Wechsel in den Bundestag

Ralf Stegners letzter Auftritt

Ralf Stegners letzter Auftritt

Ralf Stegners letzter Auftritt

SHZ
Kiel
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Emotionaler Abschied: Ralf Stegner hält seine letzte Rede im Landtag. Foto: Michael Ruff/shz.de

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Nach 16 Jahren scheidet der Ex-SPD-Fraktionschef aus dem Landtag aus – und zeigt ungewohnte Emotionen.

Das hat Ralf Stegner so noch nie erlebt. Am Ende seiner wohl letzten Rede im Landtag stehen gestern, mit Ausnahme einiger Abgeordneter ganz rechts, alle im Parlament auf – und spenden ihm Applaus. Dem 61-Jährigen, der 13 Jahre als Fraktionsvorsitzender der SPD als harter Hund im Landtag war, ist deutlich anzumerken, wie ihn diese Ansprache aufwühlt. „Es war eine große Sache, in diesem Hause so lange arbeiten zu dürfen“, sagt Stegner, dessen Stimme das macht, was sie in den vergangenen Legislaturen nur sehr selten tat: Sie stockt. Vor allem als Stegner seiner SPD mit den Worten dankt: „Meine Partei war in vielen Dingen mein Leben“, ist der Mann, der seit fast 40 Jahren Sozialdemokrat ist, den Tränen nah.

Erhebliche Emotionen

So berührt hat man Stegner selten gesehen. Denn er ist streitbar, spitzfindig, gart in der Sache und trägt lange den Spitznamen „Roter Rambo“ – dabei beherrscht Stegner auch die leisen Töne. Rhetorisch rauflustig wie kaum ein anderer, ist der gebürtige Pfälzer derjenige, der den Landtag in Kiel wie kaum ein Zweiter in den vergangenen 16 Jahren geprägt hat. „Ich bin immer schon leidenschaftlicher Parlamentarier gewesen.“ Seine Kritiker sehen darin den Beweis, dass der Ex-SPD-Chef es nie ganz an die Spitze geschafft hat.

2009 verlor Stegner als Spitzenkandidat bei der Landtagswahl krachend gegen seinen Rivalen Peter Harry Carstensen (CDU), drei Jahre später unterlag er im parteiinternen Auswahlverfahren gegen den damaligen Kieler Oberbürgermeister Torsten Albig. Stegners Position war auch in der eigenen Partei nie unumstritten. Das weiß er selbst genau, wenn er seinen Genossen sagt: „Ich habe es Euch nicht immer leicht gemacht – ihr mir aber auch nicht.“


Bei seiner letzten Rede im Landtag findet Stegner, der sein Mandat vor der nächsten Sitzung zurückgibt, versöhnliche Worte. Er dankt den Politikern von CDU, FDP, Grünen und SSW, wenn auch manchen mit der ihm eigenen Ironie: „Es hat sich nie ergeben, mit Ihnen zu regieren“, sagt er in Richtung der Liberalen, was für ein paar Lacher sorgt – wissen doch alle im Landtag, dass Stegner nach der verlorenen Wahl 2017 mit allen Mitteln erfolglos versucht hat, mit einer Ampel die Jamaika-Koalition zu verhindern. So verwundert es auch nicht, dass Stegner den anderen Parteien „begrenzt Glück“ wünscht – jedenfalls nicht über den 8. Mai hinaus. An dem Tag finden die nächsten Landtagswahlen statt.

Stegner freut sich auf Redeschlachten im Bundestag

Im Parlament galt Stegner immer als einer der fleißigsten und talentiertesten Politiker, der sich vor allem mit dem ehemaligen FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki manche heiße Redeschlacht geliefert hat. Doch auch die Spitzen von Union und Grünen schließt Stegner durchaus in seine Dankesworte mit ein: „Ich bin froh, dass ich meine alten Spielkameraden Jo Wadephul, Robert Habeck und Wolfgang Kubicki mutmaßlich wiedertreffe.“ Sie alle wollen in den Bundestag.

Dort will der Sozialdemokrat weiter leidenschaftliche Debatten führen. Denn die sorgten dafür, dass Demokratie lebendig bleibe und hielten Extremisten klein, sagt Stegner, der sich als „Demokratie-Arbeiter“ bezeichnet. Es habe immer nur Konkurrenten in den Parteien gegeben, mit denen er zusammengearbeitet hat – aber keine Feinde. „Denn die sind da“, sagt Stegner – und zeigt auf die, die am Ende seiner Rede sitzen bleiben.

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Kirsten Bachmann