Corona in Schleswig-Holstein

Mehr Covid-Fälle, Personal in Quarantäne: Kliniken arbeiten am Limit

Mehr Covid-Fälle, Personal in Quarantäne: Kliniken arbeiten am Limit

Mehr Covid-Fälle, Personal in Quarantäne: Kliniken arbeiten am Limit

SHZ
Kiel
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Ein Covid-Patient wird auf der Intensivstation am Campus Kiel übernommen - doch immer mehr Beschäftigte melden sich in Quarantäne ab. Foto: UKSH Foto: 90037

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Immer mehr Corona-Infizierte unter Klinik-Patienten und Personal – diese Angebote streichen Krankenhäuser jetzt.

Angesichts täglich steigender Corona-Infektionen in Schleswig-Holstein wächst der Druck in den Krankenhäusern. Die Zahl der infizierten Klinikpatienten ist mit rund 600 auf Rekordniveau – und auch die Zahl der Krankenhaus-Mitarbeiter in Isolation oder Quarantäne ist landesweit so hoch wie nie. Patrick Reimund, Chef der Krankenhausgesellschaft, bezeichnete die Kliniken im Land als „extrem belastet. Eine Entlastung ist zur Zeit nicht erkennbar.“

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UKSH-Sprecher Oliver Grieve nannte die Lage an beiden Standorten des Universitätsklinikums in Kiel und Lübeck sehr angespannt, der Betrieb sei eingeschränkt. Planbare OPs würden immer wieder verschoben: „Schon seit November sind elektive und ambulante Eingriffe eingeschränkt.“ Das UKSH registriere mit 350 der knapp 16.000 Beschäftigten in Isolation oder Quarantäne gerade die höchsten Fallzahlen seit Beginn der Pandemie. Auch seien 120 infizierte Patienten im Uni-Klinikum.


Besonders schwierig ist die Situation an den Kliniken an der Westküste, wo aktuell auch die höchsten Infektionsraten gemeldet werden. „Wir haben sowohl bei den Mitarbeitenden als auch bei den Patienten so hohe Infektionszahlen wie während der gesamten Pandemie nicht“, sagt Michael Mittendorf vom Klinikum Nordfriesland. Akute Gegenmaßnahme: „Es werden - sofern medizinisch vertretbar ist - alle geplanten stationären Eingriffe abgesagt.“

Noch mehr positiv getestete Patienten und Mitarbeiter

Der Husumer Klinik-Chef Stephan Unger sieht ein „erhebliches Missverhältnis zwischen der Öffnungsstrategie in unserem Bundesland, die zu noch mehr positiv getesteten Patienten und Mitarbeitern führen wird, und dem Festhalten an Quarantäne- und Isolationsregelungen“.

Am Westküstenklinikum (Heide/Brunsbüttel) fehlen aktuell aufgrund von Isolation, Quarantäne, aber auch anderer Erkrankungen sechs bis acht Prozent der 3000 Klinik-Beschäftigten aus, sagt Sprecher Sebastian Kimstädt: „Das sind 30 bis 50 Prozent mehr als sonst üblich.“


Aufgrund der steigenden Zahl von Corona-Patienten hat man in Heide neben der Infektionsstation vorübergehend einen zweiten Corona-Bereich eingerichtet. Man zähle so viele Covid-Infizierte wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Kimstädt: „Der Strom an Patientinnen und Patienten reißt nicht ab.“ Allein in Heide stellen sich jeden Tag zehn Patienten vor, die an Covid erkrankt sind.

St. Franziskus-Krankenhaus: 21 Corona-Patienten

Das Flensburger St. Franziskus-Krankenhaus zählt aktuell auch schon wieder 21 Covid-Patienten, davon 4 auf der Intensivstation. Sprecherin Franziska Mumm berichtet von einem kontinuierlichen Anstieg der Fallzahlen und sagt: „Die Belastung durch Ausfälle von Mitarbeitenden und die durch die Behandlungserfordernisse für Corona-Patienten bewerten wir als hoch.“

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Es sei aktuell aber weiter so, dass die Kliniken in Schleswig-Holstein alle dringenden Behandlungen durchführen könnten, sagt Patrick Reimund von der Krankenhausgesellschaft. Das gelte insbesondere für Notfälle: „In diesem Sinn liegt also keine Überlastung der Kliniken vor.“ Eine Entspannung der Lage sei im Moment aber nicht absehbar.

Hälfte der Corona-Intensivpatienten wird beatmet

So lägen auch auf den Intensivstationen im Moment etwa 50 Covid-Patienten, knapp die Hälfte werde beatmet. Seit Anfang des Monats ist die Zahl der Covid-Intensivpatienten um rund 50 Prozent angestiegen. Viele Krankenhäuser könnten gar nicht alle physisch vorhandenen Betten tatsächlich betreiben. Reimund: „Das führt dazu, dass weiterhin elektive Behandlungen oftmals nicht zeitnah erfolgen können, sondern verschoben werden müssen.“


„Die Kliniken nutzen während der Pandemie dabei bei Bedarf verschiedene Instrumente wie beispielsweise die Verschiebung von planbaren Eingriffen, um die Gesamtstabilität der Versorgung zu gewährleisten“, sagt Gesundheitsminister Heiner Garg. Seine Beobachtung: „Das hohe Infektionsgeschehen ist in der jetzigen Phase dabei abgekoppelt von den schweren Krankheitsverläufen.“

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Aktuell liege der Anteil der Covid-Intensivpatienten an der Gesamtzahl der Corona-Patienten im Krankenhaus bei rund zehn Prozent. Vor einem Jahr seien es noch 25 Prozent gewesen. Gleichwohl stehen auch die Kliniken aufgrund von Ausfällen von eigenen Mitarbeitenden und der hohen Auslastung insgesamt vor Herausforderungen.

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