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Lesen für die Lütten: Diese Kinderbücher liebt die shz-Redaktion

Lesen für die Lütten: Diese Kinderbücher liebt die shz-Redaktion

Diese Kinderbücher liebt die shz-Redaktion

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Flensburg
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Vater liest mit Kind: Der 2. April widmet sich weltweit dem Kinderbuch. Foto: www.imago-images.de/shz.de

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Gibt es wundervolleres Schriftwerk als Kinderbücher? Nein, heute jedenfalls nicht. Das sind die Favoriten der Redaktion zum Internationalen Kinderbuchtag.

Der dänische Märchenautor Hans Christian Andersen wurde am 2. April geboren. Natürlich ist es kein Zufall, dass an eben diesem Datum – und das bereits seit 1967 – der Internationale Kinderbuchtag (ICBD = International Children‘s Book Day) gefeiert wird.

Wir haben uns zu diesem Anlass bei unseren Kollegen erkundigt, welche Kinderbücher ihre Favoriten sind. Das eine oder andere dürfte Sie überraschen oder bestenfalls inspirieren.

„Ausflug zum Mond“ von John Hare

Dieses Buch feiert die Fantasie. Einerseits die der Hauptfigur, ein Kind, das auf einem Klassenausflug zum Mond vergessen wird und anschließend die graue Welt der Mondbewohner bunter macht.
Andererseits die der Kinder.

Das ganze Buch kommt ohne Text aus und ob sich unter den weißen Raumanzügen Jungen oder Mädchen, Lehrer oder Lehrerin verbergen, das entscheidet jedes Kind für sich alleine. Aus der Reihe gibt es zwei mindestens ebenso bezaubernde Bücher: „Tief im Ozean“ und „Die Vulkaninsel“.  /Claudia Resthöft

Erschienen im Moritz-Verlag 2019, 14 Euro

„Emmas Einhorn“ und die „Prinzessin in der Tüte“

Einhörner und Prinzessinnen – ist ja klar bei zwei Töchtern, denkt man. Aber diese Kinderbücher, die ich beinahe jeden Abend (sehr gern) vorlese, sind anders. Da geht es nicht um plüschige, bunte Pferdchen, die über rosa Wolken hüpfen oder Königstöchter, die unbedingt schön sein und heiraten wollen.

In „Emmas Einhorn“ von Briony May Smith zieht die kleine Emma weg aus der Stadt raus aufs Land und fühlt sich furchtbar allein, bis ein ebenso verlassenes Einhorn-Fohlen ihren Weg kreuzt. Das Einhorn ist genau so lange für Emma da, bis sie eine Freundin gefunden hat und in der neuen Heimat angekommen ist.

Und „Die Prinzessin in der Tüte“ von Robert Munsch schert sich nicht perfekte Outfits oder gekämmte Haare. Als ein Drache ihre Burg mitsamt Hab und Gut abfackelt und den Prinzen entführt, zieht sie kurzerhand nur mit einer Tüte bekleidet los, um den Königssohn zu retten. Als sie es schafft und statt Dankbarkeit nur Genörgel zu hören bekommt, macht sie einfach auf dem Absatz kehrt. Zwei schöne Kindermärchen mit einer kleinen, aber nicht plumpen Moral. /Ann-Kathrin Clausen

„Emmas Einhorn“ ist erschienen im Esslinger Verlag, 2021 (10. Auflage)
„Die Prinzessin in der Tüte“ ist erschienen im Ravensburger Buchverlag, 2014 (6. Auflage)

„Der Räuber Hotzenplotz“ von Ottfried Preußler

Es gibt nur dieses eine Kinderbuch, dessen abendlicher Vortrag mich nicht erfolglos gegen den Schlaf ankämpfen lässt. Räuber Hotzenplotz‘ Pfefferpistole ist nun auch mal ein mächtiges Schwert gegen den Sandmann! Wenn dann endlich der große Zauberer Petrosilius Zwackelmann die Bühne des Kinderzimmers betritt, wird er bei mir unweigerlich auf Teufel komm raus sächseln. Ich kann zwar gar nicht sächseln, aber es kommt bei der Figur so über mich, jedes Mal, völlig enthemmt!

Das reiht sich ein in diese schrullige Verniedlichung des Bösen bei Ottfried Preußler. Plotzenhotz selber ist in meiner Darbietung übrigens ein Waldschrat gewordener Hanseat. Am Ende wird der großnäsige Kaffeemühlendieb fast schon biblisch sagen: „Nix ist lästiger auf der Welt, als STändig den bösen Mann zu SPielen!“. Das nimmt sich Vaddi dann auch zu Herzen. /Götz Bonsen

„Opapi-Opapa – Besuch von den Krawaffels“ von Paul McCartney

Paul McCartneys erstes Bilderbuch – ist nicht nur ein wahrer (Vor-)Lese-Genuss für Beatles-Fans! In der Geschichte erleben Opapa und seine vier Enkel, die Krawaffels, eine fabelhafte Magiereise in einem abenteuerlichen Gefährt. Gemeinsam geht es mit dem Zauberkompass durch die Luft und unter Wasser an die ungewöhnlichsten Orte – dabei suchen die fünf Abenteurer eine ganz besondere Person.

„Opapi-Opapa – Besuch von den Krawaffels“ ist ein Buch, das auch den erwachsenen Vorleser begeistern kann – wenn er es zulässt. Das im September 2019 erschienene Buch mit 40 Seiten eignet sich für Kinder ab vier Jahren. /Lea Sarah Pischel 

„Opapi-Opapa – Besuch von den Krawaffels“ ist erschienen im Verlag Penguin Random House.

„Kalle und Elsa – ein Sommerabenteuer“ von Jenny Westin Verona

Kein Bösewicht, keine Prinzessin, kein erhobener Zeigefinger. Ein sensibler Kalle, eine draufgängerische Elsa. Beste Freunde und ein Nachmittag am Strand (der gut und gerne ein hiesiger Naturstrand in der Nebensaison sein könnte). Ganz unaufgeregt und doch so aufregend. Denn in den – fantastischen – Illustrationen und Erzählungen zeigt sich, was die kindliche Vorstellungskraft so zu erschaffen im Stande ist.

Die Kalle und Elsa-Reihe kommt ganz ohne Klischees aus. Gemeinsam und gleichberechtigt spinnen die beiden Freunde an ihren fantastischen Geschichten über Strandlöwen, Riesenkraken und Piratenschätze. Der erwachsene Vorleser erinnert sich vielleicht zurück an die unbeschwerten Sommertage seiner Kindheit; Kinder fühlen sich da abgeholt, wo sie sich jeden Tag am liebsten aufhalten: In ihrer Fantasie. „Kalle und Elsa – ein Sommerabenteuer“ kommt mit wenig Text aus und eignet sich für Kinder ab drei Jahren. / Sarah Sauerland

„Kalle und Elsa – ein Sommerabenteuer“ ist erschienen im Bohem-Verlag.

„Lichterland – die Suche nach dem magischen Amulett“ von Carolin Jelden

Denken Sie an den perfekten Sommerabend: Ein Feuer knistert, in Baum und Busch hängen Lampions und Lichterketten, womöglich tanzen sogar die Glühwürmchen am Rande dieser Szene. So muss sich Lichterland anfühlen. Hier schafft es die Sonne nie so wirklich an den Himmel, aber Bewohner, Flora und Fauna sorgen mit allerlei Gefunkel, Geglitzer und Geleuchte dafür, dass die Dunkelheit nie gewinnt.

Für die Geschichte selbst – zwei Kinder erleben auf der Suche nach einem magischen Amulett viele spannende Abenteuer – wurde sicherlich das Rad nicht neu erfunden. Doch die Autorin hat mit ihren stimmungsvollen Erzählungen vom Lichterland einen magischen Ort erschaffen, der es selbst Eltern schwer macht, das Buch wieder aus der Hand zu legen.

Toll für Kinder ab fünf Jahren, eignet sich aber auch noch bis weit ins Selbst-Lese-Alter hinein. /Sarah Sauerland

„Lichterland – die Suche nach dem magischen Amulett“ ist erschienen im Ellermann-Verlag.

„Petterson und Findus“ von Sven Nordqvist

Tipp für alle Väter, die dazu neigen, beim abendlichen Vorlesen vor ihren Kindern einzuschlafen: „Petterson und Findus“ von Sven Nordqvist.

Die herrlich schrulligen Bilderbücher über einen älteren Mann und seinen Kater, der der Chef im Haus ist und für allerlei Pannen und Abenteuer sorgt, sind urkomisch und auch beim x-ten Nachlesen überraschend.

Dazu tragen die Mucklas, kleine Trolle, ebenso bei wie gesprächige Hühner oder das eine oder andere Rindvieh. Wunderbar gezeichneter nordischer Humor für alle Altersklassen. Hält wach. /Stefan Hans Kläsener

Die „Petterson und Findus“-Buchreihe ist erschienen im Oetinger-Verlag.

„Kishon‘s schönste Geschichten für Kinder“ von Ephraim Kishon

Der Satiriker Ephraim Kishon beginnt seine Kurzgeschichten jedes Mal mit einer ganz alltäglichen Situation im Familienleben, die auch heute, vierzig Jahre nach Erscheinen des Buches, nichts an Aktualität eingebüßt hat.

Zum Beispiel berichtet er von seinem Sohn, der einfach nicht schlafen gehen will, einer immer wieder verschenkten Pralinen-Packung oder dem außer Rand und Band geratenen Sammeln kleiner Klebebildchen. Was alltäglich beginnt, eskaliert nach kurzer Zeit in die wundervoll komischen und zugleich scharfsinnigen Satiren, für die Kishon bekannt ist.

Meine Mutter mochte Kishon und das Buch war eine perfekte Möglichkeit, mir vorzulesen und sich dabei auch selbst gut zu unterhalten. Die verzweifelten Erziehungsversuche eines Vaters und seiner „besten Ehefrau von allen“ haben uns beide immer wieder zum Lachen, Kringeln, Kichern und Schmunzeln gebracht. /Julia Weilnböck

„Kishon‘s schönste Geschichten für Kinder“ erschienen im Tosa-Verlag.

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