Chaos im Corona-Dschungel SH

Maskenpflicht, Quarantäneregeln und Hotspot-Ärger in der Koalition

Maskenpflicht, Quarantäneregeln und Hotspot-Ärger in der Koalition

Hotspot-Ärger in der Koalition

SHZ
Schleswig-Holstein
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Kommende Woche sollen fast alle Corona-Regeln wegfallen. Allerdings gibt es da noch die Hotspot-Regel, die Ausnahmen möglich macht. Foto: Noah Wedel / imago-images

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Man könne die Maskenpflicht jetzt kippen, die Pandemie sei nicht mehr aufzuhalten, so Infektiologe Ott. Die Landesregierung will den neuen Fahrplan diese Woche vorstellen. Der Spiegel berichtet von Hotspot-Ärger in der Jamaikakoalition.

In vollen Restaurants muss keine Maske mehr getragen werden, in fast menschenleeren Bussen schon. Angesichts der vielen Neuinfektionen und Spitzenwerten bei der Sieben-Tage-Inzidenz ist die Verwirrung und die Verunsicherung in puncto Maskenpflicht groß. Auch weil diese ab kommender Woche in fast allen Bereichen fallen soll.


„Derzeit sind wir auf dem besten Weg der Durchseuchung“, sagt Professor Dr. Stephan Ott, Infektiologe und Chef des Kreisgesundheitsamtes Rendsburg-Eckernförde.


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Land berät aktuell über die Lockerungen

Welche Lockerungen genau ab dem 2. April in Kraft treten, werde gerade geklärt, so ein Sprecher des Gesundheitsministeriums. Derzeit liefen die Abstimmungen „zu möglichen Regeln im Rahmen der – dann eingeschränkten – Möglichkeiten nach dem Bundes-Infektionsschutzgesetz“. Mit einem Beschluss sei in dieser Woche zu rechnen.


Wenn es nach Ott geht, könnte die Maskenpflicht auch heute schon fallen. Das gelte am Ende auch für den ÖPNV sowie Schulen und Kitas. „Bei den aktuell hohen Zahlen greifen die Maßnahmen nicht mehr. Damit halten wir die Pandemie nicht mehr auf.“ Allerdings spricht er sich im Gesundheitsbereich, Pflegeheimen und Einrichtungen der Eingliederungshilfe für eine Verlängerung der Maskenpflicht aus – auch über den 2. April hinaus. Das Gesundheitswesen müsse weiterhin geschützt werden, so der Infektiologe. „Ja, die Zahlen sind hoch, das erschreckt viele Menschen, aber wir müssen auch irgendwann in die endemische Phase“, so Ott.

Quarantäneregeln bleiben wahrscheinlich so

Wie es mit den geltenden Quarantäneregelungen weitergehen wird, hängt laut Gesundheitsministerium vor allem von den Empfehlungen des Bundesgesundheitsministeriums und des RKI ab. Das RKI schließt auch die Möglichkeit einer Verlängerung nicht aus. „Beteiligte müssen sich also darauf einstellen, dass die Quarantäneregeln über den 31. März in Schleswig-Holstein weiterhin gelten, falls keine neue Empfehlung des RKI, bzw. Bundesgesundheitsministeriums davor kommen“, so ein Ministeriumsprecher.

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Durch Hotspot-Regelungen können Maßnahme reaktiviert werden

Aber auch bevorstehende Lockerungen sind nicht in Stein gemeißelt. Bei einer Konferenz der Länder-Gesundheitsminister wurde am Montag über die sogenannte Hotspot-Regelung gesprochen.


Diese erlaubt es Ländern, in bestimmten Fällen die Maßnahmen wieder zu verschärfen. Dann, wenn in bestimmten Regionen ein besonders hohes Infektionsgeschehen herrscht und eine Überlastung der Gesundheitsversorgung droht. Ein Hotspot kann dem Gesetz zufolge ein Stadtteil, eine Stadt oder ein Kreis sein. In diesen Hotspots können dann Zugangsbeschränkungen nach den 2G- oder 3G-Regelungen, eine verschärfte Maskenpflicht, Hygienekonzepte oder verschärfte Testpflichten wieder reaktiviert werden. Dafür aber müssen die Landtage zustimmen. Klare Regeln dafür gibt es noch nicht.

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Bei einer Konferenz forderte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) gestern seine Länderkollegen auf, nach Auslaufen der bundesweiten Corona-Maßnahmen ausgiebig von der Hotspot-Regelung Gebrauch zu machen.

Hotspot-Ärger in der Jamaikakoalition?

Der Spiegel berichtet, dass die Hotspot-Regelung für Ärger in der Jamaika-Koalition sorge. So sei die Grünenfraktionschefin Eka von Kalben für eine Verlängerung der Maskenpflicht. CDU und FDP sollen die vom Bund vorgesehenen Lockerungen befürworten. „In Schleswig-Holstein wird es nach dem 2. April keine Hotspot-Regelung geben“, wird Ministerpräsident Daniel Günther zitiert.


Auf Nachfrage heißt es von Steffen Regis, dem Landesvorsitzenden der Grünen: „Auch weiterhin befürworten wir Grüne einen vorsichtigen Kurs im Umgang mit der Pandemie. Es ist erforderlich, dass der Bund Klarheit über die Kriterien der Hotspot-Regelung schafft. Das muss jetzt sehr zügig geschehen.“

Testlabore rüsten auf


Angesichts der bevorstehenden Lockerungen rüsten sich derweil die Testlabore. Aktuell liege die Auslastung bei zirka 60 Prozent, montags bei 80 Prozent, so Dr. Thomas Lorentz, ärztlicher Leiter des landesweit tätigen Labors Dr. Krause. „Aufgrund der Öffnung rechnen wir in Zukunft mit mehr Fällen. Wir haben zusätzliche Geräte gekauft, um unsere Kapazitäten auszubauen“, so Lorentz.

Infektiologe rät: Weiter Maske tragen – „zum Selbstschutz“

Professor Dr. Stephan Ott, Infektiologe und Chef des Gesundheitsamtes im Kreis Rendsburg-Eckernförde, ist zwar für die Aufhebung einer generellen Maskenpflicht, „aber gerade zum Selbstschutz kann und sollte sie gerne weiter getragen werden.“ Im Gesundheitsbereich, in Pflegeheimen und Einrichtungen der Eingliederungshilfe spricht er sich für eine Verlängerung der Maskenpflicht aus. Mit Blick auf den Herbst und eine mögliche neue Variante sagt er: „Ja, das hängt wie das Schwert des Damokles über uns.“

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