Mobilität

Schleswig-Holstein braucht 800 neue Busfahrer pro Jahr

Schleswig-Holstein braucht 800 neue Busfahrer pro Jahr

Schleswig-Holstein braucht 800 neue Busfahrer pro Jahr

Carlo Jolly/shz.de
Flensburg
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Busfahrer verzweifelt gesucht – das Foto zeigt den ZOB in Eckernförde. Foto: Carlo Jolly/shz.de

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Der öffentliche Nahverkehr hat allein durch die Personalentwicklung Mühe, sein Angebot zu halten – an Streckenausbau und Verkehrswende ist kaum zu denken. Aktuell werden sogar 1000 Busfahrer gesucht.

Immer öfter kommt es vor, dass eine Buslinie am Nachmittag vom geplanten Halbstundentakt auf stündlich wechseln muss. Und abends? Nach 20 Uhr ist jede dritte Gemeinde im Land nicht mehr mit Bus und Bahn erreichbar: „Es wird tagtäglich schlimmer“, erklärt Paul Hemkentokrax vom Vorstand des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) Nord: „Bundesweit wird nirgendwo mehr der Sollfahrplan gefahren.“

Das Problem: Die Busbetriebe finden nicht mehr die nötigen Fahrer: „Das Thema Personal bedroht unser Geschäftsmodell“, klagt Hemkentokrax. Mit höheren Löhnen allein sei das Problem nicht mehr zu lösen: „Wir müssen die Arbeitsbedingungen verbessern.“

Schleswig-Holstein braucht 800 neue Busfahrer pro Jahr

Nach einer aktuellen Umfrage der Verbände VDV und Omnibusverband Nord (OVN) gibt es allein in Schleswig-Holstein 208 unbesetzte Fahrerstellen, in Hamburg weitere 284. Und das ist erst der Anfang: In den kommenden fünf Jahren bräuchten die Omnibusfirmen allein in Schleswig-Holstein jedes Jahr 800 Neueinstellungen, um den Bedarf noch zu decken.

Denn die Branche hat auch ein Altersproblem, bestätigt Hemkentokrax: Von den gut 140 Busfahrern seines Busbetriebs Aktiv-Bus in Flensburg gingen 52 Prozent in den kommenden zwölf Jahren in Ruhestand. „Mit Jahrgang 1966 bin ich schon Teil des Problems“, sagt der Busmanager. Dabei sei Schleswig-Holstein lange noch verschont geblieben, in Hamburg und Niedersachsen sei dies schon länger deutlich.

Jetzt erfasse die Welle auch Schleswig-Holstein: „Aktuell sucht die Branche 1000 neue Fachkräfte für Busverkehre – und weitere rund 100 Fahrer für Zubestellungen durch die Aufgabenträger.“ Die politischen Wünsche und Notwendigkeiten der Verkehrswende seien in der momentanen Situation der Busbetriebe gar nicht zu bedienen.

350 Arbeitslose zu Busfahrern qualifiziert

Auch die Arbeitsagenturen im Norden sehen Handlungsdruck – wobei die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Busfahrer in den vergangenen fünf Jahren schon um 830 auf 5078 gestiegen ist. Regionalchef Markus Biercher berichtet, allein 2022 seien 350 Arbeitslose zu Busfahrern qualifiziert wurden. Die Konkurrenz um Fahrer sei groß: „Und der Wettbewerb wird durch die abgehenden Babyboomer noch größer werden.“

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