Wirtschaft im Norden

Düstere Aussichten: Betriebe in SH blicken pessimistisch in die Zukunft

Düstere Aussichten: Betriebe in SH blicken pessimistisch in die Zukunft

Betriebe in SH blicken pessimistisch in die Zukunft

SHZ
Schleswig-Holstein
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Vor allem der Einzelhandel sieht ein wirtschaftlich schlechtes Jahr vor sich. Foto: Nicole Buchmann/shz.de

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Fachkräftemangel, explodierende Preise, Lieferprobleme – der Wirtschaft im Land stehen schwere Zeiten bevor. Einige Branchen sind weniger betroffen, andere besonders stark. Auch die Verbraucher trifft es.

Erst seit zwei Wochen ist der neue IHK-Präsident Hagen Goldbeck im Amt und kommt gleich mit schlechten Nachrichten: Denn die schleswig-holsteinische Wirtschaft schaue in den meisten Branchen „sehr pessimistisch auf die kommenden 12 Monate“, sagt er am Mittwoch.

Zusammen mit Björn Ipsen, dem Hauptgeschäftsführer der IHK Schleswig-Holstein, stellte er den Konjunkturklima-Index aus dem vierten Quartal 2021 vor. Der Tenor: Die aktuelle Lage sei in vielen Betrieben „solide“, der Blick in die Zukunft aber dunkel.

Was ist der Konjunkturklima-Index?

Über den Konjunkturklima-Index werden regelmäßig Betriebe aus Schleswig-Holstein zu ihrer wirtschaftlichen Einschätzung befragt. Es geht um die aktuelle Einschätzung der Situation und den Ausblick auf die kommenden Monate.

Maximal können bis zu 200 Punkte vergeben werden. Der am Mittwoch vorgestellte Konjunkturklima-Index der Industrie- und Handelskammern Flensburg, Kiel und Lübeck sank im vierten Quartal 2021 von 116,4 auf 111,5 Punkte und damit annähernd auf den langjährigen Durchschnitt.

Wirtschaft erholt sich nur langsam

Mit Blick auf die Corona-Krise habe sich die Wirtschaft zwar wieder etwas erholt, „allerdings zeigen unsere Umfragen, dass sich der Erholungsprozess deutlich länger hinzieht, als wir gehofft hatten“, sagt Goldbeck.

Hauptproblem: Fachkräftemangel sowie steigende Energie- und Rohstoffpreise

Dafür gibt es unterschiedliche Gründe. „Vor allem der Fachkräftemangel ist nach wie vor der Hauptrisikofaktor in der Wirtschaft“, sagt Ipsen. Hinzugekommen sei nun auch das Problem der steigenden Energie- und Rohstoffpreise sowie wirtschaftliche Rahmenbedingungen, sprich die politischen Corona-Maßnahmen, die den Betrieben Sorge bereiteten.

Dazu verhinderten die anhaltenden Lieferengpässe einen positiven Blick in die Zukunft. Neun von zehn Unternehmen (89 Prozent) haben mit den Auswirkungen von Lieferschwierigkeiten zu tun.

Baubranche boomt

In der Baubranche sei die Lage aktuell gut. „Im Baugewerbe gibt es eine extrem gute Auftragslage“, sagt Goldbeck. Doch durch Lieferengpässe komme es zu höheren Einkaufspreisen und längeren Wartezeiten. Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen (53 Prozent) könne aktuelle Aufträge nicht abschließen. Die Baubetriebe gehen davon aus, dass sich dieser Boom fortsetze. Allerdings werden die Preiserhöhungen an die Kunden weitergegeben: Auftragsgeber müssen also tiefer in die Tasche greifen.

Sorge um den Einzelhandel

„Der Einzelhandel ist das große Sorgenkind“, sagt Goldbeck. Hier zeigten sich die Pandemieauswirkungen besonders deutlich: Sowohl die aktuelle Lage wie auch die Geschäftsaussichten beurteilen die Betriebe schlecht. Zudem stellt die Branche kräftige Preisanstiege in Aussicht. Die Verkehrs- und Logistikbranche hat ebenfalls kaum Grund zur Freude. Hier seien es vor allem die gestiegenen Energiepreise, die diesem Wirtschaftszweig aktuell und in Zukunft Steine in den Weg legten.

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