Harrislee

Konkurrenz zur Kommunalwahl 2023: Grüner Ortsverband gründet sich

Konkurrenz zur Kommunalwahl 2023: Grüner Ortsverband gründet sich

Grüner Ortsverband gründet sich

Antje Walther/shz.de
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Sieben auf einen Streich: Die Grünen-Gründungsmitglieder in Harrislee-Kupfermühle mit (von links) Mark Heinze, Hilde Heyden, Petra Ohlsen, Hendrik Schött, Tanja Wulf, Petra Simon und Jutta Lynen. Foto: Staudt/shz.de

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Ein Gruppe von sieben Harrisleern aus Wassersleben hat sich in der Gemeinde als Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen gegründet. Nächstes Ziel ist, am 14. Mai 2023 bei der Kommunalwahl anzutreten.

Die Gründung der Grünen in Harrislee geht auf Parkplätze zurück. Denn rund 100 davon sollten im Zuge der neuen Uferpromenade von Wassersleben hinzukommen. Das rief Anwohner auf den Plan, die im Sommer 2021 eine Bürgerinitiative gründeten und sich in die Politik einmischten. Aus dieser Gruppe ist nun der Ortsverband von Bündnis 90 / Die Grünen in Harrislee hervorgegangen mit sieben Gründungsmitgliedern aus Wassersleben.

Es habe sich herausgestellt, so erinnert sich Petra Simon, dass von den geplanten Stellplätzen 50 für die Erweiterungspläne des Hotels und 30 dem Segelverein zur Verfügung gestellt werden sollten.

Positiver Effekt des 9-Euro-Tickets auf Verkehr in Wassersleben

Für das eigentliche Parkplatzproblem an der beliebten Strandpromenade würde damit also keine Lösung geschaffen, resümiert sie. Und es sei nicht einzusehen, dass in der heutigen Zeit, sagt Simon, „die Natur noch mehr zugepflastert“ werde. Der Effekt des 9-Euro-Tickets habe sich deutlich in der Verkehrsentlastung in Wassersleben bemerkbar gemacht, betont die 57-Jährige. Und noch zu Zeiten der Bürgerinitiative sagte Mark Heinze: „Was wir fordern, ist, ökologisch zu denken.“

Petra Simon und Mark Heinze sind die beiden ersten Vorsitzenden des Ortsverbands. Außerdem zählen Hilde Heyden, Jutta Lynen, Petra Ohlsen, Tanja Wulf und Henrik Schøtt zu den Grünen der ersten Stunde.

Um tatsächlich in politischen Entscheidungsprozessen gehört zu werden, stand zunächst die Idee einer Wählergemeinschaft im Raum, berichtet Heinze. Der 47-Jährige arbeitet als kaufmännischer Angestellter in Pattburg. Zwar habe es über das Parkplatzthema Gespräche und Austausch mit Verwaltung und Politik gegeben. Doch oft passe nicht zusammen, was geredet werde und tatsächlich geschehe.

Weiteres Beispiel: Einerseits gehe man gegen „Gärten des Grauens“ von Privatleuten vor, „andererseits will man ein Landschaftsschutzgebiet zubauen“, moniert Heinze. „Da muss ein bisschen mehr passieren“, findet er.

Warum also kleckern? Die gründungswilligen Bürger machten sich beim Kreisverband in Schleswig schlau, was es zum grünen Ortsverband braucht. Dass es leichter sei als angenommen, ließ sich in der unmittelbaren Nähe beobachten.

Denn erst im Juni hatte sich im Amt Schafflund ein grüner Ortsverband gegründet, im September zog Langballig-Hürup nach. Jetzt mit Harrislee hat sich binnen eines Jahres die Zahl der Ortsverbände im Kreis von sechs auf neun gesteigert.

Frauenstatut und Satzung verbindlich

Die Flensburger Grünen seien natürlich „hinterher“, dass etwas in der Nachbargemeinde Harrislee passiert. Was dort passiert, sei auch relevant für Flensburg, sagt Leon Bossen, Kreisvorsitzender der Grünen Flensburg. Die aktuelle Dynamik habe aus seiner Sicht mit der „omnipräsenten großen Politik“ und der bevorstehenden Kommunalwahl zu tun, vermutet Leon Bossen.

Zur Gründung seien die Satzung und das Frauenstatut verbindlich, also, dass der Ortsverband auch eine Frau als Sprecherin haben muss und mindestens die Hälfte der Gremien mit Frauen besetzt sind, erläutert Bossen. Die Fragerunde zu dem Punkt während der Gründung empfand er als „spannend“. Um zur Kommunalwahl anzutreten, brauchen die Harrisleer ein Dutzend Mitglieder, die die Wahlkreise vertreten.

Warum es bislang keinen grünen Ortsverband dort gegeben habe, kann er sich auch nicht so recht erklären. Leon Bossen, der auch Mitarbeiter im Wahlkreisbüro von Robert Habeck ist, richtet vom Flensburger Bundestagsabgeordneten Glückwünsche aus. Und Bossen selbst ist sich sicher, dass die Grünen den anderen Parteien „gefährlich“ werden können.

Gemeindevertretung Harrislee besteht bislang aus SSW, CDU und SPD

In der laufenden Wahlperiode zählt die Gemeindevertretung Harrislee 23 Mitglieder, davon acht in der SSW-Fraktion, je sieben von CDU und SPD sowie ein fraktionsloses Mitglied.

Zur Kommunalwahl am 14. Mai 2023 anzutreten, ist erklärtes Ziel der sieben Gründungsmitglieder, die sich als „bunt gemischten Haufen“ bezeichnen – mit dänischer Minderheit, Angestelltem, Unternehmer, Rentnerin.

Gründungsmitglied Hilde Heyden, 82 Jahre und ursprünglich aus Krefeld, ist wichtig, „dass das, was uns bewegt, auch berücksichtigt wird.“ Und sie ahnt, dass das Schwierigste erst noch kommt. Sprecherin Petra Simon findet, dass die Grünen einfach in die politische Landschaft hineingehören und eine Bereicherung sind.

Weitere Harrisleer gesucht, die sich im grünen Ortsverband engagieren möchten

Die 57-Jährige, die seit zweieinhalb Jahren in Wassersleben wohnt, würde sich „wahnsinnig freuen, wenn sich auch kritische junge Leute“ den Harrisleer Grünen anschließen, auf Augenhöhe mitmachen und durch ihre Sicht auf die Dinge dabei helfen, „Trampelpfade“ zu verlassen und zu verändern. „Ohne verbissen zu werden“, betont Simon, sie wisse aber, „dass man in manchen Bereichen Druck machen muss, um etwas zu bewegen.“

Die Voraussetzung, sich dem Ortsverband anzuschließen, ist der Wohnort Harrislee. Sprecher Mark Heinze ist überzeugt, dass die Grünen-Gründer den richtigen Zeitpunkt erwischt haben. Er ahnt, dass „viel Arbeit“ auf sie zukomme, „aber die wird sich lohnen“.

Heinze wünscht sich wie seine Mitstreiter ganz klar „bürgernahe Politik“, eine, die nicht darauf warte, was in Kiel oder Berlin entschieden werde, sondern selbst die Themen vor der Tür sieht und setzt.

Der 47-Jährige weiß auch, dass man „nicht von heute auf morgen alles verändert“, aber frischen Wind reinbringen, das sollen die neuen Grünen – „sonst bleibt man stehen“. So träumt er beispielsweise von einem energieautarken Harrislee, hat sich auch schon mit Experten darüber unterhalten. Man müsse sehen, was geht. Denn Politik versteht er als Austausch.

Interessierte sind zur nächsten öffentlichen Sitzung des Ortsverbands herzlich willkommen: am Sonntag, 4. Dezember, um 17 Uhr im Café LaFe, Kupfermühle.

 

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