Sylt

Lindner-Hochzeit – „falsches Signal für unsere Insel“

Lindner-Hochzeit – „falsches Signal für unsere Insel“

Lindner-Hochzeit – „falsches Signal für unsere Insel“

Sylter Rundschau/SHZ
Sylt
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Das Paar fährt nach der kirchlichen Trauung im Porsche Targa davon. Foto: Marcus Dewanger/Shz

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Der SPD-Ortsverein Sylt hat sich zur Hochzeit des FDP-Bundesfinanzministers seine Gedanken gemacht und empfindet die „Prunkfeier“ als Schlag ins Gesicht für ehrenamtliche Kommunalpolitiker.

Der SPD-Ortsverein Sylt hat sich in einer Stellungnahme kritisch zur Hochzeit des Bundesfinanzministers Christian Lindner geäußert. Dass die Insel wieder einmal in den Schlagzeilen sei, kann für die SPD kein Grund zur Freude sein.  „Nein, das ist außer für Herrn Lindner und seine Heirats-Festival-Entourage kein Grund, sich für unsere Insel zu freuen“, so der SPD-Ortsverein Sylt.

„Höfische Pracht und hemmungsloses Luxusgehabe“

„Von diesem dreitägigen  Festival geht ein völlig falsches Signal aus für unsere Insel und auch für die Politik im allgemeinen“, so  Gemeindevertreter Gerd Nielsen und Ortsvereinsvorsitzender Peter Marnitz.  Die Kommunalpolitiker ziehen in Zweifel, dass in Zeiten eines Krieges, der Corona-Krise und der auch auf Sylt wachsenden Armut, so öffentlichkeitswirksam „höfische Pracht und hemmungsloses Luxusgehabe“ präsentiert werden müsse, heißt es in der Stellungnahme.

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„Wir gönnen jedem sein privates Glück und freuen uns natürlich, wenn man dieses Glück auf unserer Insel findet. Es ist aber ein Unterschied, ob ich als vom Volk gewählter Politiker privat und diskret  genussvoll feiere, oder mich ins Scheinwerferlicht dränge und in feudalem Stil meine Festivität  öffentlich zelebriere“, kritisieren Nielsen und Marnitz das dreitägige „Vermählungs-Festival“ des Bundesfinanzministers.

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Wer kurz vor seiner „Prunkfeier“ noch die Wiedereingliederungshilfen für Langzeit-Arbeitslose von 609 Millionen Euro auf fünf Millionen herunterkürzen will und „sich dann so  hemmungslos präsentiert“, könne, so die SPD-Politiker, nur als „abgehoben“ bezeichnet werden.  „Das fördert das Vorurteil gegen ,die Politiker, die nur an sich selbst denken und sowieso machen,  was sie wollen‘. Für uns als ehrenamtliche Kommunal-Politiker ist so ein Verhalten ein Schlag ins  Gesicht“, empört sich der Vorstand des SPD-Ortsvereins Sylt.

Das fördere die schon weit verbreitete  Politik-Verdrossenheit.  Dazu komme auch, dass durch solche „Events“ das Image Sylts als „Insel der Reichen und Schönen“  wieder zementiert werde. Dass auf der Insel gut 18.000 Menschen leben, die sich vielfach mit harter  Arbeit ein bescheidenes Leben ermöglichen, werde dabei völlig außer Acht gelassen.  

Kritik auch an der Teilnahme von Kanzler Scholz (SPD)

In diesem Zusammenhang wird auch der Besuch von Kanzler Olaf Scholz (SPD) kritisch gesehen, der sonst seine Urlaube äußerst diskret auf der Insel  verbringe, heißt es weiter in der Stellungnahme.

„Praktisches Steuerspar-Modell“

Pikant finden die Sylter Genossen auch, dass Lindner und seine Frau in der evangelischen Kirche St. Severin getraut wurden,  obwohl beide nicht der Kirche angehören sollen. „Das ist ein praktisches Steuerspar-Modell des  Finanzministers“, kommentieren Nielsen und Marnitz: „Keine Beiträge zu zahlen und trotzdem Leistungen in Anspruch zu nehmen, das ist nicht unsere Art. Zu den Grundprinzipien unserer Partei  gehört Solidarität und nicht so deutlich zur Schau getragener Egoismus.“  

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