Vor zwei Jahren war er noch zum 80. Geburtstag seiner Yacht extra nach Schleswig gesegelt und hatte einige Tage beim Schleswiger Segelclub gelegen. Walter Koblank, damals 69, ist ein sehr erfahrener Skipper, der meistens allein unterwegs war und sein Schiff sehr gut kannte. Am Ende hat es ihm nichts genützt: Wenige Tage vor seinem 71. Geburtstag ist der Hamburger in der Hohwachter Bucht offenbar über Bord gegangen und ertrunken. Sein Leichnam wurde am 26. Mai, dem Himmelfahrtstag, am Flügger Strand im südlichen Bereich der Westküste Fehmarns gefunden, wie die Polizeidirektion Lübeck bestätigt.

Am 18. Mai war Koblank in Hamburg-Finkenwerder, wo die „Winning 3“ ihren Liegeplatz hat, losgesegelt. Das berichtet seine Schwester Christine Koblank, die ein Buch über ihren Bruder plant. Er sei dann Elbe-abwärts und durch den Nord-Ostsee-Kanal nach Kiel gefahren. Sein Ziel sei der Neustadt-Cup in der Kleinstadt an der Ostsee gewesen. Doch dieses Ziel hat er nicht mehr erreicht. Das Schiff wurde, so Maik Seidel, Pressesprecher der Polizeidirektion Lübeck, am 23. Mai vor Putlos gefunden, wo es im Flachwasser auf Grund gelaufen war. Es gebe keine Zweifel mehr, dass es sich bei der auf Fehmarn gefundenen Leiche um den Skipper der havarierten Yacht handele, sagt Seidel.

Das Boot sei intakt gewesen, sagt Christine Koblank. Die „Winning 3“ ist ein Klassiker, eine 6-KR-Yacht –schlanker, eleganter Rumpf, Holzdeck, hölzerne Masten, keine Rollfock. Gebaut wurde es in den Jahren 1939/40 von Karl Vertens auf Gut Winning, etwas außerhalb von Schleswig gleich hinter der Stadtgrenze im Osten. Vertens hatte das Boot damals bald verkauft.

Der Besitzer hat das Boot in Eigenarbeit zurückgebaut

Koblank übernahm es im Jahr 1994. Da war es ziemlich verhunzt. Der Vorbesitzer hatte den Mast auf das Kajütendach gesetzt und darunter mit T-Trägern aus Metall stabilisiert. Mitten in die ohnehin nicht gerade geräumige Kajüte hatte er ein klitzekleines WC-Häuschen bauen lassen. Den Bug hatte er gar mit einem modernen Alu-Korb verunziert. Walter Koblank hatte einen Winter lang in Eigenarbeit das Boot zurückgebaut. Die Zeichnungen lagen ihm vor, und zudem hatte das Fachblatt „Yacht“ schon 1941 einen Artikel über die „Winning 3“ gebracht.

Enge Beziehung zur Cap San Diego

Für den Umbau, der mit viel Lärm, Staub und Dreck verbunden war, hatte Walter den wohl exklusivsten Platz, den man sich an Deutschlands Küsten vorstellen kann – in Luke 2 auf der Cap San Diego. Koblank war die meiste Zeit seines Lebens ein Schiffsenthusiast durch und durch. Viele Jahre hat er als pensionierter Schiffsingenieur ehrenamtlich auf der „Cap San Diego“ nach deren Außerdienststellung gearbeitet und zusammen mit einigen weiteren Begeisterten die Maschine wieder flott gemacht.

„Das Boot ist sehr gut auch einhand zu segeln“ hatte der Hamburger im Juni 2020 im Gespräch mit shz.de erläutert. Das Großsegel hat 28 Quadratmeter Fläche, dazu kommen Fock oder Genua, für beide gibt es jeweils einen gesonderten Baum. Die Fock wechselt beim Wenden automatisch die Seiten. „Durch den Langkiel läuft es sehr stabil“, wie Koblank damals sagte. Auf der Nordsee war er ebenso unterwegs wie auf der Ostsee bis rauf bis nach Stockholm. „Zwei bis drei Monate war er jedes Jahr allein unterwegs“, berichtet seine Schwester. „Das Schiff war sein Leben!“

Nach ihren Informationen herrschten am 23. Mai sechs bis acht Windstärken auf der westlichen Ostsee. „Ich hätte nicht gedacht, dass er überhaupt ausläuft“, wundert sich Christine Toblank. Wie es am Ende zu dem Unglück kam, darüber kann auch sie nur spekulieren.