Schleswig-Holstein

Gastronomie vor dem Super-GAU? Tausende Stellen sind unbesetzt

Gastronomie vor dem Super-GAU? Tausende Stellen sind unbesetzt

Gastronomie vor dem GAU? Tausende Stellen sind unbesetzt

Inga Gercke/shz.de
Kiel/Flensburg
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In ganz Schleswig-Holstein fehlt Personal in der Gastronomie. Schon jetzt können einige Betriebe das Problem kaum in den Griff bekommen. Foto: dpa-Zentralbild/shz.de

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Der Personalmangel in der Gastronomie zwingt viele Betriebe in Schleswig-Holstein in die Knie. Lösungen für das Problem gibt es kaum.

Für viele Gastronomen ist die Sommersaison besonders wichtig. Doch bereits jetzt können viele Betriebe den Gästeandrang kaum händeln, es fehlt vielerorts an Personal. Die Konsequenzen: Gerichte werden von der Karte gestrichen, Plätze zurückgebaut, weitere Ruhetage eingeführt. Das Problem ist nicht neu, eine Lösung nach wie vor nicht in Sicht. „Hätten wir einen Masterplan, dann wären wir nicht in dieser Situation“, sagt Stefan Scholtis, Präsident des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga Schleswig-Holstein.

Tausende Stellen in der Gastro-Branche in SH unbesetzt

Laut Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit (BA) sind in Schleswig-Holstein aktuell 1750 sozialversicherungspflichtige Stellen in der Gastronomie sowie 420 Ausbildungsplätze unbesetzt. Die tatsächliche Anzahl an offenen Stellen dürfte allerdings höher liegen, da nicht jede offene Stelle gemeldet wird.

Woher kommt das Problem in Gastronomie?

Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen gibt der Pandemie eine Mitschuld am Personalmangel. Viele Arbeitnehmer hätten sich während dieser Zeit umorientiert. „Ein weiterer Grund sind die nach wie vor die für Fachkräfte als unattraktiv empfundenen Arbeitsbedingungen“, so Madsen. Gemeint ist damit das Arbeiten im Schichtbetrieb, am Wochenende und Feiertagen. 

Scholtis kennt diese Argumente, sieht aber auch die Anbindung einiger Betriebe problematisch. „Es gibt Gegenden, da fährt abends kein Bus mehr. Da kommt man dann nicht weg. Wenn der ÖPNV im Rest des Landes so ist wie in Kiel, dann aber gute Nacht.“ Auch das Thema Gehalt spiele eine eher nebengeordnete Rolle. Da könne man sich mit dem Arbeitgeber abstimmen, so Scholtis.

Scholtis’ Meinung nach hapere es oft an der Einstellung der Menschen. „Man muss sich schon entscheiden, ob man Geld verdienen oder viel Freizeit haben will“, sagt er. Verantwortlich macht er dafür die Politik. „Ständig hört man von der Vier-Tage-Woche. Wie soll das gehen? Das Leben ist eben kein Zuckerschlecken.“

Mehr Karriereperspektiven in der Gastronomie nötig

Wie aber das Personalproblem lösen? Die Rekrutierung ausländischer Arbeitskräfte könne Abhilfe schaffen, sind sich Madsen und Scholtis einig. Ähnlich sieht das Markus Biercher, Chef der Regionaldirektion Nord der BA. Er sieht aber auch die Betriebe in der Pflicht. „Sie müssen Attraktivität insbesondere für Jugendliche, aber auch für Quereinsteiger und Berufsrückkehrerinnen weiter steigern, etwa durch Patensysteme, innovative und flexible Arbeitszeitkonzepte, verstärkte Personalentwicklungsangebote und Karriereperspektiven  –  bis hin zu Incentives und Bonussystemen“, sagt er. 

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