Energiewende

Land will Nachschlag für die Windkraft

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SHZ
Flensburg
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Foto: Jochen Tack via www.imago-images.de

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Die Landesregierung hält mehr als die bisherigen zwei Prozent der Landesfläche für nötig, um genug Windkraft für die Energiewende zu erzeugen. Das wurde beim Jubiläum des Windenergie-Studiengangs in Flensburg deutlich.

Die Landesregierung stellt sich darauf ein, dass zwei Prozent der Fläche Schleswig-Holsteins zum Erzeugen von Windenergie nicht genügen werden. Das verdeutlichte der Leiter der Abteilung für Energiewende und Klimaschutz im Kieler Energiewendeministerium, Johannes Grützner, auf einem Festakt zum zehnjährigen Jubiläum des Wind Energy Technology Institute der Hochschule Flensburg.


Die Regionalpläne für diesen Flächenanteil waren erst Anfang des Jahres in Kraft getreten. Jedoch seien für Schleswig-Holstein „zwei Prozent nicht genug“, so der Spitzenbeamte. Er verwies darauf, dass das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie erst vor 14 Tagen die Zielmarken für ganz Deutschland bis zum Jahr 2045 von 600 auf 1000 Terrawattstunden heraufgesetzt habe. „Wir aus Schleswig-Holstein haben schon oft an den Bund herangetragen, dass die bisherigen Zahlen nicht richtig waren“, sagte Grützner. Das Land rechne damit, dass bei den Ampel-Koalitionsverhandlungen in Berlin nochmals aktualisierte Mengenziele für erneuerbare Energien festgelegt werden und für das komplette Bundesgebiet aufgezeigt wird, welches Land wie viele Flächen zur Verfügung stellt.

Grützner vertrat in Flensburg Staatssekretär Tobias Goldschmidt, der für die Grünen an den Koalitionsverhandlungen in der Bundeshauptstadt teilnimmt.

Rückenwind kam von Claudia Kemfert, Professorin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin. Sie betonte: Windkraft an Land sei „sehr kosteneffizient“. Windenergieforschung wie in Flensburg mit ihrem hohen Praxisbezug trage dazu bei. Viele Ideen testen die beteiligten Wissenschaftler an einer Forschungsanlage auf dem einstigen Marineflugplatz in Eggebek etwa 25 Kilometer südlich der Stadt.

Bis zu 500 Bewerber aus aller Welt je Semester um 30 Plätze

Maßgeblich dank zehn Stiftern überwiegend aus der Unternehmenslandschaft bildet das Wind Energy Technology Institute in jeweils zwei Jahren Ingenieure mit vorherigem Bachelor zu Spezialnachwuchs für die Windkraft aus. Auf die 30 Plätze je Semester kommen 200 bis 500 Bewerber, darunter auch zahlreiche etwa aus Indien, Südamerika oder Nordafrika. Der Masterstudiengang wird in Kooperation mit der Fachhochschule Kiel angeboten – ein ortsübergreifendes Modell, das deren Rektor Prof. Björn Christensen als Modell auch für andere Studiengänge sieht.


Nach Einschätzung des Chefs der Hochschule Flensburg, Prof. Christoph Jansen, ist das Output des Wind Energy Technology Institute vergleichbar mit den Forschungsleistungen einer Universität – und das trotz viel höherer zusätzlicher Lehrverpflichtung der Professoren und ohne sonderlichen akademischen Mittelbau. „Klimaschutz braucht nicht nur Verbote, sondern auch Erkenntnisse und Lösungen“, sagte Jansen mit Blick auf den Jubiläums-Studiengangs.

Bessere Aerodynamik für Rotorblätter und Windräder aus Holz

Forschungsprojekte des Flensburger Instituts haben unter anderem das aerodynamische Verhalten von Rotorblättern optimiert und Mühlen damit effizienter gemacht. Ebenso haben die Wissenschaftler einen Windrad-Typ aus Holz entwickelt, der das Material der Anlagen nachhaltig machen und zugleich die Reycling-Problematik herkömmlicher Windräder aus Verbundstoffen lösen soll. Aktuell tüfteln die Flensburger etwa an Windkrafttürmen mit drehbaren Füßen. Das könnte die Windausbeute verbessern helfen, weil sich die Anlagen dann besser der jeweils herrschenden Windrichtung anpassen ließen.

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