 Monaten. Insgesamt sind 65 Kinder verstorben. FÜNFUNDSECHZIG“ hatte Prien am Freitagabend bei dem Kurznachrichtendienst erwidert:

„Bitte differenzieren: Kinder sterben. Das ist extrem tragisch. Aber sie sterben mit COVID_19 und nur extrem selten wegen COVID_19.“

Diese Antwort zog zahlreiche – teils auch beleidigende – Reaktionen nach sich. Viele warfen der Politikerin Empathielosigkeit vor und verlangten eine Entschuldigung. Der Hashtag #Prienruecktritt trendete. Jetzt hat Prien die Reißleine gezogen.

Ministeriumssprecher David Ermes veröffentlichte ein Statement zur Deaktivierung des Accounts.

Demnach benötigt Prien Bedenkzeit, ob sie Twitter als Kommunikationsmedium weiter nutzen möchte. Kritik übt sie an der Debattenkultur im Netz. Bei ihren Terminen im Land gehe es trotz unterschiedlicher Ansichten respektvoll, zivilisiert und lösungsorientiert zu. Ermes ließ unter dem Post keine Kommentare zu.

Unterdessen geht die Kritik auch ohne Prien weiter - teilweise reagiert Twitter mit Humor auf die Deaktivierung des Accounts.

Andere werfen Prien vor, sich der Verantwortung und Diskussion zu entziehen.

Prien fordert Rückkehr zur Normalität an Schulen

Hintergrund der Aussage sind Forderungen nach Lockerungen der Corona-Maßnahmen an Schulen. „Wir müssen raus aus einer Kultur der Angst an den Schulen“, sagte die CDU-Politikerin der „Bild“-Zeitung (Samstag).

Wenn ab Mitte Februar, Anfang März geöffnet werde, müsse auch an Schulen gelockert werden.„Sport und Musikunterricht muss wieder in vollem Umfang stattfinden. Das Testen muss schrittweise enden. Spätestens Ende März reichen wahrscheinlich auch zwei Tests pro Woche“, zitiert das Blatt die Ministerin. Schrittweise müsse die Testpflicht zur „Testmöglichkeit“ werden. Auch die Maskenpflicht müsse nach und nach fallen, zuerst im Klassenraum am Platz, dann im Gebäude.

Priens Begründung: Der Höhepunkt der Omikron-Welle sei in ersten Bundesländern wie Schleswig-Holstein, Berlin, Bremen und Hamburg bereits überschritten. „Das zeigt sich erfreulicherweise auch in den rückläufigen Infektionszahlen bei den 5- bis 18-Jährigen.“

Lehrerverband widerspricht Prien

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, hatte hingegen gesagt, die Omikronwelle habe den Schulbetrieb nach wie vor fest im Griff. Die Infektionszahlen dürften nicht durch zu frühe Lockerungen nochmals hochgetrieben und dadurch der flächendeckende Präsenzunterricht erneut gefährdet werden.

Zahlen der Kultusministerkonferenz zufolge waren in der vergangenen Woche in Deutschland etwa sechs Prozent der Schülerinnen und Schüler und rund drei Prozent der Lehrkräfte entweder infiziert oder in Quarantäne. Auch einige Schülervertreter hatten mit einem offenen Beschwerdebrief und einer Internetaktion unter dem Motto #WirWerdenLaut der Politik einen „Durchseuchungsplan“ vorgeworfen.

Sie sprechen sich gegen die Präsenzpflicht aus und fordern kleinere Lerngruppen, PCR-Pooltests und Luftfilter in allen Schulen. Prien hatte sich danach mit Schülervertretern ausgetauscht.

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