Friemaurer

Neuer Logenmeister Sven Danczak über Bruderschaft und geheime Rituale

Neuer Logenmeister Sven Danczak über Bruderschaft und geheime Rituale

Neuer Logenmeister über Bruderschaft und geheime Rituale

Martin Engelbert/shz.de
Schleswig
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Sven Danczak, neuer Logenmeister der Schleswiger Freimaurer, im Tempel, den die Freimaurer für ihre Zusammenkünfte nutzen. In der Hand hält er den „rauhen Stein“, ein Symbol für die angestrebte Perfektion. Foto: Martin Engelbert/shz.de

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Um die Zusammenkünfte der Freimaurer rankt sich so manche Legende. Ihre Rituale erscheinen vielen geheimnisvoll und mysteriös. Was wirklich das Ziel ihrer Zusammenkünfte ist und was daran geheimbleiben muss, erklärt der neue Logenmeister.

Die Freimaurer umweht seit jeher ein Hauch des Geheimnisvollen, gar Mystischen. Ein Grund dafür dürften deren geheimgehaltenen Rituale sein. Doch so geheimnisvoll seien ihre Zusammenkünfte gar nicht, meint Sven Danczak. Der 42-Jährige ist der neue Meister der Schleswiger Freimaurerloge „Carl zur Treue“ von 1867.

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit

„Freimauerer stehen für Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität. Es geht um die eigenen Werte, die man vertritt“, sagt der 42-Jährige, und darum, ständig an sich selbst zu arbeiten, die eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Dabei komme neben den Ritualen auch Symbolen eine zentrale Rolle zu.

Danczak ist im zwölften Jahr Freimaurer. Der Vertriebsleiter in der Industrie kam durch sein Interesse an alten, großen Bauwerken zu den Freimaurern.

Bei der Beschäftigung mit dem Baukunst vergangener Zeiten sei er auf die auf Gebräuche und Arbeitsweisen historischer Steinmetzbruderschaften gestoßen, was ihn zu den Freimaurern, die sich ebenfalls auf die Steinmetzbruderschaften berufen, geführt habe.

„Unsere rituellen Handlungen bei der so genannten Tempelarbeit bilden den Rahmen und liefern die Leitplanken dazu. Das große Geheimnis ist, dass jeder für sich arbeitet. Ohne große Dogmen. Und jeder zieht daraus seine eigenen Schlüsse.“ Das sei letztlich auch der Grund, warum die Ritale geheim bleiben müssten, und den Symbolen keine allgemeingültige Bedeutung zugeschrieben werde. Es werde vorher nichts verraten, weil das bereits das Ergebnis beeinflussen würde. „Das muss jeder für sich selbst herausfinden“, bekräftigt der Logenmeister.

Nach ihrem Selbstverständnis vereinen die Freimaurer Menschen aller sozialen Schichten, Bildungsgrade und Glaubensvorstellungen. Weltweit gibt es zirka sechs Millionen Freimaurer, die in zigtausenden Logen organisiert sind, schätzt Danczak. Die Schleswiger Loge „Carl zur Treue“ hat 30 Mitglieder. „Keine zwei Brüder haben den gleichen Beruf“, sagt Danczak. Bei ihnen gebe es Lehrer, Sozialarbeiter, Handwerker, Beamte, Anwalt, Unternehmer. Doch das spiele in der Bruderschaft keine Rolle, betont Danczak. Letztliche gehe es darum von einander zu lernen. „Wir haben Brüder im Alter von 30 bis 90 Jahren. Da ist die Weltsicht zwangsläufig verschieden.“

Streben nach Erkenntnis

Um sich auf ihrer Suche nicht von Äußerlichkeiten ablenkenzulassen, tragen alle Logenbrüder bei ihren Zusammenkünften einen schwarzen Anzug, einen Zylinder als Symbol des freien Mannes, weiße Handschuhe als Zeichen der Reinheit, dass der Träger nichts Unrechtes getan hat, und schließlich noch Schürzen in unterschiedlichen Farben als Zeichen der erreichten Erkenntnisstufe.

Die ersten Grade der Erkenntnis orientieren sich wiederum an den Steinmetzen und sind in Lehrling, Geselle und Meister unterteilt. Ein Freimaurer lerne, dem anderen Respekt zu zollen. „Ein Freimaurer lernt, dem anderen zuzuhören und er nimmt Dinge an“, sagt Danczak. „Wenn ich die zehnte Erkenntnisstufe erreicht habe, bin ich wieder ein Lehrling, weil sich auf dem Weg dahin zwangsläufig der Blick auf die Dinge geändert hat.“ Durch die Erkenntnis ändere sich die Weltsicht, so dass ein Freimaurer nach Durchlaufen der zehn Entwicklungsstufen wieder bei Null anfangen könne, „weil man nun ja wieder eine neue Sicht auf die Dinge hat. Und es lebt davon, dass jeder eine andere Sicht auf die Dinge hat.“

Runterfahren und sich öffnen

Danczak schätzt die zweiwöchentlich stattfindende Tempelarbeit: Das Ritual und das Schweigen entschleunige. „Nach einem anstrengenden Arbeitstag runterzufahren und sich zu öffnen, ist die eigentlich schwierigste Aufgabe. Danach verläuft die Woche deutlich ruhiger.“

Nach der Tempelarbeit, die im Wesentlichen in Selbstversenkung und Schweigen besteht, findet eine Nachloge statt. „Dabei geht es geselliger zu“, sagt Danczak. Dann werde gemeinsam gegessen und über alles gesprochen; außer über Politik und Religion, diese Themen seien verboten, um Streit zu vermeiden, „darüber lässt sich nämlich nicht streiten“.

Fragen stellen am Gästeabend

Sven Danczak wurde für drei Jahre von den Logenbrüdern gewählt und löst damit Oliver Pawel ab, der sich nach neun Jahren an der Spitze der Schleswiger Loge nicht erneut wählen lassen konnte. Bei einem Gästeabend am Mittwoch, 12. Oktober, möchte Sven Danczak Interessierten Einblicke in die Arbeit der Schleswiger Freimauerer geben und gern alle Fragen beantworten. „Wir wollen uns gerne darstellen und öffnen“, sagt der Logenmeister. Beginn ist um 19 Uhr im Logenhaus in der Flensburger Strasse 5 in Schleswig. Weitere Informationen unter www.freimaurer-schleswig.de.  

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